Bangkok. Das Blut mischt sich mit dem Dreck der Straße. Männer in roten Hemden und T-Shirts kippen es literweise aus Plastikkanistern auf den Asphalt vor den stabilen Metallzaun des thailändischen Regierungsgebäudes. "Das Blut des Volkes verbindet sich im Kampf für Demokratie", ruft Nattawut Saikua, einer der Führer der Demonstranten. Die Menschen um ihn herum jubeln. "Wenn Abhisit in seinem Büro arbeitet, wird er daran erinnert werden, dass er auf dem Blut des Volkes sitzt", fügte er hinzu.

Das Blutvergießen der Regierungsgegner ist der provokante Höhepunkt ihrer Proteste. Die Anhänger des 2006 gestürzten Ministerpräsidenten Thaksin Shinawatra, die seit dem Wochenende in Bangkok gegen Ministerpräsident Abhisit Vejjajiva und seine Demokratische Partei demonstrieren, ließen sich gestern 300 Liter Blut abnehmen.

Tausende standen den ganzen Tag über für die Blutspende Schlange. In Zelten nahmen Ärzte und Krankenschwestern den Demonstranten Blut ab und füllten es in Plastikflaschen. Kurz nach dem inszenierten Blutvergießen rückten Reinigungskräfte in weißen Schutzanzügen, mit Gesichtsmasken und Gummihandschuhen an und säuberten den Platz vor dem Regierungsgebäude. Gesundheitsorganisation warnten vor der Aktion der Protestler wegen der Ansteckungsgefahr mit HIV und Hepatitis.

Das Blut sei eine "Opfergabe", um die Liebe der Demonstranten zu ihrem Heimatland und ihre Ernsthaftigkeit unter Beweis zu stellen, sagte Veera Musikapong, ein Anführer der "Rothemden". Diese sehen es als ein Ritual, mit dem die Regierung verflucht werde. Und es ist Ausdruck ihrer Forderung nach Demokratie.

Rund 90 000 Regierungsgegner harren seit dem Wochenende in Bangkok aus, wo sie am Sonntag gegen die Regierung demonstrierten. Ministerpräsident Abhisit, der sich mit weiteren Regierungsvertretern auf eine Armeebasis am nördlichen Stadtrand von Bangkok zurückgezogen hat, wies die Rücktrittsforderung zurück und ließ ein entsprechendes Ultimatum verstreichen. Gestern wandte er sich erneut in einer Fernsehansprache an das Land und schloss eine Auflösung des Parlaments abermals aus. Die Entscheidung über mögliche Neuwahlen könne nicht von den Demonstranten und der Regierung getroffen werden, sondern gehe das ganze Land an.

Seit Jahren brodelt es schon in Thailand. Wahlbetrug, Massenproteste, ständige Regierungswechsel und sogar ein Militärputsch lassen das einst stabile Land in Südostasien nicht zur Ruhe kommen. Die demonstrierenden "Rothemden" stammen vor allem aus dem ärmlichen Norden Thailands. Die aktuelle Regierung bezeichnen sie als undemokratisch. Ihr politischer Anführer, der gestürzte Premier Thaksin, flüchtete 2008 ins Ausland, um einer Haft wegen Korruption zu entgehen.