Bei Straßenschlachten zwischen den sogenannten Rothemden und der Armee starben nach Angaben von Rettungskräften mindestens 21 Menschen.

Bangkok. Nach wochenlangen Protesten der Regierungsgegner in Thailand ist die Lage in der Hauptstadt Bangkok am Wochenende eskaliert. Bei Straßenschlachten zwischen den sogenannten Rothemden und der Armee starben nach Angaben von Rettungskräften mindestens 21 Menschen, darunter vier Soldaten, mindestens 825 Menschen wurden verletzt. Die oppositionellen Rothemden forderten erneut energisch den Rücktritt der Regierung.

Die Auseinandersetzungen zwischen den Rothemden und der Armee waren im Laufe des Samstags eskaliert. Abhisits Regierung hatte zehntausende Sicherheitskräfte mobilisiert, um gegen die seit Wochen protestierenden Rothemden vorzugehen. An mehreren Stellen Bangkoks bezogen Soldaten in gepanzerten Fahrzeugen Stellung. Die Sicherheitskräfte setzten nach Angaben der Armee Tränengas und Wasserwerfer ein. Es vielen zahlreiche Schüsse. Die Regierungsgegner schleuderten Steine auf die Soldaten und warfen die Tränengaspatronen zurück. Unter den mehr als 800 Verletzten sollen rund 200 Sicherheitskräfte sein.

Am Samstagabend zeugten Blutlachen von der Gewalt im historischen Stadtbezirk nahe der bei Rucksacktouristen beliebten Khaosan Road. Von den Protesten war auch die Stadt Chiang Mai im Norden betroffen. „Wir fordern Ministerpräsident Abhisit Vejjajiva auf, sofort zurückzutreten und das Land zu verlassen“, sagte Nattawut Saikuar, einer der Anführer der Oppositionellen.

Die Rothemden riefen Thailands König Bhumibol Adulyadej auf, einzugreifen, um weiteres Blutvergießen zu vermeiden. „Wird jemand den König darüber informieren, dass seine Kinder mitten auf der Straße ohne Rechtsprechung getötet wurden?“, fragte Jatuporn Prompan, einer der Anführer der Rothemden. Der König gilt im politisch zerstrittenen Land als einigende Kraft.

Ministerpräsident Abhisit bekundete sein Beileid für die Opfer und kündigte eine unabhängige Untersuchung an, lehnte den von den Demonstranten geforderten Rücktritt aber erneut ab. „Ich und meine Regierung werden weiterhin daran arbeiten, die Situation zu klären“, sagte er in einer Fernsehansprache.

Abhisit hatte am Mittwoch den Ausnahmezustand verhängt, nachdem die Rothemden das Parlament gestürmt hatten. Abhisits Sprecher erklärte, es sei „nicht in Richtung der Demonstranten“ geschossen worden, die Waffen seien nur zur Verteidigung genutzt worden und um „in die Luft zu schießen“.

Der Sonntag verlief weitgehend ruhig. Am Abend zogen hunderte Demonstranten durch die Hauptstadt und gedachten der getöteten Zivilisten, unter ihnen auch ein japanischer Kameramann der Nachrichtenagentur Reuters. Sie trugen rote Särge durch die Straßen, beteten und schwenkten thailändische Fahnen.

Die Rothemden fordern den Neuwahlen. Sie werfen Abhisit vor, nur im Interesse der Eliten zu regieren. Die Oppositionellen sind Anhänger des 2006 gestürzten Regierungschefs Thaksin Shinawatra und stammen aus den ländlichen, ärmlichen Gegenden im Norden Thailands. Thaksin sprach den Opfern über den Internetdienst Twitter am Sonntag sein Beileid aus und erklärte: „Ich möchte die Regierung und die Armee daran erinnern, dass auch die Rothemden Thailänder sind.“

Die USA riefen die Konfliktparteien zur Zurückhaltung auf. Regierung und Opposition müssten den Konflikt mit friedlichen Mitteln beilegen, sagte der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates, Mike Hammer, in Washington.