Rebell Barajew, der mutmaßliche Anführer der Moskauer Geiselnehmer, scheint zu allem entschlossen.

Moskau. Der mutmaßliche Anführer der Geiselnehmer von Moskau ist für die russische Armee und die Geheimdienste bislang ein weitgehend unbeschriebenes Blatt. Der 25 Jahre alte Mowsar Barajew habe noch nie eine Kampfoperation von Bedeutung gegen die russischen Truppen in Tschetschenien angeführt, sagt der Polizeichef für die abtrünnige Kaukasusrepublik, Sajid-Selim Peschchojew. Barajew befehlige keine größere Gruppe von Rebellen; treu ergeben seien ihm schätzungsweise ganze "fünf bis sieben" Kämpfer. Demnach ist der Junggeselle allenfalls ein "mäßig wichtiger Bandenchef". Hinter ihm stehe aber möglicherweise ein einflussreicher tschetschenischer Kommandeur. Während Barajew selbst eine eher unbekannte Größe ist, spricht seine Verwandtschaft umso mehr für sich: Der junge Mann ist ein Neffe des gefürchteten Kriegsführers Arbi Barajew, der im vergangenen Jahr getötet wurde. Der für seine Grausamkeit berüchtigte Rebell befehligte rund 300 Kämpfer. Diese sind Anhänger der fundamental-islamischen Sekte der Wahhabiten, einer in Saudi-Arabien starken Konfession. Zum Ende des ersten Tschetschenien-Kriegs (1994-1996) spezialisierte sich die Gruppe auf Entführungen. Für die Freilassung ihrer Geiseln forderten die Rebellen satte Lösegelder. Die Rechnung ging nicht immer auf: So wurden drei britische und eine neuseeländische Geisel im Dezember 1998 mit durchgeschnittener Kehle gefunden. Der Unabhängigkeitsführer und gewählte Präsident Tschetscheniens, Aslan Maschadow, ging bereits vor langem auf Distanz zu Arbi Barajew. Seitdem er ihn vom Rang eines Generals auf den eines einfachen Soldaten herabstufte, waren die Beziehungen zwischen beiden Männern extrem gespannt. Der Kriegsführer kam bei Gefechten mit russischen Truppen im Juli 2001 ums Leben. Nach russischen Angaben könnte Moswar Barajew nach dem Tod seines Onkels das Kommando über dessen Kämpfer übernommen haben. Dann hat der junge Mann ein Kommando hinter sich, das zu allem entschlossen sein dürfte.