Nachschub: Diese Arbeit steht zwar selten im Rampenlicht, aber sie kann kriegsentscheidend sein

Die Geschwindigkeit, mit der ganze US-Verbände von Kampfpanzern, Geländewagen und Landefahrzeugen den Wüstensand durchfurchen, hat Militärbeobachter überrascht. Doch selbst, wenn die 3. Infanterie-Division der Armee und die 1. Einsatztruppe der Marineinfanterie die Sicherung des Terrains anderen Einheiten überlassen, sind Zwangspausen vorprogrammiert: Der Nachschub muss gesichert werden. "Wir haben ein Sprichwort: Amateure reden über Taktik, die Experten befassen sich mit der Logistik", sagt Major David Nathanson (33), der in Kuwait Nachschub organisiert. "Diese Arbeit steht zwar selten im Rampenlicht, aber sie kann kriegsentscheidend sein." Größte Herausforderung ist das Heranschaffen schier unendlicher Mengen an Treibstoff. Die 20 000 Mann starke 3. US-Infanteriedivision benötigt täglich bis zu 2,8 Millionen Liter Diesel. Die amphibischen Landefahrzeuge, die die Marineinfanteristen nach Bagdad bringen, brauchen mehr als 200 Liter Diesel auf 100 Kilometer. Die Fahrzeuge sind eigentlich dazu gedacht, im seichten Wasser von Schiffen aus ans Land zu rollen. Der Vormarsch auf Bagdad ist die umfangreichste Invasion zu Lande, die die US-Marineinfanteristen je unternommen haben. "Taktisch wäre es wahrscheinlich das beste, sofort bis nach Bagdad zu gehen, aber physisch sind wir nicht in der Lage dazu", erklärt John Wiener, Logistiker beim 1. Versorgungsbataillon des 7. Regiments der Marineinfanterie. Die Fahrzeuge haben zwar 600 Liter-Tanks, doch lassen Kommandeure sie auch halbleer wieder betanken. Sollten die Einheiten auf Widerstand stoßen, ist der Dieselverbrauch im Gefecht noch größer, und der Nachschub könnte blockiert sein. Deshalb halten die Konvois alle 50 bis 80 Kilometer zum Auftanken an. Für die Soldaten sind das willkommene Atempausen. Aber lange Ruhephasen sind beim Vormarsch auf Bagdad nicht vorgesehen. Die Armee hält sich nicht damit auf, Zelte und Latrinen aufzubauen. Die Mulde muss zum Kurzschlaf, ein hastig geschaufelter Graben für die Notdurft herhalten. Auch die Küchenkompanie kommt erst nach, wenn ein festes Lager - vor den Toren Bagdads - aufgeschlagen wird. Bis dahin versorgen die Soldaten sich mit MREs (Fertignahrung), Pakete im Taschenbuchformat. In der Außenhülle ist Magnesium, das sich in Verbindung mit Wasser erhitzt. "Pasta mit Alfredo-Soße" oder "Huhn, thailändisch", Käse, Kekse und Dessert gibt es. Irakische Kinder erbetteln mit Vorliebe diese Köstlichkeiten aus Amerika. Die rund 1000 Mann des 1. Versorgungsbataillons der Marines haben in der Wüste westlich von Basra ein Nachschublager aufgebaut. Von hier aus rasen sie ununterbrochen an die Frontlinie. Auch hier wird nur im Stundentakt geschlafen. Sie transportieren in einem Konvoi mehr als 13 000 Liter Diesel an die Front. Truppentransporter sind bis unter das Dach mit Trinkwasser und MREs, Munition, Medizin und Ersatzteilen voll gepackt. Und mit Briefen aus der Heimat. Die Versorgungstransporter bringen erstmals Post bis an den Schützengraben. "Die Leute wollen ein bisschen Heimat an der Front", sagt Darrell McKown. Er lässt in Kuwait in einem Lagerhaus jeden Tag Tausende von Briefen und Paketen für die Soldaten sortieren. Pakete müssen warten, bis ein richtiges Lager aufgebaut ist - vor Bagdad.