In der südirakischen Stadt gibt es seit Tagen kein Wasser und keinen Strom mehr. Die Bewohner fühlen sich im Stich gelassen

Basra. Sechs Tage sind vergangen, seit die US-Armee im Südirak einmarschiert ist. Seitdem warten die Menschen dort auf die angekündigten Hilfslieferungen. Es fehlt an Nahrung, Wasser und Medikamenten. Der unerwartet heftige Widerstand der irakischen Soldaten verzögert die Ankunft der Hilfskonvois. Während die Menschen warten, wächst ihre Wut auf die Eroberer. In Umm Kasr, der Hafenstadt an der Grenze zu Kuwait, gibt es seit Tagen kein Wasser und keinen Strom. "Wir haben Kinder, Säuglinge, wir alle haben Durst", sagt ein Hafenarbeiter. Auch in Basra hatten die Menschen tagelang kein Wasser und keinen Strom. Zwar ist das Wasserwerk seit gestern wieder in Betrieb. Mitarbeiter vom Internationalen Roten Kreuz schafften Stromgeneratoren herbei. Das aber ist keine dauerhafte Lösung. Auch die Nahrungsmittel-Lage ist prekär. Die Vorräte sind weitgehend aufgebraucht, die Stände auf den Märkten leer. Und das UNO-Programm "Öl für Lebensmittel" ist wegen des Krieges ausgesetzt. Seit 1995 durfte Bagdad Erdöl exportieren, musste den Erlös aber unter UNO-Aufsicht in Nahrung und Medikamente für seine Not leidende Bevölkerung investieren. Das Programm half, die Auswirkungen des Handelsembargos auf Iraks Bevölkerung zu mildern. 60 Prozent der Iraker waren davon abhängig. Doch wann es neu aufgelegt wird - darüber konnte sich der UNO-Sicherheitsrat bisher nicht einigen. Die Schuld für das Elend geben die Menschen den Truppen der Alliierten. Ein Schäfer macht seinem Ärger Luft: "Sie haben uns völlig unserem Schicksal überlassen. Weder etwas zu essen, noch Schutz haben sie uns gegeben. Sie kommen hier vorbei, greifen die irakischen Soldaten an und hauen wieder ab. Das ist alles." Dabei ist Rettung ganz in der Nähe: Vor der südirakischen Küste liegen Schiffe mit Hilfsgütern. Bislang haben Kämpfe in der Hafenstadt Umm Kasr ein Löschen der Ladung verhindert. Gestern aber erklärte ein britischer Kommandeur den Hafen für sicher. Ein Sprecher kündigte für heute das erste Schiff mit 230 Tonnen Hilfsgütern an. Im Landesinnern jedoch hängt die Hilfe für die Bevölkerung davon ab, wie schnell die Invasionsstreitkräfte die Gegend sichern können, damit die Mitarbeiter von Hilfsorganisationen nicht in Gefahr sind. Die britischen und US-Truppen sind bei ihrem Vormarsch auf eine unerwartet starke Gegenwehr gestoßen. Auch dies könnte die Hilfslieferungen verzögern. Schon schlagen Hilfsorganisationen Alarm. Sie appellieren an die Kriegsparteien, die humanitäre Hilfe an die Vereinten Nationen zu übertragen. Nur so sei Neutralität in der Verteilung von Hilfsgütern zu garantieren. Zudem beklagen sie, dass das Spendenaufkommen in der deutschen Bevölkerung äußerst gering sei. Noch fehle in Deutschland das Bewusstsein für die humanitäre Katastrophe im Irak. Die jedoch hält auch Hans von Sponeck für nicht unwahrscheinlich. Der frühere Koordinator für UNO-Irak-Hilfe weiß: "Basra ist ein Beispiel dafür, wie schnell das fragile System zur Wasser- und Gesundheitsversorgung zusammenbricht."