RTL-Reporter Ulrich Klose ist mit den Amerikanern unterwegs nach Bagdad

Köln. Ulrich Klose (46) ist der einzige deutsche TV-Reporter, der mit seinem Kameramann Raoul Rubin als "embedded correspondent" (eingebetteter Korrespondent) mit dem 3. Panzerbataillon der US-Infanteriedivision unterwegs ist. Die Einheit befindet sich seit Freitag auf dem Vormarsch Richtung Bagdad. Der RTL-Reporter hat bereits aus Kriegsgebieten berichtet, so vom ersten Golfkrieg, aus dem Kosovo und aus Afghanistan. Seinem Sender gab er folgendes Interview: Beim Marsch auf Bagdad scheint es mehr Widerstände zu geben als erwartet. Wie ist die Stimmung in der Truppe? KLOSE: Von Tag zu Tag werden wir alle nervöser. Bevor wir von Kuwait aus die irakische Grenze überquerten, hörten wir, die irakische Armee sei keine Bedrohung für uns. Inzwischen gibt es Unfälle, amerikanische Kriegsgefangene und sogar Opfer auf amerikanischer Seite. Es ist eben doch nicht der Spaziergang, den sich manche vorgestellt haben. Was beunruhigt Sie dabei persönlich am meisten? KLOSE: Wir haben das modernste Equipment der Welt . Aber als Reserveoffizier weiß ich auch, dass das keine absolute Sicherheit garantieren kann. Schließlich ist keine Truppe seit dem Zweiten Weltkrieg mit chemischen oder biologischen Kampfstoffen konfrontiert worden. Werden Sie und die übrigen "embedded correspondents" auch bei Ihrer Einheit bleiben, wenn es zu Kämpfen um Bagdad kommt? KLOSE: Selbst wenn wir wollten, könnten wir uns nicht zurückziehen. Das wäre viel zu gefährlich. Die Buchung gilt für die Strecke Kuwait, Bagdad und zurück - mit den amerikanischen Truppen. Wie frei sind Sie in Ihrer Berichterstattung? KLOSE: Zensur findet nicht statt. Allerdings geben sich die Verantwortlichen seit den ersten Meldungen über tote und verletzte US-Soldaten zugeknöpfter. Man sagt uns nicht mehr so viel - wohl auch, weil man selber nicht damit gerechnet hat. Sie waren auch beim Golfkrieg 1991 Kriegskorrespondent. Wie fällt der Vergleich aus? KLOSE: Die Bedingungen sind jetzt besser, aber momentan ist das ja eigentlich nur der Aufgalopp. Die große Bewährung kommt erst in Bagdad. Wenn es dort ernst wird, werden wir sehen, ob die Offenheit ein Lippenbekenntnis war. Wie stellen sich die Strapazen Ihres Alltags dar? KLOSE: In den letzten sieben Tagen habe ich kein Bett mehr gesehen. Allenfalls konnte ich mal auf einer Schlafmatte drei Stunden neben unserem Jeep schlafen. Eben sind wir total unter Beschuss geraten. Die Irakis hatten sich hier eingegraben und dann nur ein paar Hundert Meter von uns entfernt mit Mörser-Granaten auf uns geschossen. Wir haben eine Menge an Treibstoff und Munition dabei. Nicht auszudenken, was da hätte passieren können. Wie sind die Hygienebedingungen? Und wie ernähren Sie sich? KLOSE: Seit zwei Wochen trage ich dieselbe Kleidung, rasier mich morgens mit Mineralwasser aus der Flasche. Zu essen gibts Fertignahrung. Das ist eine Tüte mit Hartkeksen, einem Fertiggericht inklusive Wasser zum Heißmachen und einem Topfkuchen. Was fehlt Ihnen derzeit am meisten? KLOSE: Meine Lebensgefährtin und meine Eltern. Was mir noch fehlt? Schickt mir bitte einen Hamburger, eine Cola und etwas zum Duschen. Was mir nicht fehlen wird? Sand, den will ich in meinem Leben nie wieder sehen.