- Monatelang wurde über das Heizungsgesetz gestritten, bis es vom Bundesverfassungsgericht erstmal gestoppt wurde
- Haben Hausbesitzer jetzt mehr Zeit? Nicht unbedingt, wie ein Schornsteinfeger Eigentümern rät
- Er gibt klare Empfehlungen für ihre Heizsysteme
Schnell eine Wärmepumpe einbauen? Auf das Fernwärmenetz warten? Oder erst einmal gar nichts tun? Auch mit den neusten Beschlüssen der Ampel-Koalition zur Ausgestaltung des Heizungsgesetzes stehen viele Verbraucher vor der Frage, was die beste Lösung für ihr Haus und ihre Heizung ist. Das Vorhaben ist sowieso erstmal gestoppt, seitdem das Bundesverfassungsgericht sein Veto eingelegt hat. Unsere Redaktion hat bei Experten nachgefragt: Nichts tun ist demnach keine Lösung.
Wir erreichen Julian Schwark unterwegs, er ist Schornsteinfeger, schaut den Menschen in den Keller – und hört ihre Sorgen direkt. "Zu Jahresbeginn haben wir eine große Aufgeregtheit und Verunsicherung gemerkt in der Bevölkerung", berichtet Schwark. "Da wollten alle schnell etwas an ihrer Heizung ändern. Das hat sich jetzt beruhigt, weil die Gaspreise wieder gesunken sind. Dadurch hat der Druck abgenommen und wir erleben einen gewissen Stillstand."
Neue Heizung kaufen: Schornsteinfeger bewertet Heizungsgesetz – immer mehr Klarheit
Die gute Nachricht: Nach und nach gibt es mehr Klarheit. Über das Gebäudeenergiegesetz (GEG) von Klimaschutz- und Wirtschaftsminister Robert Habeck debattiert jetzt der Bundestag. Inzwischen stehen Fördersätze und die Bedingungen fest, die für den Betrieb fossiler Heizungen in Bestands- und Neubauten gelten werden.
Sicher ist, dass die kommunale Wärmeplanung bis 2028 eine grundlegende Rolle spielt: Bietet eine Kommune einen Anschluss an ein mit klimafreundlicher Energie gespeistes Fernwärmenetz an, kann sich der Einbau etwa einer Wärmepumpe für Hausbesitzer erledigen.
Experten-Tipp zur Heizung: Schornsteinfeger warnt eindringlich – "jeder muss etwas tun"
"Die Chancen, die in dem Ausbau des Fernwärmenetzes liegen, haben viele Verbraucherinnen und Verbraucher noch nicht realisiert“, ist sich Schwark sicher, der im Vorstand des Bundesverbands des Schornsteinfegerhandwerks für Energiefragen zuständig ist. Die Bürger bekämen durch die neue Stoßrichtung des Heizungsgesetzes die Gelegenheit, sich in Ruhe zu informieren – sie dürften sich aber nicht zurücklehnen, warnt der Experte.
"Alle Immobilienbesitzer sollten sich bald mit einem Energieberater zusammensetzen und in Ruhe einen Sanierungsfahrplan entwerfen. Dann kann jeder auf der Grundlage von Zahlen, Daten und Fakten entscheiden, was mit der eigenen Heizung passiert“, rät Schwark. „Denn klar ist: Jeder muss etwas tun. Denn das Ziel der Klimaneutralität bis 2045 bleibt.“
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Investition in neue Heizung: Jetzt reagieren oder warten? Energieberater gibt Empfehlung
Auch Mark Steiger meldet sich von unterwegs. Steiger ist Energieberater und hat viel zu tun. Wie Schornsteinfeger Schwark begrüßt er, dass die Ampel-Koalition die örtliche Wärmeplanung vorantreiben will. "Für Immobilienbesitzer in städtischen Gebieten oder Neubaugebieten ist es sehr wichtig, ob es für ihre Gegend schon eine Wärmeplanung gibt oder diese bald fertiggestellt wird“, sagt Steiger. „Dann macht es Sinn, auf einen Anschluss zu warten, anstatt jetzt für viel Geld eine Wärmepumpe einzubauen."
"Wenn ein Anschluss ans Fernwärmenetz kommt, muss man sich um nichts mehr kümmern. Und auch preislich ist das natürlich günstiger als eine Umrüstung der Heizung.“ Anders im ländlichen Raum: „Dort ist es unwahrscheinlich, dass bisher nicht angeschlossene Häuser künftig mit Fernwärme versorgt werden“, so der Energieberater. "In solchen Fällen kann es Sinn machen, zunächst einmal in die Sanierung der Gebäudehülle zu investieren – also in die Dämmung des Dachs oder neue Fenster.“
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Wärmepumpe und Gasheizung im Vergleich: Wirkungsgrad bis Lebensdauer – wichtige Fakten
Da sich je nach Gebäude und Lage so viele unterschiedliche Fragen stellten, sei es gut, dass nach den Plänen der Bundesregierung Verbraucher künftig verpflichtend beraten werden sollen, "bevor sie weitreichende und möglicherweise teure Entscheidungen treffen", fügt Steiger hinzu.
Wärmepumpe | Gasheizung | |
Energiequelle | Luft, Erde oder Wasser | Erdgas, Flüssiggas, Biomethan (Biogas), Wasserstoff (H2-ready) |
Umweltfreundlichkeit | Hoch – nutzt ausschließlich erneuerbare Energien | Niedrig – erzeugt CO2 |
Anschaffungskosten | Hoch | Niedrig |
Betriebskosten | Niedriger – gekoppelt an Strompreis | Höher – gekoppelt an Brennstoffpreise |
Wirkungsgrad | Hoch – bis zu 300 bis 400 Prozent unter optimalen Bedingungen | Niedriger – zwischen 90 bis 95 Prozent bei modernen Anlagen |
Lebensdauer | Länger – bis zu 20 Jahre | Kürzer – rund 10 bis 15 Jahre |
Installation | Komplexer – insbesondere bei Erd- und Grundwasserbohrung | Einfacher – keine zusätzliche Infrastruktur nötig |
Wartung | Geringer | Höher |
Platzbedarf | Kann höher sein – primär bei Erdwärmepumpen | Meist niedriger |
Förderung | Hoch – es gibt eine staatliche Förderung für Wärmepumpen von bis zu 40 Prozent der Gesamtkosten | Keine Förderung für klassische Gastherme – unter Umständen wird aber der erneuerbare Anteil (H2-ready) gefördert |
CO2-Preis | spielt keine Rolle | Soll in den kommenden Jahren ansteigen – die Folge: Fossile Brennstoffe werden teurer. |
Energieberater berichtet aus Berufsalltag: Heizöl und Gas werden teurer – was der CO2-Preis bedeutet
Eine eingehende Beratung erachtet Steiger für sinnvoll – wegen einer Entwicklung, die ab 2027 auf die Verbraucher zukommt: Durch den dann wirksam werdenden europäischen CO2-Preis dürften fossile Brennstoffe wie Erdgas und Heizöl deutlich teurer werden. "In meinen Gesprächen mit Kunden merke ich, dass viele Menschen davon noch nie gehört haben“, erzählt Steiger. "Im ersten Moment sind viele Kunden dann empört. Nach unserem Gespräch sind sie dann aber meistens froh, dass sie Bescheid wissen und sich jetzt darauf einstellen können."
Weil ab 2027 ein merklich höherer Preis für Erdgas zu erwarten ist, "macht es keinen Sinn, sich jetzt noch schnell eine herkömmliche Gasheizung einzubauen“, warnt Schweiger.

Kommunale Wärmeplanung fehlt: Experte rät von neuer Heizung ab – worin investiert werden sollte
Auch der Energieberaterverband GIH rät trotz der offenen Punkte im Heizungsgesetz und der noch nicht flächendeckend vorliegenden Wärmeplanung, jetzt nicht die Hände in den Schoß zu legen. Wer zeitnah eine Entscheidung treffen müsse, solle einen Energieberater für eine Gesamtberatung anfragen, sagt GIH-Geschäftsführer Benjamin Weismann. "Die Förderungslandschaft ist auch jetzt teilweise sehr attraktiv, sodass man Modernisierungen in eine nachhaltige Gebäudehülle und ebenso nachhaltige Heizsysteme nicht aufschieben muss, bis ein neues GEG beschlossen ist."
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Wenn die eigene Kommune noch keine Wärmepläne gemacht habe, hält Weismann, "sofern die Heizung noch nicht irreparabel kaputt ist" in einem ersten Schritt eine Erneuerung der Gebäudedämmung und den Einbau neuer Fenster und Türen oft für sinnvoll. Dadurch sinkt der Energieverbrauch und somit die Kosten. Das sei auch im Falle eines zukünftigen Anschlusses an ein Wärmenetz oder Einbau eines anderes Heizungssystems ein Vorteil. Denn, fügt Weismann hinzu: „Die meisten Experten sind sich recht sicher, dass Energiekosten in der Zukunft eher deutlich steigen werden.“
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