Berlin. Minister Robert Habeck signalisiert Kompromissbereitschaft bei Pelletheizungen. Doch taugen sie wirklich als Alternative zu Öl und Gas?

Alten Gas- und Ölheizungen droht mit dem neuen Gebäudeenergiegesetz das Aus. Als Alternativen kommen neben Wärmepumpen auch andere Heiztechnologien in Frage. „Schon jetzt ist der Gesetzentwurf technologieoffen und sieht acht Möglichkeiten vor“, sagte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) dieser Redaktion. „Aber wir sollten das auch noch mal stärken, wie die Debatte um Holzpellets zeigt.“

Laut der vom Kabinett beschlossenen Fassung des Gesetzentwurfs soll der Einsatz von Pelletheizungen im Neubau nicht mehr erlaubt sein, in Bestandsgebäuden nur in Kombination mit einem Pufferspeicher, Solaranlage und Einrichtung zur Reduzierung der Staubemissionen.

Für mehr Spielräume für diese Form des Heizens hatte in der Debatte um das Heizungsgesetz auch die SPD geworben. Doch wie umweltverträglich ist das Heizen mit Pellets, und welche Rolle können sie spielen für die Wärmewende? Mehr zum Thema: Experte seziert mein Elternhaus: Was muss saniert werden?

Die Zahl der Pelletheizungen ist in Deutschland in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Nach Angaben des Deutschen Pelletinstituts (DEPI), einem Tochterunternehmen des Deutschen Energieholz- und Pellet-Verbands, lag der Bestand 2022 bei rund 680.000 Anlagen, größtenteils Heizungen, und damit 123.000 höher als noch ein Jahr zuvor. Auch für das laufende Jahr rechnet das Institut mit einem sechsstelligen Zuwachs.

Wichtigstes Verkaufsargument für Pelletheizungen neben dem Preis: Das Klima

Auch die Produktion der Pellets zieht an: Wurden in Deutschland im ersten Quartal 2020 nach Angaben des DEPI noch 742.000 Tonnen des Brennstoffs produziert, waren es Anfang 2023 schon 859.000 Tonnen. Wichtigstes Verkaufsargument ist dabei neben dem Preis laut der Pellet-Branche die Umweltverträglichkeit.

Pellets gelten in Deutschland als klimaneutraler Brennstoff und werden als erneuerbare Energie behandelt. Denn freigesetzt wird bei der Verbrennung nur die Menge an CO2, die „das Holz im Laufe seines Wachstums aufgenommen hat“, so das Deutsche Pelletinstitut. „Damit schließt das Heizen mit Holz aus nachhaltiger Waldbewirtschaftung den CO2-Kreislauf.“

Heizen mit Holzpellets – das kann eine Alternative sein.
Heizen mit Holzpellets – das kann eine Alternative sein. © picture alliance / dpa Themendienst | Andrea Warnecke

Damit sich die in Holzpelletöfen verfeuerte Energie allerdings tatsächlich erneuert, muss das Holz nachwachsen. Und das wird zunehmend zum Problem, sagt der Naturschutzbund Deutschland (Nabu). „Bereits jetzt hat der Druck auf die Wälder stark zugenommen – in Deutschland wird mittlerweile jährlich mehr Holz verheizt, als stofflich verwendet“, sagte Michaela Kruse, Nabu-Expertin für Energie.

Pellets werden laut Kruse in Deutschland zwar noch überwiegend aus Sägeresten hergestellt, doch der deutsche Pelletverband schätze deren Potenzial auf rund 6,5 Millionen Tonnen, die für rund 1,2 Millionen Pelletöfen reichen würde. Diese Zahl würde demnach bald überschritten. „Und dabei ist nicht berücksichtigt, dass diese Sägenebenprodukte auch für die Holzwerkstoffindustrie benötigt werden – umso mehr, wenn in Zukunft häufiger mit Holz gebaut werden soll“, so Kruse.

Ihr Fazit: „Holzheizungen können daher nur eine Nischenlösung darstellen.“ Vor allem im Neubau seien Holzheizungen unnötig und dabei absehbar teuer im Betrieb. „Wir begrüßen daher den Vorschlag der Bundesregierung, Biomasseheizungen im Neubau nicht auf den Erneuerbaren-Anteil anzurechnen.“ Und im Bestand, sagt Kruse, sollten Holzheizungen nur eingebaut werden, wenn es keine Alternativen gibt.

Feinstaub-Belastung durch Holzheizung so hoch wie durch Verkehr

Auch das Umweltbundesamt warnt davor, dass Pelletheizungen, statt das Klima zu schonen eher klimaschädlich sein könnten. „Die Begehrlichkeiten, in Deutschland Wald abzuholzen, sind hoch, insbesondere wenn die Energiepreise hoch sind“, sagt Jan Seven, UBA-Experte für erneuerbare Energie. „Wir bewegen uns auf eine Situation zu, wo der Wald in Deutschland und anderen EU-Staaten von einer CO2-Senke zu einer CO2-Quelle wird.“

Eine Pelletheizung mit 2x 30 Kw Heizleistung in einem Niedrigenergiehaus.
Eine Pelletheizung mit 2x 30 Kw Heizleistung in einem Niedrigenergiehaus. © epd | Christian Ditsch

Doch nicht nur die CO2-Emission bereiten Deutschlands oberster Umweltbehörde Sorgen. Denn beim Verbrennen von Holz entsteht auch Feinstaub. In den vergangenen Jahren, sagt Seven, habe die Feinstaubbelastung durch Holzheizungen immer weiter zugenommen. „Das sind mittlerweile mehr als 20 Prozent der gesamten Feinstaubemissionen, über die wir da reden. Der Straßenverkehr liegt in der gleichen Größenordnung.“

„Wir tauschen fossile Brennstoffe gegen Luftverschmutzung“

Pelletheizungen seien dabei zwar noch besser als Scheitholz oder offene Kamine, aber immer noch sehr viel dreckiger als Wärmepumpen, aber auch als Gas- oder Ölheizungen. „Wenn man jetzt im großen Stil auf Pelletheizungen setzt, tauschen wir fossile Brennstoffe gegen Luftverschmutzung.“

Verbände sehen trotzdem auch in Zukunft eine Rolle für Pellet- und andere Biomasseheizungen – „überall dort, wo dies nach den Wärmeplänen der Länder und Kommunen sinnvoll ist“, sagt Kai Warnecke, Präsident des Eigentümer-Verbands Haus und Grund. Eigentümer bräuchten für ihre eigenen Investitionsentscheidung aber zunächst von der Kommune eine Information darüber, ob das Gebäude zukünftig besser zentral über ein Wärmenetz beheizt werden kann oder ob eine eigene Anlage nötig ist.

Der Verbraucherzentrale Bundesverband verweist auf Fälle, bei denen eine Wärmepumpe nicht wirtschaftlich betrieben werden könne und der Anschluss an ein Wärmenetz auch mittelfristig nicht realistisch sei. Da sei es richtig, dass Pelletheizungen weiterhin genutzt werden können – in „Ausnahmefällen“. Ob es bei den Ausnahmen bleibt, ist offen. Das Gebäudeenergiegesetz wird derzeit zwischen den Koalitionsfraktionen im Bundestag beraten.