International steht die gesetzliche Altersvorsorge gut da. Aber ein Durchschnittsverdiener bekommt nach 45 Beitragsjahren nur 43 Prozent vom Bruttoeinkommen.

Berlin/Hamburg. Nach einer internationalen Studie hat das deutsche Rentensystem die Finanz- und Wirtschaftskrise bislang weitgehend unbeschadet überstanden. Deutschland stehe im Durchschnitt vergleichsweise gut da, sagte die Rentenexpertin der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), Monika Queisser. Auch dank der Kurzarbeit sei die Arbeitslosigkeit noch nicht deutlich gestiegen. Dadurch stehe die gesetzliche Rentenversicherung weniger stark unter Druck als in den meisten anderen OECD-Staaten. Bei der privaten Alterssicherung habe der Gesetzgeber eine Reihe von Sicherheitslinien eingezogen, durch die die private Rente besser geschützt sei als in vielen anderen Ländern.

Hart trifft es Arbeitnehmer kurz vor dem Rentenalter, die für ihre Alterssicherung vor allem auf Aktien gesetzt haben. Dagegen hätten jüngere Arbeitnehmer in der Regel noch nicht so viel angespart und deshalb länger Zeit, die Verluste wieder wettzumachen. Rentner, die bereits eine Alterssicherung bezögen, seien am wenigsten betroffen.

In Deutschland fußt die Altersvorsorge auf den drei Säulen der gesetzlichen Rentenversicherung, der privaten und betrieblichen Alterssicherung. Das Vertrauen in die private Vorsorge ist laut OECD trotz Krise kaum getrübt worden. Pensionsfonds verfolgten in Deutschland eine eher konservative Anlagestrategie. Dank staatlicher Förderung zahlten mehr Geringverdiener freiwillig in eine private Altersvorsorge ein als in anderen Ländern. Für betriebliche Renten stehe der Pensionssicherungsverein ein.

Mit Blick auf die Rentenreformen der vergangenen Jahre weist die OECD darauf hin, dass ein Durchschnittsverdiener in Deutschland nach 45 Beitragsjahren aus der gesetzlichen Rentenversicherung 43 Prozent seines Bruttoeinkommens bekommt. Im Durchschnitt aller OECD-Länder sind es bedeutend mehr: 71,9 Prozent. Die vergangene Woche beschlossene Schutzklausel, die deutsche Rentner auch in wirtschaftlich schlechten Zeiten vor Rentenkürzungen bewahren soll, sei vernünftig, sagte Queisser. Die finanzielle Nachhaltigkeit des Systems sei aber schwieriger zu erreichen. Die OECD-Expertin sagte: „Der Weg, ein gemischtes Rentensystem zu haben, ist der richtige – Krise hin oder her."