Jahrelang hat die Politik die Deutschen aufgefordert, neben der gesetzlichen Rentenversicherung privat für das Alter vorzusorgen. Jetzt kommt raus: Auch private Vorsorge schützt nicht vor sinkenden Einkommen. Vielmehr werden die Alterseinkommen für 65-jährige Männer nach dem derzeitigen Stand in den kommenden zwei Jahrzehnten um rund sechs Prozent sinken.

Berlin. Private Vorsorge kann die tiefen Einschnitte bei der gesetzlichen Rente nicht unbedingt ausgleichen. So werden die Alterseinkommen für 65-jährige Männer nach derzeitigem Stand in den kommenden zwei Jahrzehnten um rund sechs Prozent sinken – private und betriebliche Vorsorge schon eingerechnet. Das geht aus am Montag veröffentlichten Daten der Deutschen Rentenversicherung hervor.

Nach der Projektion der Rentenversicherung können westdeutsche Männer der Jahrgänge 1942 bis 1946 rund 1.700 Euro monatliches Netto-Alterseinkommen erwarten, wenn sie 65 sind. Das schließt Betriebs- und Privatvorsorge bereits ein. Männer der Jahrgänge 1957 bis 1961 können dagegen nur mit 1.596 Euro im Monat rechnen, wenn sie das 65. Lebensjahr erreicht haben. Das ist ein Minus von sechs Prozent, wie der Statistikexperte der Rentenversicherung, Uwe Rehfeld, erläuterte. Im Osten soll das Minus für Männer bei zwei Prozent liegen

Die Alterseinkommen von Frauen im Westen werden dieser Projektion zufolge im genannten Zeitraum um acht Prozent steigen, nämlich von 788 auf 850 Euro im Monat. Hier dürfte aber vor allem die Steigerung bei den Erwerbszahlen unter westdeutschen Frauen eine Rolle spielen. Im Osten sollen die Einkommen von Frauen um rund ein Prozent zunehmen von 898 auf 911 Euro.

Die Hochrechnung gründet allerdings auf einer Bestandsaufnahme der Ansprüche auf diverse Einkommensarten aus dem Jahr 2004 – den neuesten verfügbaren Daten. Rehfeld gab zu bedenken, dass der jüngste Zuwachs bei der privaten Altersvorsorge die Einkommenssituation jüngerer Jahrgänge verbessern könnte.

Tatsächlich hat sich die Zahl der Riester-Verträge zur privaten Altersvorsorge seit 2004 in etwa verdoppelt, wie ebenfalls aus Daten der Rentenversicherung hervorgeht. Derzeit sparen demnach 12,4 Millionen Arbeitnehmer mit Zulagen vom Staat privat fürs Alter. Der Staat hat seit 2003 der Riester-Förderung 5,3 Milliarden Euro Unterstützung ausgezahlt, wie es weiter hieß. 50 Prozent der Zulagen fließen den Angaben zufolge an Familien mit Kindern.

Die Regierung hatte die gesetzliche Rente in den vergangenen zehn Jahren mehrfach mit Reformen gestutzt, um das System finanzierbar zu halten. Somit sinkt das Rentenniveau bis 2030 deutlich. Die Regierung hatte stets erklärt, private und betriebliche Altersvorsorge könnten das Minus bei der gesetzlichen Rente ausgleichen.

2008 gab es laut offizieller Rentenstatistik 20,3 Millionen Rentner. Der durchschnittliche Zahlbetrag lag bei 660 Euro monatlich – allerdings bei großer Bandbreite. Insgesamt 2,4 Prozent der Rentner bezogen Grundsicherung und galten somit als arm. Nur 17,8 Prozent derjenigen, die in Rente gingen, waren unmittelbar davor in einem ganz normalen Job versicherungspflichtig beschäftigt. Weitere 15,1 Prozent wechselten aus der Altersteilzeit in die Rente. Rund zwei Drittel der Neurentner kamen also aus der Arbeitslosigkeit, aus selbstständiger Beschäftigung oder aus einem „passiven Versicherungsverhältnis“. Das heißt, sie haben irgendwann in ihrem Berufsleben Ansprüche erarbeitet, die aber längere Zeit ruhten – zum Beispiel bei Hausfrauen.

Derzeit gibt es rund 17,1 Millionen „passiv Versicherte“. Sie stehen 35 Millionen „aktiv Versicherten“ gegenüber, also Menschen, die in die Rentenkasse einzahlen. Von diesen sind aber nur 26,1 Millionen versicherungspflichtige Beschäftigte mit regulären Beiträgen. Die meisten übrigen sind Hartz-IV-Empfänger und Minijobber.