Die Durchführung von Großveranstaltungen sei im finanziellen Interesse der Stadt, dürfe jedoch nicht zulasten des Breitensports gehen.

Hamburg. Frank Horch ist der Präses der Handelskammer. Seit zwei Jahren kämpft er in der Hamburger Wirtschaft und bei den Behörden um den Erhalt des Tennisturniers am Rothenbaum (Etat 2010: 3,2 Millionen Euro). Dass der Senat jetzt 200.000 Euro für Spitzentennis und 400.000 Euro für das Deutsche Galopp-Derby (Etat: 3,8 Mio.) in Horn spendieren will, findet Horchs Beifall; nicht aber, dass dieses Geld bei der überfälligen Sanierung Hamburger Sportanlagen eingespart werden soll. Die Durchführung von Großveranstaltungen sei im finanziellen Interesse der Stadt, sie dürfe jedoch nicht zulasten des Breitensports gehen, meinte Horch bei einer Sitzung der Stiftung Leistungssport. Sportsenatorin Karin von Welck (parteilos) war not amused.

+++ Sportvereine müssen weiter um Sanierung ihrer Anlagen bangen +++

Am Montag wollen die Regierungsfraktionen von CDU und GAL beraten, ob sie die Senatspläne unterstützen. Eine Entscheidung der Bürgerschaft ist von Anfang auf Ende Juni vertagt worden. Das Beispiel des Niendorfer TSV zeigt, welche Folgen die Umwidmung der Gelder haben könnte. Die Sportanlage Bondenwald würde wohl frühestens 2012 in einen witterungsunabhängigen Kunstrasenplatz verwandelt. Weil in der Zwischenzeit Trainingskapazitäten fehlen, denkt der Klub an einen Aufnahmestopp von Kindern und Jugendlichen. Auch die Stadt gehörte in diesem Fall zu den Verlierern. Die bisher für 2011 geplante Übergabe der Plätze an den Klub würde sich verzögern.

Bei drastisch schrumpfenden Haushaltsmitteln drohen Zielkonflikte dieser Art die Sportpolitik weiter zu beschäftigen. Wie das Abendblatt erfuhr, denken Bürgermeister Ole von Beust (CDU) und Frank Schira, Chef der CDU-Bürgerschaftsfraktion, über eine Wiederbelebung der Hamburger Olympiabewerbung nach. Beust hatte die Kampagne vor drei Jahren für beendet erklärt, weil bis 2028 keine realistische Chance auf den Zuschlag des weltgrößten Sportfests bestanden habe. Handelskammer und Hamburger Sportbund hielten die Entscheidung für das falsche Signal.

Sollte der Senat das Interesse an Olympia ausrufen, käme die Stadt kaum um die Austragung der Schwimm-WM 2013 herum. Die hatte Dubai vor zwei Wochen aus finanziellen Gründen zurückgegeben. Hamburg oder Moskau, die bei der Abstimmung des Weltverbands Fina dem Golf-Emirat unterlegen waren, sollen nun ins Wasser springen. Kosten für Hamburg: 23,5 Millionen Euro. Von Welck winkte ab. Das sei nicht bezahl- und vermittelbar. Aber: Thomas Bach, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) und IOC-Vizepräsident, möchte die Veranstaltung nach Deutschland holen.