Welche Topspieler kommen nach Hamburg? Stars wie Roger Federer und Rafael Nadal fordern Antrittsprämien über 200.000 Euro.

Hamburg. "Wir sind nicht so weit, dass wir uns beruhigt zurücklehnen könnten, wir müssen andererseits auch nicht in Panik verfallen." Michael Stich hat das gestern Nachmittag gesagt, und in seiner freundlich-ernsten Miene spiegelten sich diese Worte aus Skepsis und Zuversicht. Das Tennisturnier am Hamburger Rothenbaum wird auch 2010 ausgetragen, "das ist sicher", die Finanzierung des Drei-Millionen-Euro-Etats aber steht bislang nicht. Heute beginnt der Kartenverkauf für die Veranstaltung vom 17. bis 25. Juli. Es gibt nur noch vier Preiskategorien, die Tickets sind zudem günstiger als in diesem Jahr. "Wir haben der Kritik Rechnung getragen", sagte Stich.

Größte Unabwägbarkeit bleibt das Teilnehmerfeld. Seit der Rothenbaum im vergangenen Jahr aus der Topkategorie (1000) in die zweite Serie (500) herabgestuft wurde, weiß Turnierdirektor Stich erst sechs Wochen vor dem ersten Aufschlag, mit welchen Namen er werben kann. Zwei Spieler aus den Top sechs und weitere zwei aus den Top zwölf garantiert die Spielerorganisation ATP, bei der 500er-Premiere in Hamburg im Juli traten mit dem Russen Nikolaij Dawidenko und dem Franzosen Gilles Simon jedoch nur zwei aus diesen Ranglistensphären an. Dawidenko, seit vergangenem Sonntag ATP-Weltmeister, gewann das Rothenbaum-Turnier, Simon verlor sein erstes Spiel.

Stichs Werben bei der ATP für mehr Planungssicherheit bewirkte ebenso wenig wie die Vorstöße seiner Kollegen. Zwar leistet die ATP-Kompensationszahlungen für fehlende Stars, "doch wir wollen kein Geld, sondern möglichst viele Spieler aus den Top zehn der Weltrangliste", sagte Stich. Ein Roger Federer, Rafael Nadal, Novak Djokovic, Andy Murray oder Juan Martín del Porto, die bekanntesten Namen der Szene, fordern allerdings Antrittsprämien zwischen 200.000 und 500.000 Euro. Stich: "Dieses Geld haben wir auch 2010 nicht."

Seinem Wunsch, das Spielerfeld von 48 auf 32 Teilnehmer zu reduzieren, um das Budget zu entlasten, hat die ATP bisher nicht entsprochen. "Es ist paradox", klagt Stich, "die ATP argumentiert, dass bei einem kleineren Feld 16 Verdienstmöglichkeiten für ihre Spieler wegfallen, auf der anderen Seite gefährdet sie die Existenz der Turniere, weil sie es nicht schafft, die Stars für diese Veranstaltungen zu verpflichten. Auch die Spieler sollten anfangen nachzudenken. Sie müssen ihren Teil dazu beitragen, dass es weiter genug Möglichkeiten für sie gibt, Geld mit Tennis zu verdienen."

Georg von Waldenfels ist der Präsident des Deutschen Tennisbundes (DTB). Er kämpft seit Jahren für den Erhalt des Rothenbaum-Turniers, in den Gremien des Verbandes und vor Gericht gegen die Herabstufung durch die ATP. "Der Rothenbaum bleibt ein Leuchtturmprojekt für den DTB. Das kann er auf Dauer aber nur sein, wenn wir wieder ein Turnier der höchsten Kategorie veranstalten dürfen." In erster Instanz war die Klage des DTB von einem Gericht in Wilmington im US-Bundesstaat Delaware abgewiesen worden, die Berufung steht in Philadelphia an. Ein Urteil erwartet von Waldenfels im März oder April.

Vermehrte Hoffnungen setzt der DTB-Präsident wieder auf einen außergerichtlichen Kompromiss. Die Chance dafür scheint größer geworden zu sein, weil besagtes Gericht in Wilmington in einer zweiten Entscheidung dem DTB Recht gab. Die ATP war der Auffassung, der DTB hätte nach dem verlorenen Prozess alle Anwaltskosten der Tennisspieler-Organisation, rund elf Millionen Euro, übernehmen müssen.

Während dem DTB, der insgesamt 2,7 Millionen Euro für seine Anwälte ausgab, laut von Waldenfels durch die Berufungsverhandlung keine weiteren Kosten entstehen ("Das ist alles bereits abgedeckt"), muss die ATP neue Millionen-Honorare für ihre Rechtsvertreter fürchten. Geld, das der Organisation nach Einschätzung von Insidern fehlt. "Unsere Position im Streit um ein Topturnier am Rothenbaum war wahrscheinlich noch nie so gut wie im Augenblick", sagt von Waldenfels.

Karten für die International German Open vom 19. bis 25. Juli 2010 sind unter der neuen Ticket-Hotline 040-238 80 44 44, im Internet unter www.german-open-hamburg.de sowie per E-Mail an tickets@german-open-hamburg.de ab sofort erhältlich. Frühbucher erhalten bis zum 31. Januar 15 Prozent Rabatt.