Verschiedene Sanierungsprojekte, etwa der Bau neuer Kunstrasenplätze, drohen um mindestens ein Jahr zurückgestellt zu werden.

Hamburg. Der Hamburger Senat will das Deutsche Galopp-Derby in Horn (10. bis 18. Juli) mit 400.000 Euro unterstützen, das Tennisturnier am Rothenbaum (17. bis 25. Juli) mit 200.000 Euro, "um diese Traditionsveranstaltungen zu erhalten". Das geht aus der Drucksache19/6087 hervor. Die Kehrseite: Um diese 600.000 Euro soll im Haushalt der Titel Bau- und Instandsetzung von Sportstätten von 3,819 auf 3,219 Millionen Euro gekürzt werden. Verschiedene Sanierungsprojekte, etwa der Bau neuer Kunstrasenplätze, drohen um mindestens ein Jahr zurückgestellt zu werden. Das erhöht die Betriebskosten der betroffenen Vereine und Verbände. Die Bürgerschaft wird sich am 2./3. Juni mit dem Senatsvorschlag beschäftigen.

Im Gegensatz zu den vergangenen Jahren müssen die Zuschüsse diesmal kurzfristig bewilligt und deshalb innerhalb der Behörde für Kultur, Sport und Medien umgeschichtet werden. Sie waren in den bisherigen Budgetplanungen der Stadt nicht vorgesehen. Das überrascht. Seit 2007 wird das defizitäre Galoppderby (Etat 2010: 3.809.674 Euro) von der Stadt subventioniert, das Tennis-Event (Etat: 3,2 Millionen Euro) bis 2008 über Zuwendungen der Hamburg Marketing GmbH (HMG). 2009 zahlten Marketing GmbH und Stadt jeweils 100.000 Euro. Die HMG unterstützt inzwischen keine Sportveranstaltungen mehr, obwohl diese als Wirtschafts- und Werbefaktor für die Stadt gelten.

"Dass der Senat mit der Wirtschafts- und Finanzkrise argumentiert, die beiden Veranstaltern plötzlich die Suche nach Geldgebern erschwert hätte, zeigt einmal mehr die Hilflosigkeit dieser Regierung, wenn es um Planungen, Kosten und deren Einschätzung geht", sagt Juliane Timmermann, sportpolitische Sprecherin der SPD-Bürgerschaftsfraktion. In einer Kleinen Anfrage an den Senat will sie wissen, warum Senatsvertreter noch im Januar im Sportausschuss erklärten, "dass die Planungen zur Sanierungsoffensive weitestgehend abgeschlossen sind und nicht damit zu rechnen ist, dass Restmittel anderweitig verwendet werden können". Die Antwort des Senats steht aus.

"Vereine und Verbände haben in vergangenen Jahren beträchtliche Konsolidierungsbeiträge für die Stadt geleistet und leisten sie weiter", sagt Günter Ploß, der Präsident des Hamburger Sportbundes (HSB), "das berechtigte Interesse an Großveranstaltungen, die auch der HSB will, darf daher nicht zulasten des Breitensports gehen." Unterstützung erhält Ploß von Frank Fechner. Vorsitzender des Eimsbütteler Turnverbandes (ETV) und einer der Sprecher der 23 Hamburger Großsportvereine: "Wenn Geld gebraucht wird, streicht es dieser Senat beim Breitensport. Das ist unverständlich, weil die Sportstättensanierung der Stadt erhebliche Betriebskosten spart."

Dirk Fischer, CDU-Bundestagsabgeordneter und Präsident des Hamburger Fußballverbandes, fordert mehr Solidarität: "Wir sollten Breitensport und Veranstaltungen nicht gegeneinander ausspielen. Hamburg braucht beides. Ich hoffe, die Sanierungsmittel werden über das Jahr 2012 gestreckt."