Insgesamt 600.000 Euro sollen gestrichen werden. Weil Hamburg sparen muss, ist die Traditionsveranstaltung Deutsches Derby gefährdet.

Hamburg. Darf sich Hamburg noch als "Sportstadt" bezeichnen, wenn sie zwei großen Sportereignissen die Unterstützung entzieht? Werden diese Traditionsveranstaltungen, das Deutsche Derby der Galopper und das Tennisturnier am Rothenbaum, in diesem Jahr zum letzten Mal stattfinden? Der letzte Matchball hier, das letzte Zielfoto dort? Diese Fragen bewegten gestern die Sportler in Hamburg - am Tag nach der Ankündigung des Bürgermeisters Ole von Beust (CDU), den Zuschuss von insgesamt 600.000 Euro ab 2011 aus Geldmangel zu streichen.

Von Michael Stich, dem Direktor des Tennisturniers, war gestern keine Stellungnahme zu diesem Thema zu bekommen. Er wolle zunächst ein Gespräch mit den Verantwortlichen der Stadt abwarten, hieß es. Anders Eugen-Andreas Wahler, der Präsident des Hamburger Rennclubs. "Das Derby ist gefährdet", sagt er klar und deutlich. Wenige Wochen vor dem Start des mittlerweile schon 141. Derbys am 18. Juli ist das keine gute Nachricht. 3,8 Millionen Euro kostet die Veranstaltung, 400.000 Euro schießt diesmal noch die Stadt Hamburg zu. Seit 2007 tut sie das.

+++ Keine Schwimm-WM, Derby und Rothenbaum sollen bleiben +++

In der schwarz-grünen Regierungskoalition ist man nicht der Ansicht, dass das Derby stirbt. "Das sind ja keine Hartz-IV-Empfänger, die da ihre Pferde laufen lassen. Da wird man schon Sponsoren finden", sagt Wolfhard Ploog, der sportpolitische Sprecher der CDU-Bürgerschaftsfraktion. "Hamburg bleibt nach wie vor eine Sportstadt, die Vereine werden weiterhin gefördert."

Der Pferdesport ist von den Sparmaßnahmen besonders stark betroffen. Denn der Senat hat auch den geplanten Umbau der Horner Anlage zur kombinierten Galopp- und Trabrennbahn gestrichen. Ursprünglich hatte sich Hamburg mit 30 Millionen Euro an den Kosten beteiligen wollen. "Der Verzicht darauf ist eine für den Pferderennsport enttäuschende Nachricht", sagt HRC-Präsident Eugen-Andreas Wahler. "Aber als Staatsbürger erkenne ich die Notwendigkeit an." Gleichwohl fragt er: "Wieso soll das eine Einsparung von 30 Millionen Euro sein? Ein Verkauf der Trabrennbahn Bahrenfeld könnte 50 Millionen Euro bringen, 20 Millionen würden übrig bleiben."

Im Gegensatz zu den Galoppern trauern die Traber nicht. "Ich habe nie auf die Doppelrennbahn gesetzt", sagt Sönke Gedaschko, Vizepräsident des Hamburger Traberzentrums in Bahrenfeld. "Wir sind froh, dass die viele Arbeit und die getätigten Investitionen auf der Trabrennbahn gewährleisten, dass hier weiterhin guter Sport geboten wird."

Der Deutsche Tennisbund (DTB) sieht trotz der Sparmaßnahmen eine Zukunft für das Turnier. Jährlich 200.000 Euro bekommen die Veranstalter seit 2005 von der Stadt. "Michael Stich hat bereits erklärt, dass das Turnier 2010 stattfindet. Deshalb sind wir überzeugt, dass das Turnier in Hamburg eine Zukunft hat", sagte der DTB-Präsident Georg von Waldenfels.

Seit 2004 bemüht sich die Stadt Hamburg darum, dem Titel "Sportstadt" gerecht zu werden. Den hat sie sich selbst verliehen. Ole von Beust war es, der damals im Hotel Vier Jahreszeiten sagte: "Wir haben jetzt die Chance, innerhalb von vier oder fünf Jahren den Traum von Hamburg als Sportstadt voranzutreiben." Unter anderem wollte er das Tennisturnier nach Bahrenfeld verlegen, wo große Sportanlagen entstehen sollten. Stichwort: "Vision Volkspark". Großereignisse sollten in die Stadt geholt werden. Doch es kam anders.

Nach der gescheiterten Bewerbung für Olympia 2012 wurde 2008 auch die Universiade-Bewerbung zum Fehlschlag, ein Jahr später die um die Schwimm-Weltmeisterschaft 2013. Am Mittwoch beendete Bürgermeister Ole von Beust die letzten Versuche, das Ereignis doch noch in die Hansestadt zu holen: "Das ist vom Tisch."

Ist damit auch der Titel "Sportstadt" vom Tisch? Nein, sagt Sportsenatorin Karin von Welck (parteilos): "Die Sportstadt Hamburg machen Großveranstaltungen ebenso aus wie ein umfassendes Angebot für den Breitensport. Wir setzen weiterhin auf Veranstaltungen, die den Spitzen- und denBreitensport miteinander verbinden, und auf internationale Großveranstaltungen im Nachwuchsbereich wie die anstehende U-17-Basketball-Weltweisterschaft."