Noch immer halten Passanten am Blumenmeer in Eppendorf inne

Eppendorf. Ein Meer aus Blumen, Briefen, Fotos, Kerzen und Kränzen liegt direkt an der Unfallstelle in Eppendorf auf dem breiten Fußweg. Wenige Meter daneben ist die Fläche mit niedergelegten Blumen um einen Baum noch größer. Kaum ein Passant geht vorbei, ohne innezuhalten; zeitweise stehen mehr als ein Dutzend an dem Ort, der längst zu einem Monument der Warnung geworden ist. "Eppendorf war für mich immer mit Schönheit verbunden, das ist nicht mehr so. Ich gehe hier nicht mehr sorglos durch", sagt eine junge Slowakin, die in Hamburg einen Job sucht und schon zum dritten Mal den Ort besucht, um die Briefe, Gedichte und Beileidsbekundungen zu lesen, was zehn Minuten dauert. Eine Gefängnisstrafe von fünf Jahren hält sie für den Unfallfahrer für angemessen, weil er "sehr unverantwortlich handelte".

"Der Unfall hat den Kern von Eppendorf getroffen", sagt Matthias Siegfried aus Bremen, der in Eppendorf Freunde besucht. "Das Blumenmeer ist ein bewegender Anblick und echtes Mahnmal in Hamburg geworden." Die Toten sind für ihn auch "Opfer unserer heutigen Zeit". Immer mehr Menschen setzten sich mit Stress, Medikamenten oder Drogen unverantwortlicherweise ans Steuer. Auch Andreas Hirsch ist noch traurig und fassungslos. Für ihn bedeutet das Blumenmeer ein Ort zum Innehalten. "Es hätte jeden treffen können", sagt er. "Ich fasse es nicht. Dietmar Mues war ein so leidenschaftlicher Künstler, der mich bei einer Lesung mit Monica Bleibtreu beeindruckt hat."

Eine ältere Frau nimmt sich besonders viel Zeit, beugt sich tief, um die Briefe zu lesen. "Ich bin aus Alsterdorf extra am Sonntag gekommen", sagt sie und lässt sich von anderen die Unfallstelle ganz genau erklären. Die Tat des Unfallfahrers hält sie für unverzeihlich.

"Wenn ein Richter die Ausreden des Fahrers glaubt, hat der seinen Beruf verfehlt", sagt sie. Der Fahrer müsse für lange Jahre ins Gefängnis. "Der Mann hat sich ja noch nicht einmal für seinen Unfall entschuldigt."