Abmahnung, Arbeitslosigkeit, Projekt verbockt – berufliche Tiefschläge nagen am Selbstwertgefühl. Doch mit der richtigen Strategie schaffen Sie es zurück auf die Erfolgsspur.

Manchmal ist nichts, wie es sein sollte: ein Projekt in den Sand gesetzt, das Studium abgebrochen, vom Chef heruntergeputzt oder sogar abgemahnt worden. Alles Anlässe, um an sich selbst zu zweifeln und sich zurückzuziehen – oder darüber nachzudenken und mit neuem Elan durchzustarten.

Zu scheitern kann sogar Vorteile haben – auch wenn man selbst sie im ersten Moment nicht erkennen kann. „Hindernisse machen uns groß“, sagt Karrieretrainerin Monika Gruhl. Sie hat ein Buch geschrieben über Menschen, die es schaffen, gestärkt aus einer Krise hervorzugehen („Die Strategie der Stehauf-Menschen. Krisen meistern mit Resilienz“). Ebenso Unternehmensberater Christian Pongratz: Scheitern mit Stil heißt sein Credo. Im Buch „erfolgLOS“ zeigt er Strategien auf, dem Erfolg auszuweichen. Durch den ironischen Rat, aktiv Krisen herbeizuführen, versucht auch er, Leser zum Nachdenken und Handeln zu bringen.

Zurück auf die Erfolgsspur

Das Wiederaufstehen nach dem Scheitern kann zur Erfolgsstrategie werden. Schließlich muss man reflektieren: Wollte ich dieses Studium überhaupt, oder wollten es meine Eltern? War ich in dieser Firma noch richtig, oder bin ich aus Bequemlichkeit geblieben? War es gut zu gründen, oder bin ich eine Persönlichkeit, die gar nicht so viel Verantwortung erträgt? „Man lernt durch eine Krise die eigenen Bedürfnisse kennen“, sagt Gabriele Busch, Coach und Trainerin. So könne man in künftigen kritischen Situationen die Warnzeichen früher erkennen.

Auch Christian Pongratz glaubt, dass die Wiederholungsgefahr sinkt, wenn schon einmal etwas so richtig schiefgegangen ist. Darum rät er in seiner überspitzten Art dazu, „Fettnäpfchen anzuspringen“, Kollegen vor den Kopf zu stoßen, den Zeitpunkt des Untergangs selbst herbeizuführen. Was nicht wirklich zur Nachahmung empfohlen ist, aber durch das „Was-wäre-wenn“ gute Anregungen gibt.

Für Monika Gruhl sind emotionale Stärke und „heitere Gelassenheit“ die besten Voraussetzungen, um Krisen zu meistern. Außerdem gehört ein lösungsorientiertes Verhalten dazu. Bloß nicht passiv sein, lieber Verantwortung übernehmen und raus aus der Opferrolle, empfiehlt die Expertin.

Jammern nützt nichts

Jammern oder anderen die Schuld geben helfe in einer Krisensituation überhaupt nicht, sagt auch Carolin Fischer, Leiterin des Bereichs Newplacement bei der Personalberatung Kienbaum. Ihre Bewältigungsstrategie: positives Denken üben, die Situation analysieren, aus Fehlern lernen. „Jemand, der sich wieder aufrappelt, beweist doch viel mehr Energie als jemand, bei dem immer alles glatt läuft.“

Dafür braucht man Widerstandskraft, „Resilienz“ lautet der Fachbegriff dafür. Wer resilient ist, kann belastende Situationen relativ unbeschädigt überstehen, sagt Karrierecoach Helga Wenger. Und hohe Widerstandskraft hat, wer flexibel ist und sich an belastende Situationen anpassen kann. „Außerdem gehört Gefühlsstabilität dazu“, sagt Wenger. „Das bedeutet, es gelingt mir, eine Situation zu analysieren, ohne vorschnell emotional über sie zu urteilen.“

Zu grundsätzlich neuem Blick aufs Scheitern rät Businesstrainerin Susanne Sehrt. „Veränderungen sind doch heute zum Normalzustand geworden“, sagt sie. Entlassen werde vor dem Hintergrund der globalen Wirtschaft, nicht aus persönlichen Gründen. Am besten sei es, man lasse sein Selbstwertgefühl durch so etwas nicht ankratzen. Auch die steilste Karriere könne unterbrochen werden. Gut, wenn man sich dann nicht als Versager sieht, „sondern an sich glaubt und sagt: Ich kann.“ Um sich nach einem Schlag wieder aufzubauen, rät sie, sich intensiv an einen „Moment of Excellence“ zu erinnern, eine Situation, in der man richtig gut war. Und sie noch einmal so klar wie möglich nachzuempfinden. „Das bringt einen schnell wieder in positive Stimmung.“