Wie Mütter im Job die üblichen Vorurteile parieren und ihr Selbstbewusstsein stärken, erklärt Führungskräftecoach Ariane Stoff.

"Ach ja, ich hätte auch gern nachmittags frei ..." Kaum eine berufstätige Mutter, die in Teilzeit arbeitet, hat solch einen Satz noch nicht zu hören bekommen. Eigentlich ein harmloser Satz, den der Kollege da sagt. "Und doch steckt ein typisches Vorurteil darin", sagt Führungskräftecoach Ariane Stoff: "Kinderbetreuung ist ja keine Arbeit, sondern reines Freizeitvergnügen." Diese Unterstellung sei von vielen Kollegen gar nicht einmal böse gemeint. "Aber sich das immer wieder anhören zu müssen ist im besten Falle anstrengend für die berufstätige Frau mit Kind." Bei vielen kratzt es sogar deutlich am Ego.

Wie also reagieren? "Sicher kann man sich coole Sprüche zurechtlegen", sagt Ariane Stoff. "Aber das hilft einem für die Zukunft nicht viel." Sie rät dazu, auf die Sachaussage im Satz zu reagieren - statt auf den möglicherweise mitschwingenden Vorwurf. "Dann nimm dir doch mal einen halben Tag frei!", könnte eine Antwort lauten. Oder: "Ja? Was würdest du denn an dem Nachmittag machen wollen?" Fruchtet das Frotzeln nicht, verlieren die Kollegen nach und nach auch den Spaß daran.

Dass es nicht leicht ist, sich ein dickes Fell zuzulegen, ist der Kommunikationstrainerin klar. "Gerade wenn man sich selbst Vorwürfe macht, reagiert man sehr empfindlich auf diese Sprüche." Lasse ich die Kollegen im Stich? Leiste ich nicht das, was man von mir erwartet? Was genau macht mir ein schlechtes Gewissen? Darüber sollte die Mitarbeiterin nachdenken, regt Ariane Stoff an. Und sich Entwarnung geben: "Schließlich ist die verkürzte Arbeitszeit mit dem Unternehmen vereinbart. Und Kindererziehung ist tatsächlich keine Erholung", sagt Ariane Stoff. Wer sein Selbstbewusstsein auf diese Art stärkt, dem machen die Kollegen-Sprüche weniger aus.

Gravierender sind Hindernisse, die Frauen in eigentlich aussichtsreichen Positionen vom Arbeitgeber in den Weg gestellt werden. "Wenn zum Beispiel für die nächste Karrierestufe ein bestimmtes Seminar besucht werden muss, wird die Mitarbeiterin oft gar nicht gefragt, ob sie daran teilnehmen möchte", sagt Ariane Stoff. "Erkundigt sie sich, warum, heißt es: Das Seminar geht über drei Tage, da kannst du ja sowieso nicht ..." Um dem entgegenzuwirken, rät die Trainerin dazu, offen zu kommunizieren, welche Rolle man nach der Elternzeit in der Firma spielen möchte.

Dazu gehört auch, den Kollegen und dem Chef zu vermitteln, dass man das nötige Back-up hat, um besonders wichtige Termine außerhalb der normalen Arbeitszeit wahrzunehmen. Um nicht in Stress zu geraten, muss die berufstätige Mutter über diesen Rückhalt aber auch tatsächlich verfügen: "Im besten Fall eine Kita, die ganztags geöffnet ist, und mehrere Babysitter, die notfalls einspringen können", sagt Stoff.

Über seine Rechte als Berufstätige mit Kind Bescheid zu wissen hilft ebenfalls, Vorurteilen entgegenzutreten. "Wenn die Kinder krank sind, darf man sich pro Kind bis zu zehn Tage im Jahr krankschreiben lassen", sagt die Trainerin. Der Chef einer ihrer Klientinnen habe das nicht gewusst. "Nächstes Mal nehmen Sie aber Urlaub", sei dessen Reaktion gewesen. Die Angestellte wies den Chef höflich auf ihre Rechte hin. "Sie hat sich gewehrt, und der Chef hat sich entschuldigt. Ein Idealfall - dafür braucht es Rückgrat", sagt Ariane Stoff.

Um das zu entwickeln, helfe es, sich den eigenen Arbeitsaufwand bewusst zu machen: "Denn de facto ist es oft so, dass berufstätige Mütter mehr als die vereinbarte Zeit arbeiten", sagt die Führungskräftetrainerin. "Und gerade wegen ihrer zeitlichen Engpässe sind Mütter effektiver und holen mehr aus der zur Verfügung stehenden Zeit heraus."