Hermann Ebel hat eines der erfolgreichsten Hamburger Schifffahrtsunternehmen aufgebaut - mit Verlässlichkeit, Vertrauen und einem guten Gespür für die Branche.

Am Horizont über der Hamburger Innenstadt schwebt im Sinkflug scheinbar langsam das größte Passagierflugzeug der Welt in Richtung Finkenwerder. Es ist ein A380 mit dem Signet der Fluglinie Emirates auf dem Weg zum Airbus-Werk am südlichen Hamburger Elbufer. Der Anblick des riesigen Jets lässt Hermann Ebel dann doch keine Ruhe. Er ruft seine Sekretärin an und lässt feststellen: "Ist das unserer?" Der Rückruf ergibt: Er ist es nicht. Der A380 in Emirates' Diensten, dessen Finanzierung Ebels Unternehmen Hansa Treuhand seinerzeit organisiert hat, steht zu dieser Zeit vermutlich zu einer Inspektion im Airbus-Hauptwerk in Toulouse.

Hermann Ebel, 63, ist ganz oben. Aus seinem verglasten Büro im fünften Stock des Prem Contors blickt er über die Segelboote auf der Außenalster, von denen eines in einer Böe gerade gekentert ist. Segeln ist Ebels Leidenschaft immer gewesen. Schon während seines Wirtschaftsstudiums in Hamburg Mitte der 1970er-Jahre segelte er begeistert auf der Alster, aber auch auf der Flensburger Förde.

Als die traditionsreiche Flensburger Schiffbau-Gesellschaft einen Assistenten für den damaligen kaufmännischen Vorstand suchte, griff Ebel zu: "Durch mein Hobby bin ich letztlich in die Schiffbauindustrie gekommen", sagt er. Und von dort weiter an den Platz, an dem er heute sitzt, inmitten der Hamburger Wirtschaft, vor allem der hanseatischen Schifffahrt. Ebel ist ein weithin angesehener Hamburger Bürger, der sich gemeinsam mit seiner Frau Milena auch als Stifter für die Gesellschaft engagiert.

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Nach wenigen Jahren als Angestellter schon machte sich Ebel im Jahr 1983 selbstständig: "Ich konnte mit meinen Ideen in der inhabergeführten Firma Flensburger Schiffbau-Gesellschaft nicht weiterkommen", sagt er. Dabei waren seine Konzepte wegweisend. Noch als Angestellter der Flensburger Werft hatte er ein Tochterunternehmen für die Finanzierung von Schiffsaufträgen gegründet.

Hermann Ebel erkannte, dass die Organisation von Kapital einer der Schlüssel für die Entwicklung der Schifffahrt sein würde. Zu dieser Zeit begann die Ära der Containerfrachter. Generationen neuer, teurer Schiffe wurden dafür gebraucht. "Aber die Reeder hatten nicht genügend Eigenkapital, und die deutschen Werften konnten die Schiffsbauten ebenfalls nicht vorfinanzieren."

Ebel gründete mit einem Partner das Finanzierungshaus Hansa Treuhand. Er warb bei Anlegern um Eigenkapital. Ergänzt um Bankkredite, wurde dann die Finanzierung von Schiffen organisiert. So etablierte sich Ebel als einer der Pioniere des deutschen Marktes für Schiffsfonds. Nachdem er bereits etliche Frachter durch Finanzierungen in Fahrt gebracht hatte, baute er in den 1990er-Jahren zusätzlich auch ein eigenes Reedereigeschäft auf. Etliche Aktivitäten kamen mit der Zeit hinzu: die Finanzierung von Flugzeugen und Immobilien ebenso wie die Bereederung luxuriöser Kreuzfahrtsegler, allen voran der berühmten Großyacht "Sea Cloud".

Als Selfmademan hat Hermann Ebel begonnen. Heute beschäftigt er rund 3000 Menschen, davon 2800 als Besatzungen auf den von ihm bereederten Schiffen, die vor allem für Containerlinien auf allen Meeren fahren. "Als ich mein Unternehmen gründete, hatte ich kein Finanzkapital, aber Fachwissen und Vertrauenskapital." Mit Vertrauenskapital beschreibt Ebel Verlässlichkeit, Loyalität - und eben das gegenseitige Vertrauen des Unternehmers zu seinen Mitarbeitern wie auch zu seinen Geschäftspartnern. "Ich kenne leider nicht mehr alle Mitarbeiter mit Namen", sagt er. "Aber wir vertreten hier eine durchaus von mir geprägte Unternehmenskultur, die des hanseatischen Kaufmanns." Ebel sagt das ohne Pathos, aber mit gutem Grund. Die Schifffahrt steckt in einer schweren Krise. Tausende Anleger, die Geld in Schiffsfonds investiert haben, erhalten derzeit nicht nur keine Ausschüttungen. Bei vielen Frachtern müssen die Miteigner auch den Totalverlust ihrer Anlagen fürchten.

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Die von Hansa Treuhand mitfinanzierten und bereederten Schiffe haben dem Sturm bislang getrotzt. Entscheidend dafür ist aus Ebels Sicht, dass seine Schiffsfonds in den guten Zeiten mehr als die geforderten Kapitalrückzahlungen geleistet haben, dass die Anleger bei Bedarf rechtzeitig Kapital nachlegten - und dass die Schiffe in den Vermietungen an die Linienreedereien noch immer relativ gute Charter erwirtschaften. "Man kann sein Geld auf ehrliche Weise verdienen", sagt Ebel. "Man muss aber sehr transparent und glaubwürdig gerade dann sein, wenn man mit dem Eigenkapital von Anlegern arbeitet."

Als Unternehmer hat sich Ebel in gewisser Weise seinen eigenen Kosmos geschaffen. Doch was am Arbeitsmarkt geschieht, ist ihm völlig präsent. "Die Ausbildung und das Arbeitsleben sind für junge Leute heute nicht einfacher als für unsere Generation, die Ansprüche sind hoch. Doch dafür sind die Möglichkeiten am Arbeitsmarkt vielleicht auch größer als früher."

Kürzlich suchte er per Stellenausschreibung einen Assistenten oder eine Assistentin. Er bekam 120 Bewerbungen. Erstaunlich sei für ihn vor allem gewesen, "wie unreflektiert eine sehr große Zahl von Bewerbern dabei war", sagt Ebel. Manche seien "völlig überqualifiziert" gewesen, andere bereits älter als 40 Jahre und vor allem von dem Wunsch motiviert, nach Hamburg zu ziehen. "Ich hatte das Gefühl, viele Menschen bewerben sich, ohne überhaupt die Anforderungen der Ausschreibung gelesen zu haben."

Auch bei seinen drei mittlerweile erwachsenen Kindern erlebte Ebel, wie junge Menschen in die Berufswelt hineinwachsen und sich dort orientieren. Seine beiden Töchter studierten in Großbritannien und in Spanien zielstrebig Wirtschaftsfächer. Sein Sohn versuchte sich mit seiner Begeisterung für Musik zunächst in einem Studium für Ton- und Aufnahmetechnik, schwenkte dann aber um zu den Fächern Wirtschaftsrecht und Volkswirtschaftslehre und studiert nun in Dresden. "Ich habe meine Kinder in ihrer Berufswahl nicht beeinflusst, ihnen aber immer gesagt: Egal was ihr macht, ihr müsst Spaß daran haben", sagt Ebel. "Wenn sich dann im Arbeitsleben auch noch wirtschaftlicher Erfolg einstellt, ist das quasi das i-Tüpfelchen."

Für Hermann Ebel selbst ist diese Bilanz wohl aufgegangen. Achtung, Erfolg und ein aussichtsreicher Arbeitsplatz im Herzen von Hamburg sind Zeugnis dafür. "Die bescheidenen Pläne, die ich zu Beginn meines Arbeitslebens einmal hatte, sind längst weit übertroffen."