Ein loser Haufen soll zu einer motivierten Gruppe werden? Die Kunst gemeinsamen Arbeitens will gelernt sein: Ein Team braucht inneren Zusammenhalt.

Erfolgreiche Teams bestehen aus einer Vielzahl von Persönlichkeiten mit unterschiedlichen Qualifikationen. Diese zu bündeln und einträchtig zum Ziel zu führen kann eine Herausforderung sein.

Was unterscheidet ein Team von einem losen Haufen? Der Zusammenhalt. Andreas Barde, als Trainer auf die Bereiche Führung und Kommunikation, Team und Konflikt spezialisiert, verweist zur Verdeutlichung auf das legendäre Motto der Musketiere: Einer für alle, alle für einen. "Der Teamgeist, das Wir-Gefühl ist entscheidend", betont Barde. Damit ein solcher Geist entstehe, müsse sich das Team über das Ziel und die Aufgabenteilung der gemeinsamen Arbeit im Klaren sein und größtmögliche Verantwortung für die Strategien empfinden, mit denen das Ziel angestrebt werde. "Auch darin zeigt sich der Unterschied zur losen Gruppe, die oftmals von morgens bis abends arbeitet, ohne genau zu wissen wofür - abgesehen von der Prämisse, ihr Einkommen sichern zu wollen." In einem echten Team dagegen herrsche Leistungswille und eine wechselseitige Verantwortlichkeit. "Die einzelnen Mitglieder arbeiten nach dem Motto: Last und Lust auf alle Schultern!", erklärt Barde, der unter anderem für die Lufthansa Technical Training GmbH Team-Seminare leitet und dabei auch den Umgang mit Konflikten im Team lehrt. So sei es wichtig, von Anfang an für die richtige Atmosphäre zu sorgen: "Damit es rund läuft, ist es wichtig, dass die Teamleitung eine Atmosphäre von Wertschätzung, Respekt und Transparenz schafft."

Diese drei Pfeiler sind umso wichtiger, als erfolgreiche Teams aus "unterschiedlichen Menschen mit unterschiedlichen Fähigkeiten, die auf ein gemeinsames Ziel hin arbeiten", bestehen, erklärt die Hamburger Trainerin Dagmar Säger. "Nur so entsteht ein Intelligenz-Pool, in den jeder seine individuelle Expertise einbringt." Das funktioniere jedoch nur, wenn die jeweiligen Rollen und Beziehungen klar seien, damit der vor Ideen sprühende Kreative es mit dem Detail versessenen Perfektionisten aushält, der Macher dem Planer den Vortritt lässt und der Spezialist mit dem Antreiber erfolgreich Hand in Hand arbeitet. Dabei kommen eine Menge verschiedener Charaktere zusammen. "Aber", sagt Säger, "in einem Team muss man sich nicht lieben, man muss nur gut zusammenarbeiten."

Dennoch steckt in einem solchen Intelligenz-Pool ein gehöriges Maß an Konfliktpotenzial. Darum rät die Trainerin, die Warnsignale zu beachten. "Wenn etwa Wissen als Machtinstrument missbraucht wird, also kein Austausch mehr stattfindet, sich die Teammitglieder zurückziehen oder auch Gruppen bilden und damit andere ausschließen, bis hin zu zunehmenden Krankheitstagen - all das können Anzeichen für versteckte Konflikte sein." Fast scheint es, als müsse sich ein erfolgreicher Teamleiter als eine Mischung aus Dr. Markus und Sherlock Holmes bewähren - und tatsächlich bestätigt Säger: "Er muss ein Stück weit die Rolle des Löwenbändigers übernehmen. Er weiß, der Mensch ist der wichtigste Faktor, muss aber auch sein Team effektiv führen. Somit darf er nicht in Weichei-Empathie verfallen, gleichzeitig aber auch keine Atmosphäre emotionaler Kälte zulassen. Diese Gratwanderung muss er meistern."

Und wie stehen die Chancen für eine Löwenbändigerin? "Gar nicht schlecht", ist Business Coach Carolin Lüdemann überzeugt. "Wenn auch Führungskompetenz sicher keine Frage des Geschlechts ist." Aber es komme Frauen schon entgegen, dass sie oft besonders empathiebegabt seien. "Kommt es etwa zu Hahnenkämpfen zweier ausgeprägter Persönlichkeiten, ist Frau nicht überrascht und kann souverän gegensteuern", erklärt die Karriereexpertin, die sich in zahlreichen Büchern mit der Rolle der Frau in der Geschäftswelt beschäftigt hat. Befragt nach einem weiteren geschlechtstypischen Klischee, der sanften weiblichen Hand, bestätigt Lüdemann auch diese Tendenz: "Frauen legen in der Regel mehr Wert auf Harmonie, wohingegen Männer sich gern messen und Konflikte provozieren." Zu weit jedoch dürfe weiblicher Charme und diplomatisches Geschick nicht gehen, warnt Lüdemann: "Konfliktscheue kann sich kein Teamleiter leisten, ob männlich oder weiblich." Das weiß auch Karriereexperte Martin Wehrle und rät dazu, jeden im Team ernst zu nehmen. Auch den notorischen Nörgler. "Man kann den Nörgler verfluchen. Man kann ihn aber auch in seiner Rolle sehen: Als kritischen Kopf. Was ist dran an dem, was er sagt? Warnt er vielleicht vor wichtigen Risiken?" Erst wenn der Nörgler gehört und seine Kritik gewürdigt worden sei, arbeite er konstruktiv mit.

Wehrle sieht den Teamleiter zudem in einer Vermittlerrolle zwischen Unternehmens- und Teamseite. Werden beispielsweise seitens der Unternehmensführung Finanzkürzungen verfügt, ist es am Teamleiter, "zusammen mit dem Team Wege zu finden, wie sich ein Projekt mit knapperem Etat realisieren lässt." In einer solchen Situation Härte zu zeigen und den Druck von oben schlicht an das Team weiterzugeben hält er für keine gute Idee. "Wer sein Team an die Kandare nimmt, hat keine Mitspieler mehr, sondern Gegenspieler." Und schließlich: Die richtigen Worte zu finden sei eine weitere wertvolle Eigenschaft für einen Teamleiter, ist Wehrle überzeugt: "Rhetorische Fähigkeiten helfen durchaus. Die Leute wollen motiviert sein!"