Überteuerte DSL-Verträge? Der Staatsanwalt wirft dem Deutschland-Chef von Media Markt Bestechlichkeit vor. Der Manager kommt aus Quickborn.

Quickborn/Augsburg. Die Schmiergeldaffäre bei der Elektronikkette Media Markt hat gestern einen neuen Höhepunkt erreicht. Vier Augsburger Kripobeamte verhafteten am frühen Morgen gegen sieben Uhr den Deutschland-Chef des Unternehmens, Michael Rook, an seinem Wohnort in Quickborn. Das bestätigte der Sprecher der Augsburger Staatsanwaltschaft, Christian Engelsberger, dem Abendblatt. Es habe Flucht- und Verdunkelungsgefahr bestanden. An der Aktion war auch der ermittelnde Staatsanwalt beteiligt.

Rook wurde noch gestern nach Augsburg gebracht, wo er die Nacht im dortigen Untersuchungsgefängnis verbringen musste. Heute wird ein Richter über das weitere Vorgehen in dem Fall entscheiden. Einen Verdacht gegen den Spitzenmanager, der auch für Belgien, Luxemburg und die Niederlande zuständig war, hatte es schon länger gegeben. So war er bereits Ende Oktober von seinem Arbeitgeber beurlaubt worden. Seine Aufgaben wurden unter den acht Media-Markt-Geschäftsführern aufgeteilt.

+++ Korruption bei Media Markt +++

Rook wird vorgeworfen, in insgesamt 70 Fällen Bestechungsgelder entgegengenommen zu haben. Dabei geht es um den exklusiven Verkauf von DSL-Verträgen an Ständen in den Märkten der Elektronikkette, die mehrheitlich zum Handelskonzern Metro gehört.

"Um Verträge für Telefon und Internet zu überhöhten Marktpreisen absetzen zu können, haben Firmen insgesamt 3,5 Millionen Euro Schmiergeld gezahlt", sagte Engelsberger. Damit dürften zwischen 2005 und 2010 auch Kunden des Elektronikhändlers geschädigt worden sein. Vollstreckt wurde gestern auch ein Haftbefehl gegen einen Buchhalter in Wetzlar. Fünf weitere Verdächtige sitzen bereits seit einigen Wochen in Untersuchungshaft. Dabei handelt es sich um den Leiter der Region Süddeutschland, dessen Ehefrau und drei Geschäftspartner.

Insgesamt ermittelt die Anklagebehörde in Augsburg gegen 19 Personen. "Es sind jetzt vonseiten der Verdächtigen weitere Aussagen hinzugekommen, sodass ein dringender Tatverdacht gegen Rook besteht", sagte Engelsberger. Allerdings seien die Ermittlungen noch nicht abgeschlossen.

Media Markt war durch anonyme Hinweise auf Unregelmäßigkeiten in den Märkten aufmerksam geworden und hatte im Januar selbst die Staatsanwaltschaft in Augsburg eingeschaltet. "Wir kooperieren mit den Behörden", sagte Media-Markt-Sprecher Sven Jacobsen dem Abendblatt. Sollte sich herausstellen, dass das Unternehmen durch den Spitzenmanager geschädigt wurde, sollen zivilrechtliche Ansprüche geprüft werden.

Reagiert hat der Metro-Konzern bereits nach dem Bekanntwerden des Verdachts im Spätsommer 2010. So würden nun Vergabe- und Bestellprozesse durchleuchtet, um mögliche Schwachstellen festzustellen, sagte Metro-Chef Eckhard Cordes vor Kurzem bei einem Besuch in Hamburg . Zudem befasst sich eine Rechtsanwaltskanzlei mit internen Untersuchungen.

Media Markt und Saturn sind Europas größte Elektronikhändler mit einem Umsatz von rund 20 Milliarden Euro im vergangenen Jahr und rund 860 Märkten in 15 Ländern Europas und in China. Sie treten getrennt auf, sind aber in der Media-Saturn-Holding vereint. Allein in Deutschland hat die Gruppe etwa 27 000 Mitarbeiter.