In knapp drei Monaten kehrt der größte Containerfrachter der Welt zurück. Schwesterschiff “Vasco da Gama“ wird in der Hansestadt getauft.

Hamburg. An Deck der "Marco Polo" sah alles nach Routine aus, wenngleich etwas größer als auf allen anderen Containerschiffen. Sieben Containerbrücken des HHLA-Terminals Burchardkai arbeiteten seit Mittwochmorgen unermüdlich an der Ent- und Beladung des nach Kapazität größten Containerfrachters der Welt. Das Flaggschiff der französischen Reederei CMA CGM verließ Hamburg am Donnerstagabend und ist derzeit in Bremerhaven. Von dort aus geht es im Liniendienst wieder zurück nach Fernost. In rund drei Monaten wird das Schiff wieder Hamburg anlaufen.

Genau 2078 Container wurden von Bord gelöscht, 2169 Stahlboxen lud die HHLA auf das Schiff. Dies entspricht 6880 Containereinheiten (TEU). Die maximale Kapazität der "Marco Polo" liegt bei 16.000 TEU. Damit ist die um 800 TEU größer als die "Emma Mærsk" und ihre Schwesterschiffe der dänischen Reederei Mærsk. Insgesamt wurden für die "Marco Polo" bei diesem ersten Anlauf 42.000 Tonnen Ladung bewegt. Reinhard Peschel, der Deutschlandchef von CMA CGM sagte, das Schiff hätte 17.000 Tonnen mehr aus Hamburg mitnehmen können, wenn die Fahrrinne der Elbe bereits vertieft wäre. Das Großprojekt wurde vom Bundesverwaltungsgericht in Leipzig im Oktober einstweilen gestoppt, weil die Richter Klagen von Umweltverbänden und anderen Beteiligten im Hauptverfahren prüfen wollen. Die "Marco Polo" hat maximal 16 Meter Tiefgang, sie kann nach Hamburg allerdings nur teilweise beladen mit 10,70 Meter Tiefgang und verließ die Stadt mit 12,50 Metern.

Routine war der erste Anlauf des Schiffes in Hamburg keineswegs. Die Hafenverwaltung, die HHLA, Lotsen und Schlepperreedereien sowie die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes haben sich ein Jahr lang auf das Ereignis vorbereitet. "Die Abmessungen des Schiffes, 396 Meter Länge und gut 54 Meter Breite, sind für die Hafenlogistiker eine echte Herausforderung", sagte Wolfgang Hurtienne von der Hamburg Port Authority (HPA) am Donnerstag. Er dankte allen Beteiligten für die akribische Vorbereitung. HHLA-Vorstand Stefan Behn sagte, dass die Liegeplätze am Burchardkai mit einer neuen Kaimauer und mit größeren Containerbrücken eigens für derartige Schiffe ausgestattet worden seien: "Wir waren gut präpariert", sagte Behn über den ersten Besuch der "Marco Polo". Das Schiff fährt im Gemeinschaftsdienst FAL1 mit der italienisch-schweizerischen Reederei MSC.

Hafenkapitän Jörg Pollmann überreichte Igor Sikic, dem Kapitän der "Marco Polo", am Donnerstag an Bord die Hafenplakette für den ersten Anlauf in der Stadt. "Wir hatten ein perfektes, ruhiges Wetter und waren nicht voll beladen. Der Wasserstand war so hoch, dass die Einfahrt kein Problem war", sagte Sikic. "Alles war perfekt organisiert. Wir mussten nur die Geschwindigkeit richtig anpassen", sagte Sikic. Sein Kollege Velibor Krpan hatte die "Marco Polo" nach Hamburg gebracht. Wie Sikic stammt auch er aus Kroatien.

Die Schiffe mit 16.000 TEU Ladekapazität sind eine Art Zwischengeneration. CMA CGM und MSC haben insgesamt neun der Frachter bestellt. Deren Baukonzept war ursprünglich für 14.000 TEU vorgesehen, durch ein zusätzliches Rumpfsegment werden die Frachter aber auf 16.000 TEU erweitert. CMA CGM stellt das nächste Großschiff im Mai in Dienst. Es soll in Hamburg getauft werden, nach Abendblatt-Informationen auf den Namen "Vasco da Gama", was CMA CGM allerdings nicht bestätigte. Bis 2015 sollen alle der neuen Schiffe von der südkoreanischen Daewoo-Werft abgeliefert werden.

Bereits im kommenden Jahr bringt Mærsk seine neue "Triple-E"-Klasse in Fahrt. Die Schiffe sollen bis zu 18.000 TEU tragen können, bei 400 Metern Länge und 59 Metern Breite. Weil die Schiffe ein günstiges Verhältnis von Länge und Breite aufweisen, werden sie als maximalen Tiefgang weniger als 16 Meter haben. Nach Hamburg bringt Mærsk seine größten Schiffe jedoch seit einigen Jahren nicht mehr. Sie werden in Bremerhaven und künftig auch in Wilhelmshaven abgefertigt.