Bremer wollen 300 Mitarbeiter auf der Peene-Werft in Wolgast übernehmen. Der Kaufpreis liegt bei knapp 20 Millionen Euro.

Bremen/Hamburg. Die Bremer Lürssen-Werftengruppe wird die Peene-Werft in Wolgast übernehmen. Davon ist Lürssen-Chef Friedrich Lürßen überzeugt. "Wir verhandeln seit Anfang der Woche mit dem Insolvenzverwalter Berthold Brinkmann und wollen das Unternehmen zum 1. Januar kaufen", sagte Lürßen am Mittwoch dem Abendblatt. "Lürssen hat das beste Angebot vorgelegt", bestätigte Brinkmann. Der Insolvenzverwalter will möglichst noch in dieser Woche einen Vorvertrag abschließen. Am Montag soll dann der Gläubigerausschuss der Werft endgültig über den Verkauf entscheiden. Für die P+S Werften in Wolgast und Stralsund läuft seit dem 1. November ein Insolvenzverfahren.

Lürßen will in Wolgast gut 300 Mitarbeiter übernehmen. Derzeit sind auf der Werft noch 400 Menschen beschäftigt, 110 sind in einer Transfergesellschaft. Für die ehemals größte Militärwerft der DDR bieten die Bremer knapp 20 Millionen Euro. Mit dem Abschluss aller Formalitäten, einschließlich der Zustimmung des Kartellamts, rechnet der Werftchef derzeit bis zum kommenden Frühjahr.

Schon jetzt arbeitet Lürssen mit der Peene-Werft zusammen. Beim Bau der vier Fregatten F 125 für die Marine entstehen in Wolgast Teile der Deckshäuser und die vier Bugsektionen. Die erste wurde bereits zum Weiterbau nach Bremen geliefert. Die Schiffe sollen bei Blohm + Voss in Hamburg fertiggestellt werden. "Die Peene-Werft passt gut mit unseren Aktivitäten zusammen", so Lürßen.

Mit Reparaturaufträgen, den Arbeiten für die Fregatten und zwei Küstenschutzbooten für Schweden ist die ostdeutsche Werft noch bis April 2013 ausgelastet. "Wir werden für den Anschluss aber Arbeit nach Wolgast bringen", sagte Lürßen. Geplant seien Zulieferungen bei Marineaufträgen sowie bei neuen Yachten von Lürssen. "Es wäre aber auch möglich, Patrouillenboote für internationale Marinen oder Küstenwachen dort komplett zu fertigen", sagte Lürßen. Die IG Metall Küste äußerte sich am Mittwoch noch zurückhaltend zu der neuen Lage. "Wir kennen noch kein Konzept. Es ist aber ein gutes Zeichen, dass die Endverhandlungen nun begonnen haben", sagte Sprecher Heiko Messerschmidt. Am Montag wird die Gewerkschaft auch im Gläubigerausschuss vertreten sein. Dort wird der IG-Metall-Schiffbauexperte Heino Bade mitentscheiden. "Insgesamt sieht die Belegschaft die Entwicklung positiv", sagte Rainer Kadow, der Direktor Marineschiffbau, dem Abendblatt. Wichtig sei vor allem, dass mit Lürssen ein Unternehmen aus der Branche als strategischer Investor einsteigen wolle.

Mit der Peene-Werft würde die Lürssen-Gruppe, die zuletzt einen Umsatz von fast 700 Millionen Euro erzielte, an einem fünften Standort vertreten sein. Neben Bremen gehören Werften in Wilhelmshaven, Rendsburg und in Hamburg zu dem Familienunternehmen. Nach der Übernahme würde die Zahl der Beschäftigten von 1500 auf mehr als 1800 Mitarbeiter steigen. Damit wäre das Unternehmen Deutschlands größter Anbieter von Marine-Überwasserschiffen und dürfte in diesem Bereich bei neuen Aufträgen der Deutschen Marine künftig zum Konsortialführer aufsteigen. Bei den Fregatten F 125 liegt diese Rolle noch bei Blohm + Voss in Hamburg.

Erst zuletzt hatte die Bremer Werftengruppe die Sietas-Tochter Norderwerft gekauft, die im Hamburger Hafen auf Schiffsreparaturen spezialisiert ist. Schon damals hatten Lürßen und Brinkmann über die Übernahme miteinander verhandelt. Der Hintergrund: Der Hamburger Jurist Brinkmann vertritt als Insolvenzverwalter auch die Sietas-Gruppe.