Die Wirtschaftsbehörde spricht bereits mit den Reedereien. In Zukunft könnte eine Abgabegebühr von neun Euro pro Person fällig werden.

Hamburgs. Politik und Hafenwirtschaft in Hamburg debattieren die Einführung einer Gebühr für Kreuzfahrtpassagiere. Das Geld könnte unter anderem zur Finanzierung eines neuen Kreuzfahrtterminals eingesetzt werden. Nach Abendblatt-Informationen hat die Wirtschaftsbehörde bereits mit Vertretern der Reederei Carnival Cruise Lines über eine Passagierabgabe gesprochen. Deren Tochterunternehmen Costa Kreuzfahrten und Aida Cruises sind wichtige Kunden des Hamburger Hafens. Es soll um einen Betrag von neun Euro je Passagier gegangen sein. "Eine Passagierabgabe ist eine mögliche Option", sagte Susanne Meinecke, Sprecherin der Wirtschaftsbehörde, dem Abendblatt. Es gebe aber noch andere Varianten. Beschlossen sei bislang nichts. Eine Entscheidung erwarte sie in den nächsten drei bis vier Monaten.

Bei den Haushaltsberatungen in der kommenden Woche wird die Bürgerschaft über das Thema diskutieren. Die Fraktion der Linkspartei hat am Donnerstag einen entsprechenden Antrag bei den anderen Fraktionen vorgelegt. Sie fordert darin eine Kreuzfahrergebühr von 15 Euro je Gast. "Im Flugverkehr ist es seit Langem üblich, dass Investitionen in die Infrastruktur teilweise auch durch Gebühren für die Passagiere finanziert werden", sagte der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Norbert Hackbusch dem Abendblatt, der auch hafenpolitischer Sprecher seiner Fraktion in der Bürgerschaft ist. "Auf diese Weise trägt der Hamburger Flughafen nicht nur seit vielen Jahren seinen Betrieb, er finanziert zudem auch die notwendigen Investitionen selbst. Es ist nicht einzusehen, warum zur Finanzierung des Hafens und der Kreuzfahrtterminals nicht entsprechende Gebühren von den Schiffspassagieren erhoben werden sollten."

Kreuzfahrten gewinnen als Wirtschaftsfaktor für Hamburg immer mehr an Bedeutung. Im laufenden Jahr verzeichnet die Hansestadt mit 161 Anläufen von Kreuzfahrtschiffen und rund 400.000 Passagieren einen neuen Rekord. Seit 2005 hat sich die Zahl der Passagiere, die jährlich mit einem Kreuzfahrtschiff in Hamburg ankommen oder die hier ablegen, mehr als verzehnfacht. Damit allerdings steigen auch die Belastungen für die städtische Infrastruktur und der finanzielle Bedarf, die Kreuzfahrtterminals in der Stadt zu unterhalten. Bislang gibt es in Hamburg zwei Passagierterminals, in Altona und in der Hafencity. Der Hafenlogistik-Konzern HHLA betreibt die Anlagen mit Aida Cruises in dem Tochterunternehmen Hanseatic Cruise Center. HHLA-Manager Stefan Behn sagte kürzlich, dass sich die Zahl der Kreuzfahrtpassagiere in Hamburg bis zum Jahr 2018 verdoppeln könne. Um dieses Potenzial zu nutzen, brauche man ein drittes Kreuzfahrtterminal.

Der Senat unterstützt entsprechende Pläne und spricht darüber mit den führenden Kreuzfahrtreedereien, die Hamburg anlaufen. Wie bei den beiden bestehenden Terminals sollen die beteiligten Unternehmen den Betrieb übernehmen. Denkbar wäre, dass eine Reederei ein neues Terminal in Alleinregie und exklusiv für den eigenen Bedarf nutzt. Ebenso könnte aber auch ein Konsortium aus verschiedenen Unternehmen gebildet werden. Die HHLA hat bereits Interesse an einer Beteiligung angemeldet. Zunächst müsse aber klar sein, dass es sich wirtschaftlich rechne, sagte HHLA-Vorstand Behn.

Die Hamburger Reederei TUI Cruises lehnt Gebühren für Kreuzfahrtpassagiere ab. Das Unternehmen habe bereits erste Gespräche mit der Stadt über ein mögliches drittes Kreuzfahrtterminal geführt: "Weitere Gespräche werden folgen", sagte Richard J. Vogel, Chef von TUI Cruises, dem Abendblatt. "Es ist uns nicht bekannt, dass Passagiere mit Sondergebühren belastet werden sollen, um einen Teil des Aufwands zu refinanzieren. Wir können grundsätzlich nachvollziehen, dass die Stadt Hamburg nach Lösungsansätzen sucht, damit das Projekt sich auch unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten für alle Beteiligten rechnet. Das kann aber nicht zulasten der Passagiere geschehen", sagte Vogel: "Dann würde man den Ast absägen, auf dem man sitzt. Unser aller Ziel ist es ja, mehr Menschen für die Reiseform Kreuzfahrt zu begeistern."

Hafenexperte Hackbusch verweist auf andere Hafenstädte im In- und Ausland, die bereits Gebühren von Kreuzfahrtpassagieren erheben. Rostock-Warnemünde etwa, der wichtigste deutsche Hafen für Kreuzfahrten an der Ostsee, kassiert von den Reedereien ein sogenanntes Kainutzungsgeld. Es ist gestaffelt nach der Zahl von Passagieren je Schiff und Jahr und reicht von 2,40 Euro bis 3,50 Euro für jeden Landgang und jede Rückkehr an Bord. "In welcher Form eine Gebühr von Kreuzfahrtpassagieren letztlich in Hamburg erhoben werden könnte, müsste zwischen den Akteuren ausgehandelt werden", sagte Hackbusch. "Es ist höchste Zeit, dass das Thema auf den Tisch kommt. Denn auch beim Aufenthalt im Hafen belasten Kreuzfahrtschiffe die Umwelt erheblich mit Schadstoffen."