Wenn es Milchduschen und Mistgabeln hagelt, dann kann es nur um eines gehen: die gesunkenen Milchpreise und die Existenzängste vieler Bauern.

Brüssel. Wenn die Landwirtschaftsminister in diesen Wochen über den Verfall der Milchpreise beraten, dann sind Proteste nicht fern. Mit 200 Traktoren belagerten gestern rund 2400 Landwirte unter anderem aus Deutschland, Österreich und Frankreich das Brüsseler Europaviertel. Sie setzten Autoreifen und Heuhaufen in Brand und machten ihrer Wut mit lautem Kuhglockengebimmel Luft. Vereinzelt flogen Eier und Flaschen, der Haupteingang zum Ministerrat musste geschlossen werden. 20 Cent erhalten die Bauern derzeit pro Liter Milch, das Doppelte sei nötig.

Angesichts des Milchpreisverfalls will eine Mehrheit der EU-Regierungen den Bauern nun mehr Einfluss auf die Preisbildung geben. Deutschland und 19 weitere Länder schlagen vor, die Rechte von Erzeugergemeinschaften in Verhandlungen mit den Molkereien zu stärken. In Frankreich sind heute schon Preisabsprachen zwischen Erzeugergemeinschaften, Molkereien und Einzelhandel möglich, die den Wettbewerb abmildern.

Eine solche Regelung für ganz Europa verstößt derzeit aber gegen das EU-Wettbewerbsrecht. Ende März 2015 läuft das EU-Milchquotensystem aus, das regelt, wie viel Milch jeder einzelne Bauer produzieren darf. Viele Landwirte befürchten, dass mit der Abschaffung der Quoten die leistungsstarken Großbetriebe ihre Produktion ausweiten, der Milchpreis weiter sinkt und Kleinbauern vom Markt verdrängt werden.

Diese Konfliktlinie trat auch gestern wieder auf: Vertreter des Bundesverbands der Deutschen Milchviehhalter (BDM) bewarfen den Präsidenten des von Besitzern großer Höfe dominierten Deutschen Bauernverbands (DBV), Gerd Sonnleitner, mit Eiern, Kastanien und einer Mistgabel.