Hapag-Lloyd und fünf Partnerunternehmen bündeln ihre Kräfte gegen die Marktführer Maersk und MSC. Es geht um Europa-Asien-Routen.

Hamburg. Ein neues Großbündnis in der Schifffahrt soll die Kräfteverhältnisse auf den wichtigsten Linienverbindungen zwischen Fernost und Nordeuropa neu ordnen. Sechs Containerlinienreedereien gründen dafür die G6 Alliance. Deren Mitglieder sind Hapag-Lloyd, APL, Hyundai Merchant Marine, Mitsui O.S.K Lines, Nippon Yusen Kaisha und Orient Overseas Container Line. "Die Kooperation markiert einen Meilenstein und wird für eine deutliche Verbesserung des Angebots zwischen Asien und Europa sorgen. Die Anzahl der Direktanläufe und die Häufigkeit der Abfahrten werden zu den besten im Markt gehören", teilte Hapag-Lloyd in Hamburg gestern für die neue Allianz mit.

Die Reedereien bündeln damit den Fernost-Europa-Verkehr von 90 Schiffen, die auf ihren Fahrten insgesamt 40 Häfen anlaufen, darunter Hamburg. Die beteiligten Schifffahrtsunternehmen sind bereits Mitglieder in der Grand Alliance und in der New World Alliance. Die Grand Alliance, der unter anderem Hapag-Lloyd angehört, sorgt für 40 Prozent des Containerumschlags im Hamburger Hafen. Dass die Reedereien nun ein neues Bündnis speziell für die Europa-Asien-Routen schmieden, zeigt den harten Konkurrenzdruck auf diesen Strecken, den wichtigsten Handelswegen für die internationale Containerschifffahrt. Die beiden Weltmarktführer Maersk und MSC liefern sich beim Transport zwischen Europa und Asien einen erbitterten Kampf um Marktanteile. Als Folge dessen verfallen die Frachtraten und die Transportpreise für die Container. Viele Reedereien verdienen im Fernostverkehr kaum noch oder gar kein Geld mehr. Vor allem die italienische Reederei MSC mit Sitz in der Schweiz hat ihre Flotte zuletzt massiv ausgebaut, um zum Marktführer Maersk aufzuschließen.

+++ Der Preiskampf setzt den Reedereien zu +++

+++ Hapag-Lloyd: Hamburg muss sich entscheiden +++

Die dänische Großreederei verteidigt ihre Marktanteile, obwohl das Unternehmen durch den Preiskampf hohe Verluste einfährt. "Wir können nicht unsere Marktposition aufgeben und hoffen, dass sie nach der Krise wiederkommt. Wenn Kunden einmal weg sind, bleiben sie auch weg", sagte Eivind Kolding, der scheidende Chef von Maersk, der "Financial Times Deutschland". Kolding zeigte sich skeptisch, ob Maersk 2012 wieder Gewinn macht: "Das wird sehr schwer."

MSC wiederum kündigte kürzlich ein Bündnis auf bestimmten Strecken mit der französischen CMA CGM an, der drittgrößten Containerlinienreederei. Gemäß Marktschätzungen schließt die G6 Alliance mit zusammengenommen 20 bis 23 Prozent Marktanteil auf den Fernost-Europa-Routen zum bisherigen Marktführer Maersk auf. MSC und CMA CGM erreichen auf diesen Linienverbindungen gemeinsam rund 16 Prozent Marktanteil.

Von Hapag-Lloyd hieß es, dass die Reedereien in der neuen Allianz die Stellplätze auf den Schiffen gemeinsam nutzen, ihre Containertransporte aber weiterhin eigenständig vermarkten sollen. Wenn möglich sollen für die jeweiligen wöchentlichen Abfahrten Schiffe der gleichen Größenklasse genutzt werden, um die Planung der verfügbaren Transportkapazität zu erleichtern. Eine Reihe neuer Großfrachter mit 13 000 bis 14 000 Standardcontainern (TEU) Kapazität soll in den kommenden Jahren in die Dienste der G6 Alliance eingefädelt werden. Auch Hapag-Lloyd übernimmt im kommenden Jahr seine ersten 13 000-TEU-Frachter.