Während der Sanierung von Köhlbrandbrücke und der Sperrung der Wilhelmsburger Reichsstraße für Lkw drohen große Probleme.

Hamburg. Die Hafenwirtschaft schlägt Alarm. "Schon heute machen komplizierte Genehmigungsverfahren und Baustellen die für den Hafen wichtigen Transporte von Großanlagen zu den Terminals fast unmöglich", sagte Gunther Bonz, der neue Präsident des Unternehmensverbandes Hafen Hamburg (UVHH), gestern in Hamburg. 2013 jedoch, so fürchtet er, könnte der Lkw-Verkehr zum Stillstand kommen.

Der Grund: Während der Internationalen Gartenschau (igs) soll die Wilhelmsburger Reichsstraße von April bis Oktober tagsüber für Fahrzeuge ab 3,5 Tonnen gesperrt werden. "Diese Nord-Süd-Achse mit knapp 7000 Schwertransporten täglich und vielen dort ansässigen Speditionen ist für uns aber unentbehrlich", so Bonz bei der Mitgliederversammlung des Verbandes. "Wir lehnen diese Maßnahme ab."

+++ Hamburger Hafen wächst trotz Krise +++

Hintergrund für die Planungen ist, dass die bei der Schau erwarteten 2,5 Millionen Besucher ohne starken Verkehrslärm über das Gelände spazieren sollen. "Auch eine Ersatztrasse nützt uns nichts, weil dort die Besucher vom Parkplatz aus über eine Ampel auf die Ausstellung geleitet werden sollen. Das führt ebenfalls zu Staus", so der Verbandspräsident. Jetzt soll Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos) die Pläne stoppen. "Wir bieten an, an der Straße leere Container aufzustellen und so den Lärm abzuschirmen", sagte Bonz. Zudem fordert der Verband vor dem Hintergrund der ebenfalls für 2013 geplanten Sanierung der Köhlbrandbrücke einen Zeitplan für Baumaßnahmen. "Es dürfen nicht mehrere Trassen gleichzeitig blockiert werden."

Die Wirtschaftsbehörde sah gestern jedoch "keinen Anlass dafür, dass der Verkehr 2013 nicht ordnungsgemäß abgewickelt werden" könnte. So ließen sich die Arbeiten an der Köhlbrandbrücke zeitlich mit der Gartenausstellung koordinieren. Ein Konzept für die Wilhelmsburger Reichsstraße werde noch abgestimmt. Container als Lärmschutz lehnt die Behörde jedoch ab. Sie würden entweder die Fahrbahn auf je eine Spur verengen, eine von 70 auf 50 km/h reduzierte Geschwindigkeit oder das Abholzen der Bäume notwendig machen.

+++ Hintergrund: Der Hamburger Hafen +++

Klar scheint: Der Umschlag und damit der Verkehr in Hamburg nimmt weiter zu. So rechnet der Verband auch für 2012 mit Zuwachs. Nach neun Millionen Standardcontainern (TEU) für 2011 sollen 2012 zumindest 9,3 Millionen erreicht werden. "Eine Zielmarke sind 9,5 Millionen und ein Plus beim Gesamtumschlag von 130 Millionen im Jahr 2011 auf bis zu 140 Millionen Tonnen", sagte Bonz. Der Verband geht dabei davon aus, dass sich mit dem Ausbau der jetzigen Terminals bis 2025 auch 25 Millionen TEU bewältigen lassen. Auf dem geplanten Terminal auf Steinwerder sollten daher Industrie sowie Anlagen für Massengut angesiedelt werden.

Allerdings sind auch die Risiken für den Hafen deutlich. So wird erwartet, dass allein durch die Energiewende die Kosten für Strom bis 2020 um 30 Prozent steigen. "Das bedeutet ein Plus von mehreren Millionen Euro allein für die Containerbrücken und damit Nachteile im Wettbewerb mit Häfen im Ausland", sagte Bonz. Sorgen bereitet im Hafen zudem der für die nächsten Jahre vorgeschriebene sinkende Anteil von Schwefel im Schiffstreibstoff auf der Ostsee. Durch den teureren Sprit könnte Ladung an Lkw und Bahn verloren gehen, die bisher über Frachter in die Ostsee geht. Hamburg als Verteilzentrum für Osteuropa profitiert von diesen Linien. 2011 wurden fünf neue eingerichtet. Die Schiffe sind jedoch auf einen passierbaren Nord-Ostsee-Kanal angewiesen, dessen Schleusen derzeit nur noch "notdürftig in Betrieb gehalten werden", so Bonz. Der Verband setzt nun darauf, dass der Bund einen Teil der für 2012 vorgesehenen zusätzlichen Milliarde Euro für die Infrastruktur in die Sanierung des Kanals steckt.

+++ Hintergrund: Hafenwirtschaft drängt auf Ausbau der Verkehrswege +++

Größtes Anliegen bleibt die Elbvertiefung. Sie soll sicherstellen, dass Containerfrachter mit mehr als 10 000 Containerstellplätzen Hamburg anlaufen können. Der Trend zu diesen Schiffen hält an. 160 weitere Neubauten werden bis 2015 zwischen Europa und Asien sowie Nordamerika unterwegs sein. "Wir hoffen, dass die Baggerarbeiten 2012 beginnen können", sagte Bonz. Überzeugt zeigte sich gestern Senator Horch: "Wir werden Erfolg haben, weil es keine Alternative gibt und wir unsere Hausaufgaben gemacht haben."