Experte Funder sieht bei einer möglichen Fusion mit Karstadt den Standort Mönckebergstraße in Gefahr. Warenhäuser in den roten Zahlen.

Hamburg. Der Verkäufer hinter der Käsetheke lächelt verschüchtert. Eine Fusion von Karstadt und Kaufhof? "Ja, davon habe ich schon gehört", sagt der junge Mann, der in der Lebensmittelabteilung der Galeria Kaufhof an der Hamburger Mönckebergstraße arbeitet. "Aber wir als Beschäftigte bekommen hier kaum Informationen darüber, was wirklich geplant ist."

Es herrscht Verunsicherung unter den Mitarbeitern der Warenhauskette, seit klar ist, dass die Tochtergesellschaft des Düsseldorfer Handelskonzerns Metro kurz vor dem Verkauf steht. Vor allem die mögliche Übernahme durch den Konkurrenten Karstadt weckt bei vielen Beschäftigten die Sorge, dass dabei Arbeitsplätze und Standorte auf der Strecke bleiben könnten.

Am Mittwoch war bekannt geworden, dass der Karstadt-Eigentümer Nicolas Berggruen ein Angebot für die Übernahme von Kaufhof abgegeben hatte. Ziel sei es, die beiden Ketten unter einem Dach zu vereinen, hieß es aus Verhandlungskreisen. Daneben hat auch noch die österreichische Immobiliengesellschaft Signa ihr Interesse an der Metro-Tochter bekundet. 2,4 Milliarden Euro sollen die Österreicher, hinter denen ein griechischer Reeder und Ex-Porsche-Chef Wendelin Wiedeking stehen, geboten haben.

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"Wir stehen einer Deutschen Warenhaus AG aus Karstadt und Kaufhof sehr skeptisch gegenüber", sagt die Sprecherin der Gewerkschaft Ver.di, Christiane Scheller, dem Abendblatt. "Es ist zu befürchten, dass bei einem solchen Zusammenschluss Stellen gestrichen und benachbarte Häuser geschlossen werden." Kaufhof verfügt derzeit über 134 Warenhäuser in Deutschland, von denen sich zwei in Hamburg befinden. Karstadt kommt bundesweit auf 115 Filialen, ist mit elf Häusern in der Hansestadt aber besonders stark vertreten.

Aus Sicht des Warenhausexperten Jörg Funder wären bei einer möglichen Fusion vor allem die großen Filialen von Karstadt und Kaufhof in der Mönckebergstraße in Gefahr. "Ich kann mir schwer vorstellen, dass beide Häuser erhalten bleiben könnten", sagt der Professor für Handelsmanagement, der an der Fachhochschule Worms lehrt. "Dafür liegen die Geschäfte zu dicht nebeneinander und verfügen über ein zu ähnliches Sortiment." Überschneidungen gibt es unter anderem bei Mode, Haushaltswaren, Parfümerie oder in der Lebensmittelabteilung. Langfristig hält es der Handelsexperte für realistisch, dass von Kaufhof und Karstadt gerade einmal 70 Warenhäuser bundesweit erhalten bleiben könnten. "Wir haben enorme Überkapazitäten im deutschen Einzelhandel, eine Bereinigung des Netzes ist daher unvermeidlich", sagte Funder.

Eine so verschlankte und neu aufgestellte Warenhaus AG habe dann aber sehr gute Überlebenschancen. "Sinnvoll wäre es, wenn sich Kaufhof und Karstadt gemeinsam auf die zahlungskräftige Zielgruppe der jung gebliebenen 40- bis 60-Jährigen konzentrieren würden", so der Professor. "Gemeinsam können sie es schaffen, die Warenhäuser wieder zu jenen Konsumtempeln zu machen, die sie früher einmal waren."

Bei den Betriebsräten der betroffenen Unternehmen rufen solche Planspiele gemischte Gefühle hervor. "Aus unternehmerischer Sicht kann ich es durchaus nachvollziehen, dass man eine schlagkräftige Einheit aus den zwei Warenhausketten bilden möchte", sagt der Hamburger Arbeitnehmervertreter Jürgen Gering, der im Gesamtbetriebsrat von Karstadt sitzt. "Aus Sicht der Beschäftigten sehe ich aber große Risiken." Die Betriebsräte der Kaufhof-Filialen an der Mönckebergstraße und im Alstertal-Einkaufszentrum wollten sich nicht zu möglichen Folgen einer Fusion äußern.

Metro-Chef Eckhard Cordes versuchte gestern, ein wenig den Druck aus den Verhandlungen über Kaufhof zu nehmen. Man habe es mit dem geplanten Verkauf nicht eilig, sagte er. Es werde derzeit mit den Interessenten geredet, und es müsse ein angemessener Preis geboten werden. Mit Blick auf die aktuellen Geschäftszahlen ist Kaufhof nicht gerade attraktiver geworden. Als einzige der vier Sparten im Metro-Konzern verzeichnete die Tochter in den ersten neun Monaten mit 55 Millionen Euro einen operativen Verlust und setzt nun auf das Weihnachtsgeschäft.