Hamburger Verbraucherschützer warnen davor, Kontonummern und persönliche Daten preiszugeben.

Hamburg. Das Telefon klingelt. Schneller Griff zum Hörer - und schon ist keiner mehr dran. Hat sich da jemand versehentlich verwählt und schnell wieder aufgelegt? Unwahrscheinlich, denn "manche Verbraucher erleben diese Situation bis zu 70-mal am Tag", sagt Matthias Kurth, Präsident der Bundesnetzagentur. Und es gibt immer mehr Opfer des Telefonterrors. Kurths Behörde ist unter anderem für die Regulierung des deutschen Telekommunikationsmarkts zuständig. Und er erlebt immer wieder Überraschungen bei dem Thema, wie Unternehmen auf Kundenfang gehen.

Die Angerufenen sind genervt, allein im Zeitraum zwischen dem 1. Januar 2008 und dem 31. Juli 2009 beschwerten sich knapp 97 000 Verbraucher wegen unerlaubter Werbeanrufe und anderer Telefontricks. "Bei uns gibt es täglich mehrere Anfragen betroffener Bürger", sagte auch Edda Castelló von der Hamburger Verbraucherzentrale dem Abendblatt. Sie rät, bei solchen Gesprächen auf keinen Fall persönliche Daten wie die Kontonummer preis zu geben.

Die Masche hat mehrere Facetten. So gibt es Firmen, die es nur einmal klingeln lassen, in der Hoffnung, dass sich der Angerufene postwendend bei ihnen meldet. Tut er dies, so werden ihm meistens vermeintlich günstige Angebote wie etwa ein neuer Telefonvertrag oder ein supersicheres Lottosystem angepriesen. Mit diesem kurzen Anklingeln, das im Fachjargon Ping genannt wird, umgehen die Firmen das Verbot von Werbeanrufen, das in Deutschland dann gilt, wenn die Verbraucher nicht zuvor zugestimmt haben. Wenn die Rückrufnummer mit den Ziffern 0137 beginnt, ist sie zudem noch besonders teuer. "In diesen Fällen sollte man auf keinen Fall zurückrufen", rät Castelló.

Auch beim sogenannten Predictive Dialer gibt es nur einen Klingelton. Dabei handelt es sich um ein automatisches Programm, das überwiegend bei Callcentern eingesetzt wird. Die Software wählt nach zuvor festgelegten Kriterien zahlreiche Rufnummern gleichzeitig an. Sobald der erste Angerufene das Gespräch annimmt, werden die Verbindungen zu den anderen Teilnehmern gekappt, um diese zu einem späteren Zeitpunkt erneut zu belästigen. "Die ungebremste Automatisierung geht hier zulasten der Angerufenen", sagt Kurth. Und das sei eine nicht hinnehmbare Belästigung.

Edda Castelló rät Betroffenen, sich bei der Verbraucherzentrale zu melden. Diese verschickt als Erstes eine Unterlassungserklärung an das Unternehmen. Wenn die Anrufe dennoch weitergehen, droht eine Vertragsstrafe. Die unerlaubte Telefonwerbung, über die es bei der Regulierungsbehörde die meisten Beschwerden gibt, wirkt sich dagegen noch harmlos aus. Dem Kunden entstehen keine Kosten, wenn der sich nichts aufschwatzen lässt und es sich um eine nicht kostenpflichtige Nummer handelt.

Richtig teuer kann es werden, wenn sich eine Computerstimme meldet und behauptet, man habe ein Auto oder Ähnliches gewonnen. Der Kunde müsse nur noch einmal bestätigen, dass er den Gewinn auch akzeptiert. Mal abgesehen davon, dass wohl kein Mensch einen geschenkten Neuwagen ausschlagen wird, wird der Anruf teuer. Denn die Rückrufnummer fängt in der Regel mit den Ziffern 0900 an und kann pro Minute bis zu 3 Euro kosten.

Gegen die Abzockerei geht die Bundesnetzagentur als Regulierungsbehörde vor. "Wir haben im Fall der 0900er-Nummern schon Kassenverbote erteilt", sagt Behördensprecher Cord Lüdemann. Im Klartext bedeutet dies, dass das Unternehmen das mit der Abzocke verdiente Geld von Verbrauchern nicht einziehen darf. Zudem wurden bereits sieben Telefonnummern von Firmen zwangsweise abgeschaltet, weil sie mit den wiederholten täglichen Anrufen Verbraucher belästigt haben. Opfer von Terror und Abzocke am Telefon können sich an die Verbraucherzentralen und die Regulierungsbehörde wenden.