Millionen Singles sind aktiv auf der Suche. Hamburger Anbieter behaupten sich gut im Geschäft. Der Flirt im Internet birgt aber auch finanzielle Risiken.

Hamburg. Für Christian aus Hamburg hat sich die Investition mehr als gelohnt. "Was hatte ich außer Geld schon zu verlieren?", dachte der 36-Jährige, als er sich beim Singleportal Parship im Internet anmeldete. 39,90 Euro pro Monat kostete ihn die halbjährige Mitgliedschaft. Die Glücksgefühle, die er dafür bekam, sind hingegen unbezahlbar: Nach E-Mails, Telefonaten und Treffen verliebte Christian sich in Kirsten, die ebenfalls bei Parship registriert war. Heute feiert die Hamburger Online-Partnervermittlung das frisch gebackene Paar als eine ihrer neusten Erfolgsgeschichten.

Weitere Vorzeigepärchen sind in Arbeit. Denn die ersten Monate des Jahres sind die Hochsaison der einsamen Herzen im Internet. Die Folge: Fast doppelt so viele Registrierungen im Vergleich zum Durchschnittsmonat sind die Regel - für die Betreiber ein lohnendes Geschäft. "Im Januar hatten wir 91 Prozent mehr Registrierungen als im Dezember", sagt Peter Schmid, seit Kurzem Geschäftsführer beim europäischen Marktführer Parship mit knapp zehn Millionen Mitgliedern und 53 Millionen Euro Umsatz im Jahr 2008. "Und die starke Nachfrage hält auch jetzt noch an." Rund 6000 Singles melden sich in den Boommonaten im Schnitt täglich an, die 60 Kundenbetreuer bei Parship werden sogar von einem externen Dienstleister unterstützt.

Beim Konkurrenten ElitePartner, 2004 von einem früheren Parship-Manager an der Elbe gegründet, herrscht ähnlicher Betrieb. Sprecherin Anna Kalisch geht sogar von fast 100 Prozent mehr Anmeldungen zwischen Weihnachten und März aus. Das Erklärungsmodell ist simpel: "Der Boom geht direkt nach den besinnlichen Festtagen los, das hat vermutlich psychologische Hintergründe", sagt Kalisch. "Das kalte Winterwetter, gute Neujahrsvorsätze und die düstere Krisenstimmung tragen offenbar dazu bei, dass sich die Menschen auf ihr privates Glück besinnen."

So hat die Wirtschaftskrise den Erfolg der Boombranche noch angeheizt. Henning Wiechers vom Portal Singlebörsen-Vergleich.de schätzt, dass sich der Branchenumsatz in Deutschland zwischen 2003 und 2008 auf 164 Millionen Euro knapp versiebenfacht hat. "Und 2009 sind die Umsätze noch einmal zwischen zehn und 20 Prozent gewachsen", sagt der Branchenkenner. Die Hamburger Liebesboten von ElitePartner können diese Zahlen sogar noch toppen. Die Umsätze von zwölf Millionen Euro im Jahr 2008 haben sich im Krisenjahr 2009 auf 20 Millionen Euro fast verdoppelt. Das Team wuchs um 30 Prozent auf nun 70 Angestellte, vor allem für IT-Fachleute sind noch immer Stellen offen.

Das schnelle Wachstum vieler Portale betrachten Experten jedoch auch mit Sorge. Denn nicht alle Geschichten vom Suchen und Finden der Liebe enden so glücklich wie jene vom Parship-Vorzeigepaar Christian und Kirsten. Während die beiden Hamburger ihre gemeinsame Zukunft planen, ärgern sich andere Nutzer von Online-Partnervermittlungen mit undurchsichtigen Verträgen herum. "Die Vertriebsmethoden der Börsen sind härter geworden, die Preise gestiegen", sagt Wiechers. Auch deshalb seien die Umsätze so stark gewachsen. Die Verbraucherzentrale Hamburg warnt auf ihrer Internetseite deshalb vor einem "Flirt mit finanziellem Risiko". "Bei uns gehen regelmäßig Beschwerden zu verschiedenen Portalen ein", sagt Verbraucherschützerin Julia Rehberg. Ein Dauerärgernis: Bei den meisten Portalen verlängert sich die Mitgliedschaft automatisch, wenn nicht rechtzeitig gekündigt wird - teils sogar um einen deutlich längeren Zeitraum als das ursprünglich gebuchte Abonnement. Wer etwa bei der Burda-Tochter ElitePartner seinen Sechsmonatsvertrag nicht rechtzeitig kündigt, muss anschließend für eine Jahresmitgliedschaft aufkommen. Die Portale machen zwar keine Angaben zur Zahl der zahlenden Mitglieder, viele Seiten bieten ohne Aboabschluss aber wenig Nutzen: Nur Mitglieder können aktiv Nachrichten schreiben und Fotos ansehen. "Ein weiteres Problem bei einigen Anbietern ist, dass Kündigungen angeblich nicht ankommen", sagt Rehberg. Sie empfiehlt deshalb, unbedingt per Einschreiben mit Rückschein zu kündigen.

Dass ein solches Geschäftsgebaren auf Dauer auch den liebeshungrigsten Kunden abschrecken wird, kommt nur langsam in den Chefetagen der Singleportale an. Bei ElitePartner heißt es, mit der automatischen Verlängerung habe man auf Kundenwünsche reagiert, für eine seriöse Partnervermittlung sei eine längere Verweildauer unerlässlich. Der neue Chef beim Platzhirschen Parship, einer Holtzbrinck-Tochter, will hingegen noch in diesem Jahr einen Branchengipfel einberufen. "Wir müssen gewisse Standards schaffen", sagt Peter Schmid. "Schließlich wollen wir unser Geschäftsmodell so transparent wie möglich machen - und es nicht durch schwarze Schafe der Branche verderben lassen." Die Erfolgsaussichten sind allerdings ungewiss - ebenso wie bei der Partnersuche.

Sie suchen eine Partnerin oder eine Partner: Auf abendblatt.de können Sie unter folgenden Internetangeobten fündig werden:

http://singles.apps.abendblatt.de/

http://parship.abendblatt.de/