In der Hansestadt nutzen 1600 Firmen für 26.000 Mitarbeiter dieses Instrument. Der Bund schränkt die Nutzung auf 18 Monate ein.

Hamburg. In Hamburg haben gegenwärtig 1600 Firmen für 26 000 Mitarbeiter Kurzarbeit beantragt. "In der Spitze waren 28 000 Mitarbeiter betroffen", sagte Rolf Steil, Direktor der Arbeitsagentur Hamburg, im Gespräch mit dem Abendblatt. Betroffen sind vor allem die Branchen Logistik, Maschinenbau und Chemie. "Ich gehe davon aus, dass der Höhepunkt bei der Kurzarbeit inzwischen überschritten ist. Wir haben jetzt pro Monat noch knapp 100 Anträge von Firmen auf Kurzarbeit, im Sommer waren es im Schnitt noch 250", sagt Steil. Er zog eine positive Bilanz dieses Arbeitsmarktinstruments im bisher größten Wirtschaftseinbruch in der Geschichte der Bundesrepublik.

"Es war richtig, die Kurzarbeit so massiv auszudehnen und die Voraussetzungen für die Beantragung zu verringern. So konnten Firmen die Kurzarbeit nutzen, die das noch niemals zuvor getan haben." Steil geht davon aus, dass Hamburg durch die Kurzarbeit 5000 Arbeitslose weniger hat. Aktuell sind in der Hansestadt 78 000 Menschen ohne Arbeit. Von den 26 000, für die Kurzarbeit beantragt wurde, arbeiten 16 000 Beschäftigte tatsächlich kürzer und erhalten Kurzarbeitergeld. Die Firmen beantragen für einen bestimmten Zeitraum Kurzarbeit und können dann nach Auftragslage flexibel entscheiden, wie sie dieses Instrument einsetzen.

Künftig wird die Bezugsdauer eingeschränkt und auch für Firmen wir die Kurzarbeit teurer. Ab Anfang Januar können Unternehmen in Not nur noch für maximal 18 Monate diese Maßnahme beantragen, beschloss gestern das Bundeskabinett. Die bisherige Regelung, die zum Jahresende ausläuft, sieht eine Bezugsdauer von bis zu 24 Monaten vor. Ab dem 1. Januar 2011 übernimmt die Bundesagentur für Arbeit auch nicht mehr ab dem siebten Monat die Sozialbeiträge für das Kurzarbeitergeld. "Es ist logisch, dass es jetzt zu Anpassungen in den Regelungen kommt", sagt Steil. Er erwartet nicht, dass es zum Jahresende noch einen Ansturm bei der Beantragung von Kurzarbeit geben wird. Firmen könnten sich so die bezahlte Ausfallzeit noch für 24 Monate sichern.

"Wesentlich stärker als die Kürzung der Bezugsdauer wird die Firmen die Einschränkung der Übernahme der Sozialabgaben treffen", sagt Holger Schäfer, Arbeitsmarktexperte des Instituts der deutschen Wirtschaft dem Abendblatt. Selbst im günstigsten Fall müssen die Unternehmen für die ausgefallene Arbeitszeit noch 24 Prozent der Personalkosten selbst tragen. Grund sind Urlaubsansprüche und andere Lohnnebenkosten. "Das kann sich kaum ein Unternehmen für die Dauer von zwei Jahren leisten", sagt Schäfer. Deshalb sei es nicht entscheidend, ob die Firmen für 18 oder 24 Monate Kurzarbeit beantragen können. Er rechnet damit, dass die Firmen jetzt strenger abwägen werden, ob sie die Kurzarbeit wirklich fortsetzen, wenn sich keine klaren Perspektiven bei den Aufträgen bieten.

Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hat ermittelt, dass den Firmen in diesem Jahr Kosten in Höhe bis 6,2 Milliarden Euro durch die Kurzarbeit entstehen. "Das sind 0,6 Prozent der gesamtwirtschaftlichen Bruttolohn- und Gehaltssumme", sagt Eugen Spitznagel vom IAB. "Wenn die Sozialabgaben nicht mehr übernommen werden, ist das ein herber Einschnitt für die Unternehmen."