US-Präsident Obama will Zukunft für GM und seine Töchter am Pfingstmontag höchstpersönlich bekannt geben.

Berlin/Hamburg

HA/mw

Es war ein Tag zwischen Bangen und Hoffen, ein Nervenkrieg um die Rettung von Opel und die Zukunft der 26 000 Mitarbeiter des Traditionsunternehmens: In aller Frühe springt Fiat als Investor für Opel ab, fühlt sich mit den immer neuen Forderungen der Opel-Mutter GM überfordert. Einige Stunden später will Bundeskanzlerin Angela Merkel noch immer nicht die Insolvenz für den Autobauer ausschließen und nennt damit erneut das Horrorszenario für die Beschäftigten. Um 17.23 Uhr dann das große Aufatmen: Magna und GM haben sich auf ein Konzept für die Übernahme des angeschlagenen deutschen Herstellers geeinigt. Es war höchste Zeit für diese Einigung, denn bei GM sieht es düster aus: Die offizielle Ankündigung einer Insolvenz wird am Pfingstmontag bei einer Rede von US-Präsident Barack Obama erwartet, wenn das von ihm gestellte Ultimatum für GM abläuft.

Der Tag der Opel-Entscheidungen in einer Rückschau:

6.00 Uhr: Die Vertreter von Magna, Fiat und General Motors verhandeln im Berliner Luxushotel Adlon über den Verkauf von Opel.

9.00 Uhr: Fiat springt ab. Fiat-Chef Sergio Marchionne sagt, er sei nicht in der Lage, für Fiat und die Opel-Mutter GM einen fairen Übernahmevorschlag vorzulegen. Es sei ihm nicht gelungen, vollen Einblick in die Bücher von Opel zu bekommen. Außerdem sei er nicht bereit, sein Angebot nachzubessern, sagte er mit Blick auf den neuen, überraschend von GM geforderten Finanzbedarf für Opel in Höhe von 300 Millionen Euro. Die Bundesregierung hatte abgelehnt, diese Summe zu übernehmen.

9.40 Uhr: Die Bundesregierung hat noch keine Vorentscheidung über mögliche staatliche Hilfe für Opel getroffen. Alle Optionen müssten offengehalten werden, sagten Merkel und Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) in einer Sondersitzung der Unions-Bundestagsfraktion.

10.36 Uhr: Eine Rettung des Opel-Konzerns kommt den Staat möglicherweise teurer als eine Insolvenz, soll das Bundeswirtschaftsministerium laut "Spiegel" berechnet haben. So kämen auf den Staat im Falle einer Pleite Kosten von rund 1,1 Milliarden Euro zu. Müsste der Staat aber für die Kredite möglicher Opel-Retter einspringen, fielen beispielsweise bei dem interessierten Magna-Konzern 4,5 Milliarden Euro an. Bei ihren Berechnungen hätten die Beamten unterstellt, dass ein künftig arbeitsloser Opel-Mitarbeiter die Steuer- und Sozialkasse im Schnitt 22 700 Euro jährlich kosten werde. "Im schlimmsten Fall, wenn alle 25 000 Jobs bei Opel und etwa gleich viele bei Zulieferern verschwinden, kämen auf den Staat Kosten in Höhe von rund 1,1 Milliarden Euro zu."

10.52 Uhr: Hessens Ministerpräsident Roland Koch (CDU) hat die Chance auf eine europäische Opel-Lösung auf "fifty-fifty" eingeschätzt. "Wir warten auf ein Signal aus den USA."

12.33 Uhr: Führende deutsche Wirtschaftsforscher äußern sich kritisch zu den Rettungsversuchen des Staates für Opel. Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn warnte vor zu hohen staatlichen Sicherheiten. Auch der Chefvolkswirt des Hamburgischen WeltWirtschaftsInstituts (HWWI), Michael Bräuninger, betrachtet Staatshilfen für den Autobauer Opel kritisch. "Ich sehe einen Eingriff des Staates mit ausgesprochener Skepsis", sagte Bräuninger dem Abendblatt. Eine Rettung durch den Staat würde wegen der Überkapazitäten auf dem Automarkt dazu führen, dass bei VW und Ford mehr Stellen abgebaut werden. "Und damit würde der Staat für eine Verzerrung des Wettbewerbs sorgen", sagte Bräuninger.

13.35 Uhr: Der angeschlagene Autobauer Opel benötigt nach einem Bericht der "Automobilwoche" bis kommenden Mittwoch 300 Millionen Euro frisches Geld, sonst ist die Insolvenz unausweichlich

14.00 Uhr: Die Vorbereitungen für ein zweites Spitzentreffen zur Opel-Rettung in Berlin beginnen. Mit dabei: die Staatssekretäre des Wirtschafts- und Finanzministeriums, Vertreter von GM und der US-Regierung sowie der an einer Opel-Übernahme interessierte österreichisch-kanadische Zulieferer Magna. Kanzlerin Merkel, Finanzminister Peer Steinbrück (SPD), Wirtschaftsminister zu Guttenberg und die Ministerpräsidenten der vier Bundesländer mit Opel-Standorten wollten sich nur dann einschalten, wenn die Gegenseite fertige Vorverträge vorlegt.

16.40 Uhr: Der kanadische Autozulieferer Magna legt ein neues Konzept für eine Opel-Übernahme vor.

17.23 Uhr: Magna und GM haben sich auf ein Konzept für die Übernahme des angeschlagenen deutschen Herstellers geeinigt.

18.42 Uhr: Der britische Handelsminister Peter Mandelson bezeichnet eine Übernahme der Autokonzerne Opel und Vauxhall durch den Autozulieferer Magna als "sehr wahrscheinlich".

19.00 Uhr: Das von GM und Magna ausgearbeitete Konzept wird zunächst auf der "Fachebene" geprüft, bevor sich die Politiker von Bund und Ländern damit befassen. Die Ergebnisse dieser Beratungen wurden bis Redaktionsschluss nicht bekannt.