Führerschein-Eklat um Marco Reus: Der Fußball-Star wurde seit 2011 ins sechs Fällen erwischt. Jetzt erhielt der Nationalspieler von der Dortmunder Staatsanwaltschaft einen drastischen Strafbefehl.

Dortmund. Während sich seine Mannschaftskameraden in der Fußball-Bundesliga derzeit mühsam gegen den drohenden Abstieg stemmen, hat Borussia Dortmunds verletzter Superstar Marco Reus noch ganz andere Sorgen. Wie die „Bild“-Zeitung am Donnerstag berichtet, muss der Nationalspieler wegen Fahrens ohne Führerschein 540.000 Euro Strafe zahlen. „Das war eine Dummheit“, sagte Reus dem Blatt.

Der Dortmunder Oberstaatsanwalt Henner Kruse bestätigte der Zeitung die Vorwürfe gegen Reus, der demnach zwischen September 2011 und März 2014 mindestens sechsmal vorsätzlich ohne Fahrerlaubnis mit dem Auto unterwegs gewesen sein soll. „Ihm ist deshalb ein Strafbefehl von 90 Tagessätzen in einer Gesamthöhe von 540.000 Euro zugestellt worden“, sagte Kruse dem Blatt.

Reus habe zwar im Alter von 18 Jahren Fahrstunden genommen, jedoch nie eine Prüfung gemacht. „Ich habe mich damals leider entschieden, diesen Weg zu gehen. Die Gründe kann ich heute selbst nicht mehr nachvollziehen“, erklärte der 25-Jährige.

Der Nationalspieler soll bei einer Verkehrskontrolle nach einem Bericht des WDR einen gefälschten niederländischen Führerschein vorgezeigt haben. Das geht aus dem entsprechenden Strafbefehl hervor, der dem Rundfunksender vorliegt, hieß es in einer Mitteilung des WDR.

„Die Verurteilung ist abgeschlossen, deshalb kann ich dazu nichts sagen“, erklärte die Dortmunder Oberstaatsanwältin Barbara Vogelsang auf Anfrage. Laut WDR soll in dem Strafbefehl, der dem Sender nach eigenen Angaben vorliegt, stehen: „Im Jahr 2009 verschafften Sie sich über eine unbekannt gebliebene Kontaktperson einen niederländischen Führerschein, bei dem Ihnen bekannt war, dass Sie durch diesen keine Berechtigung erhalten, in Deutschland Kraftfahrzeuge zu führen. Bei diesem handelt es sich um eine Fälschung. (.).“

Klopp über Reus: „Er ist falsch abgebogen“


Überrascht zeigte sich der BVB-Chefcoach über die Verfehlung von Reus, die für den unerwartet in den Abstiegskampf geratenen Meister von 2011 und 2012 zur Unzeit kommt. „Er ist maximal einsichtig und als ganz junger Kerl falsch abgebogen“, sagte Jürgen Klopp nach einem längeren Gespräch mit ihm und dem Training am Donnerstag, an dem auch Reus nach seinem auskurierten Außenbandriss im Sprunggelenk teilnahm. „Nun ist er erwischt worden, kriegt eine außergewöhnlich hohe Strafe und das ist auch gut so.“ Wenn er die Strafe bezahlt, gehe es ganz normal weiter. „Jetzt ziehen wir einen Strich drunter und es geht normal weiter“, meinte Klopp.

Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke hat Marco Reus inzwischen die „komplette Solidarität“ des gesamten Vereins zugesichert. „Wir stehen zu Marco wie eine Eins“, sagte er am Donnerstag bei Sky Sports News.

BVB-Boss Watzke zeigt Verständnis für Reus


Watzke zeigte sogar Verständnis dafür, dass Reus seinen Fehler jahrelang verschwieg und nicht korrigierte. „Marco hat sich zu dem Schritt entschieden, ohne Führerschein zu fahren, als er 18 oder 19 Jahre alt war. Anschließend erst kam diese unfassbare Prominenz“, erklärte der BVB-Boss der Zeitung „Die Welt“. „Da konnte er natürlich schwerlich zu einer Fahrschule fahren und sagen: „Ich möchte gern den Führerschein machen'. Das wäre ja sofort rausgekommen, und es war ja bekannt, dass er schon zuvor Auto gefahren war.“

Reus war offenbar im März mit seinem Sportwagen von der Polizei für eine Kontrolle angehalten worden, dabei fiel den Beamten auf, dass er ohne Führerschein unterwegs war.

Laut „Bild“ war der Bundesliga-Profi in den vergangenen Jahren bereits mehrfach wegen überhöhter Geschwindigkeit geblitzt worden. Trotz der Knöllchen war der Polizei anscheinend nie aufgefallen, dass der BVB-Profi gar keine Fahrerlaubnis besitzt. Erst bei einer Kontrolle am Trainingsgelände konnte Reus keinen Führerschein vorzeigen.

Große Reue bei Marco Reus


„Ich habe meine Lehren daraus gezogen. So etwas passiert mir nie wieder“, beteuerte Reus. Für den BVB-Star ist die Strafe ein weiterer Tiefpunkt im Jahr 2014, in dem er seinem Club mehrfach länger verletzt fehlte und zudem die Fußball-WM in Brasilien verpasste.

Reus‘ Arbeitgeber reagierte indes mit Zurückhaltung auf die Schlagzeilen um seinen Superstar. „Wir haben mit Marco gesprochen. Er sieht seinen Fehler ein, spricht selbst von einer großen Dummheit“, erklärte BVB-Sprecher Sascha Fligge am Donnerstag. „Er hat versprochen, dass so etwas nicht wieder vorkommt“, sagte Fligge.

„Weil wir Marco nicht nur als Sportler, sondern auch als Mensch sehr schätzen, sehen wir keinen Grund, an seinen Worten zu zweifeln.“ Ob Reus disziplinarische Maßnahmen seitens des Vereins zu erwarten hat, wurde nicht mitgeteilt.

Bußgeld berechnet sich nach Einkommen 


Das Bußgeld für Deutschlands Fußballer des Jahres 2012 berechnet sich anhand seines Einkommens. Bei den 90 Tagessätzen geht die Staatsanwaltschaft von einem Netto-Monatseinkommen von 180.000 Euro aus. Vorbestraft wäre Reus damit nicht.

Er will den Strafbefehl nach Angaben der „Bild“ sofort akzeptieren. „Heute weiß ich: Ich war in dieser Situation viel zu naiv“, sagte Reus. Er will sich angeblich nun bei einer Fahrschule anmelden und möglichst bald seine Führerschein-Prüfung nachholen.