Freud über seine Kindheit

Tief in mir begraben lebt noch immer das glückliche Freiberger Kind fort, der erstgeborene Sohn einer jugendlichen Mutter, der aus dieser Luft, aus diesem Boden die ersten unauslöslichen Eindrücke empfangen hat.

Brief an den Freiberger Bürgermeister, 1931

Wenn man der unbestrittene Liebling der Mutter gewesen ist, so behält man fürs Leben jenes Eroberungsgefühl, jene Zuversicht des Erfolges, welche nicht selten wirklich den Erfolg nach sich zieht.

aus: Freud zum Vergnügen, Reclam-Verlag

Freud über sein Bild in der Öffentlichkeit

Ich darf nicht (. . .) auf die Liebe vieler Menschen rechnen. Ich habe sie nicht erfreut, getröstet, erhoben. Ich hatte es gar nicht in Absicht, wollte nur forschen, Rätsel lösen, ein Stückchen Wahrheit aufdecken. Dies mag vielen wehe, manchen wohlgetan haben, beides nicht meine Schuld, nicht mein Verdienst. Es scheint mir ein des Verwunderns würdiger Zufall, daß neben meiner Lehre meine Person überhaupt etwas Aufmerksamkeit auf dich gezogen hat.

Brief an Romain Rolland, 1926

Freud über die Liebe

Wir werden uns wiederum allein in Eurem so netten Zimmerchen finden (. . .) und wir werden von der Zeit sprechen, da nicht der Wechsel von Tag und Nacht, nicht das Eindringen Fremder, kein Abschied und keine Besorgnis uns trennen wird.

Brief an seine Verlobte Martha Bernays, 1882

Der Ehemann ist sozusagen immer nur ein Ersatzmann, niemals der Richtige.

aus: Freud zum Vergnügen, Reclam-Verlag

Freud über die Arbeit

Es war ein heißer Nachmittag im Sommer gewesen, ich hatte in den Abendstunden meine Vorlesung über den Zusammenhang der Hysterie mit den Perversionen gehalten, und alles, was ich zu sagen wußte, mißfiel mir so gründlich, kam mir alles Werts entkleidet vor. Ich war müde, ohne Spur von Vergnügen an meiner schweren Arbeit, sehnte mich weg von diesem Wühlen im menschlichen Schmutz, nach meinen Kindern und nach den Schönheiten Italiens.

aus: Freud zum Vergnügen

Freud und Einstein

Mit Einstein habe ich zwei Stunden geplaudert. (. . .) er ist heiter,

sicher und liebenswürdig und versteht von Psychologie so viel wie ich von Physik, und so haben wir uns sehr gut gesprochen.

Freud über Einstein in einem Brief an Sandor Ferenczi, 1927

Ich bin mir dessen bewußt, daß die menschliche Aggressivität sich auch in anderen Formen und unter anderen Bedingungen betätigt (z. B. Bürgerkrieg, früher aus religiösen, heute aus sozialen Ursachen heraus, Verfolgung von nationalen Minderheiten). Ich habe aber bewußt die repräsentativste und unheilvollste, weil zügelloseste Form des Konfliktes unter menschlichen Gemeinschaften hervorgehoben, weil sich an ihr vielleicht am ehesten demonstrieren läßt, wie sich kriegerische Konflikte vermeiden ließen.

Warum Krieg? Brief von Einstein an Freud, 1933

Weggefährten über Freud

Sein schöner Mund schien immer leise zu lächeln, obwohl seine Augen, tief und leicht asymmetrisch eingesetzt unter der gewölbten Stirn (mit jenen Furchen, die der Meißel eines Meisters schnitt), nichts zu erkennen gaben. Seine Augen waren für mich nicht sprechend. Ich kann nicht einmal sagen, daß es traurige Augen waren.

Hilda Doolittle, Dichterin und Freud-Patientin

Ich bin dem Menschen Freud nur einmal begegnet (. . .), am Samstag nachmittag des 28. Januar 1939 besuchten wir ihn zum Tee. Ich neige nicht zur Heldenverehrung, auch nicht bei Menschen, die ich kennenlernte. Fast alle berühmten Leute sind enttäuschend oder langweilig oder beides zugleich. Freud war nicht so; ihn umgab eine Aura, nicht von Berühmtheit sondern von Größe.

Virginia Woolf, Schriftstellerin

Die Psychoanalyse ist jene Geisteskrankheit, für deren Therapie sie sich hält.

Karl Kraus, Kritiker und Herausgeber der "Fackel", nachdem er sich mit Freud überworfen hatte