Roman

Die Liebe ist ein seltsames Spiel . . .", sang Connie Francis in den 60er Jahren, "sie kommt und geht von einem zum andern. Sie nimmt uns alles, doch sie gibt auch viel zu viel . . ." Ach ja, die Liebe. Was mehr gibt es über sie zu sagen als diese paar Sätze, in denen doch eigentlich alles enthalten ist. "Liebe", glaubt auch Hector, ein französischer Psychiater, der sich beruflich wie privat mit Herzensdingen beschäftigt, "Liebe ist die Quelle unserer größten Glückseligkeit, Liebe verursacht unser schmerzlichstes Unglück." Connie Francis in den Worten von François Lelord, ebenfalls Psychiater und außerdem Erfinder von Hector, denn Hector ist eine Romanfigur.

Seit einem Jahr hält sich "Hectors Reise oder die Suche nach dem Glück" schon in den Bestsellerlisten, nun hat der philosophierende Globetrotter erneut seine Praxis abgeschlossen und sich auf die Reise gemacht: in Lelords zweitem Roman, "Hector und die Geheimnisse der Liebe". Diesmal führt das moderne Märchen den rührend naiven Protagonisten im Auftrag eines Pharmakonzerns nach Kambodscha und China. Auf der Suche nach Forschungsergebnissen eines Professors, der Gefühle chemisch steuern kann, erfährt Hector mehr über das mysteriöse Wesen der Liebe, als ihm zuweilen lieb ist. In Regeln, die er "Kleine Blüten" nennt, notiert er, wie es sich so verhält mit der Liebe. "Wahre Liebe ist, wenn man immer errät, worauf der andere Lust hat", heißt es da oder "Eifersucht ist mit Liebe untrennbar verbunden".

Wer nun aber meint, mit dem Buch Selbstfindungsliteratur nach Art von Paulo Coelho in den Händen zu halten, liegt falsch. Nicht mit der Selbstfindung vielleicht, aber doch mit Coelho. Denn auch wenn man sich einige Seiten lang an Lelords zuweilen grenzwertig naiven Erzählstil gewöhnen muß, sind Hectors Abenteuer eine über weite Strecken poetische und beiläufig lebenskluge Lektüre, die - wenn man denn unbedingt einen Vergleich sucht - eigentlich am ehesten an eine Mischung aus "Gullivers Reisen" und den Romanen des Norwegers Jostein Gaarder erinnert. Das mag streckenweise trivial erscheinen. Aber das sind auch die schönsten Liebeslieder nicht selten - und man hört sie trotzdem immer wieder gern.

François Lelord: Hector und die Geheimnisse der Liebe . Piper, 221 Seiten; 16,90 Euro.