Mitte der 90er-Jahre, findet Andreas Höll, Kulturredakteur beim Mitteldeutschen Rundfunk, ist Fußball ein Popphänomen geworden. Fans, Spieler und Kulturschaffende würden alle am Gesamtkunstwerk Fußball mitarbeiten. "Und wem die Stunde schlägt, der erlebt oder schafft gar Halbzeiten für die Ewigkeit", dröhnt er im Vorwort zu seinem ansonsten sehr unterhaltsamen Buch. Interessant, was er als kulturelles Trüffelschwein alles ausgegraben hat.

Er analysiert die Entwicklung des Gesangs in der Fußballnationalmannschaft bis zu ihrem heutigen Verstummen, entwickelt eine Phänomenologie des Torjubels und stellt endlich einmal dar, welche (Eigen-) Tore der Fußball im Feld der bildenden Kunst erzielt hat. Im Kapitel "Fußball und Poesie" finden sich auch selten gelesene Werke, wie zum Beispiel Ror Wolfs Beitrag zum WM-Endspiel 1966 zwischen Deutschland und England, das mit dem umstrittenen dritten "Tor" eine entscheidende Wende nahm: "Ein Mann kam an mit Namen Bachramov,/ er kam aus Russland, und ein andrer Mann,/ mit Namen Dienst, er kam aus Basel an./ Nun war gesorgt für Unterhaltungsstoff." (vob)

Andreas Höll: Halbzeiten für die Ewigkeit. Über die wichtigste Nebensache der Welt. Kiepenheuer, 184 Seiten, 12,50 Euro.