Das Land Brandenburg wird mehr und mehr zum Gefahrengebiet. Das Zentrum der Stadt Elsterwerda wurde evakuiert.

Elsterwerda. Das Hochwasser hält Brandenburg fest im Griff. Wegen der steigenden Pegel werden in der südbrandenburgischen Stadt Elsterwerda seit Mittwochnachmittag Teile der Innenstadt geräumt. Das habe der regionale Katastrophenstab angeordnet, teilte das Potsdamer Innenministerium mit. Von dieser Maßnahme sind rund 2500 Menschen betroffen. Patienten eines Klinikums werden auf andere Häuser in der Umgebung verteilt. Bereits am Mittag hätten die Schüler des Elsterschloss-Gymnasiums das Gebäude verlassen müssen, sagte ein Polizeisprecher. Die Schüler bekamen "flutfrei". Auch in Bad Liebenwerda bedroht das steigende Wasser der Schwarzen Elster die Innenstadt. Hier ist ebenso mit einer Evakuierung zu rechnen. Die Vorbereitungen dafür laufen seit Stunden.

Die Fluten der Pulsnitz drückten in der Nacht zu Mittwoch nach Brandenburg und erreichten an der Landesgrenze bei Ortrand (Oberspreewald-Lausitz) die Autobahn A13. Daraufhin sperrte der zuständige Landkreis die Strecke zwischen dem sächsischen Thiendorf (Kreis Meißen) und dem brandenburgischen Ruhland komplett. Für die Spree am Pegel Spremberg (Spree-Neiße) wurde in der Nacht zum Mittwoch die Stufe 4 erreicht. Die Stadt errichtete aus Sandsäcken zwei Notdeiche, um Wohngebiete und Gärten im Uferbereich zu schützen. Brandenburgs Umweltministerin Anita Tack (Linke) wollte ihren Urlaub abbrechen und am Mittwoch in betroffene Gebiete Südbrandenburgs fahren. Dort will sie sich ein Bild von der Lage machen und Hilfsmaßnahmen koordinieren.

Derweil zog in Sachsen Umweltminister Frank Kupfer (CDU) bereits ein erstes Fazit: Die schlimmsten Befürchtungen seien nicht eingetreten. „Die Lage entspannt sich merklich“, sagte auch eine Sprecherin des Görlitzer Kreises am Mittwochvormittag. Deswegen sei am Mittwochmorgen der Katastrophenalarm für die Stadt Görlitz aufgehoben worden. Auch viele Straßen seien wieder befahrbar.

Erst vor sieben Wochen hatte eine Flutkatastrophe Schäden in Höhe von rund 800 Millionen Euro angerichtet. Drei Menschen waren ums Leben gekommen. Kupfer sagte, die Regierung habe noch keinen Überblick über die Schäden des neuen Hochwassers. Angespannt blieb die Lage mancherorts in Sachsen aber noch: Im Landkreis Meißen bestand der in der Nacht zuvor ausgerufene Katastrophenalarm zunächst weiter. Hier waren die Pegelstände nach Angaben des Lagezentrums der Polizei unverändert. Auch an der Talsperre Quitzdorf bei Niesky im Kreis Görlitz war am Abend das automatische Entlastungssystem angesprungen, um ein Überlaufen zu verhindern. Ein Teil des Wassers wurde in die umliegende Region abgelassen.

An der Elbe in Dresden und im nordsächsischen Mockrehna-Schöna wird für die kommenden Tage noch ein Pegelstand von deutlich über fünf Metern erwartet, was aber in Dresden kein Problem darstellt.