Mit drastischen Schilderungen hat der Staatsanwalt Oscar Pistorius in die Mangel genommen. Außerdem wurde ein umstrittenes Video gezeigt. Pistorius brach erneut zusammen.

Pretoria. „Wie eine Melone“ sei Reeva Steenkamps Kopf durch einen Schuss von Oscar Pistorius „explodiert“. Zu diesem drastischen Vergleich, illustriert von einem schockierenden Foto der tödlich verletzten jungen Frau, hat der Staatsanwalt im Mordprozess gegen den südafrikanischen Sprintstar gegriffen. Garrie Nel, bekannt für seine harschen Befragungen vor Gericht, wurde seinem Ruf am Mittwoch mehr als gerecht. Pistorius brach erneut in Tränen aus.

Gegen den Einspruch der Verteidigung wurde vor Gericht auf Verlangen Nels ein Video präsentiert, das Pistorius bei Schießübungen mit anderen zeigt. Die im März im britischen Sender Sky News veröffentlichten Aufnahmen zeigen den Paralympics-Star, wie er mit sichtlichem Spaß mit einem Gewehr auf eine Wassermelone schießt.

Im Hintergrund sind Lachen und Scherzen zu hören, dann die Stimme eines Mannes, der beim Anblick der platzenden Wassermelone sagt: „Sie ist viel weicher als ein Gehirn (...) – das ist ein Zombiekiller.“ Der Begriff aus gewaltreichen Videospielen, den der Staatsanwalt bei seiner Befragung gleich ins Spiel brachte, wird südafrikanischen Medien zufolge zuweilen als rassistisches Slangwort benutzt. Pistorius gab zu, dass es seine Stimme war.

„Sehen Sie den Einschlag der Munition in die Melone? Sie ist explodiert, nicht wahr?“ fragte der Staatsanwalt dann den Angeklagten. Dieser nickte. „Sie wissen, dass dasselbe mit Reevas Kopf passiert ist, er ist explodiert, schauen Sie (...)“, fügte Nel an.

Und während er ein Foto des blutüberströmten Kopfes von Pistorius' Freundin zeigte, rief er: „Ich weiß, Sie wollen das nicht sehen, weil Sie keine Verantwortung übernehmen wollen, aber es ist Zeit, das anzuschauen und Verantwortung für Ihre Taten zu übernehmen!“ Pistorius erklärte stockend und unter Tränen, er wolle nicht noch einmal ein Foto sehen, das ihn quäle. Die Anhörung wurde daraufhin kurz unterbrochen.

Reeva Steenkamps Mutter June wendete den Blick ab und senkte den Kopf, als das Foto ihrer Tochter gezeigt wurde. Ihr Anwalt Dup de Bruyn legte ihr den Arm um die Schultern.

„Ich versuchte wirklich, die Blutungen zu stoppen“

Zu Beginn seiner Befragung hatte Nel bereits die Tonlage vorgegeben. Als Pistorius von einem „Fehler“ in Bezug auf Steenkamp sprach, wurde Nel laut und fragte ihn: „Sie haben einen Fehler gemacht? Sie haben einen Menschen getötet, das haben Sie getan! Sie haben auf sie geschossen und sie getötet, wollen Sie nicht die Verantwortung dafür übernehmen?“

Zuvor hatte Pistorius beteuert, er habe seine Freundin nicht töten wollen. „Ich hatte nicht die Absicht, Reeva zu töten, Frau Richterin, und auch sonst niemanden“, sagte Pistorius auf eine entsprechende Frage. Er schilderte auch, wie er vergeblich versucht habe, nach seinen Schüssen auf Steenkamp das Leben seiner Freundin zu retten.

„Ich versuchte wirklich, die Blutungen zu stoppen, ich versuchte wirklich, Reeva atmen zu helfen“, sagte er. Aber seine Freundin sei bereits tot gewesen, als er sie in den Armen hielt, fügte Pistorius hinzu. „Ich konnte nichts mehr für sie tun.“

Pistorius hatte sich am Montag erstmals seit der Tat am 14. Februar 2013 öffentlich zu dem Fall geäußert und sich bei Steenkamps Familie entschuldigt. Er hatte seine Freundin in seinem Haus in Pretoria durch die Toilettentür erschossen. Der Sportler beteuert, er habe sie für einen Einbrecher gehalten. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm jedoch vor, seine Freundin nach einem Streit ermordet zu haben.