Der Anwalt, der die Angehörigen der Amok-Opfer von Winnenden betreut, ist empört über das Vorgehen der Stuttgarter Staatsanwaltschaft.

München. Der Anwalt von Angehörigen der Amok-Opfer von Winnenden, Uwe Krechel, hat die Stuttgarter Staatsanwaltschaft und die Eltern des Todesschützen scharf kritisiert. Das Entschuldigungsschreiben der Eltern des 17-jährigen Amokläufers bezeichnete der Strafverteidiger im Magazin „Focus“ laut Vorabbericht als „taktisches Manöver“, das der Anwalt des Ehepaars K. gefahren habe, um einen öffentlichen Prozess zu vermeiden.

Krechel zufolge sind die Ermittlungen gegen den Vater abgeschlossen. Es stehe fest, dass die Schusswaffe, mit der sein Sohn 15 Menschen erschossen hat, aus seinem Schlafzimmer stamme. Von der ermittelnden Staatsanwältin wisse er aus Gesprächen, dass sie die Eltern ebenfalls als Opfer ansehe, sagte der Anwalt und sprach von einem „abgekarteten Spiel“.

Alles laufe darauf hinaus, das Verfahren gegen den Vater mit einem Strafbefehl zu beerdigen. „Der Entschuldigungsbrief war das öffentliche Reuezeugnis, das es der Staatsanwaltschaft leicht macht, die Ermittlungen kommod abzuschließen“, kritisierte er. Der Stuttgarter Staatsanwaltschaft warf der Bonner Rechtsanwalt vor, „einen öffentlichen Prozess“ verhindern zu wollen. Man wolle vermeiden, „dass weitere Polizeipannen offenbart“ würden, sagte er dem Magazin.

Laut Krechel verweigert die Staatsanwaltschaft den Hinterbliebenen seit vier Monaten Akteneinsicht. „Das ist für meine Mandanten ein demütigender Zustand. Die Angehörigen wollen wissen, warum ihre Liebsten sterben mussten“, sagte er. Er fügte hinzu: „Sie wollen Antworten und bekommen keine. Das ist eine Schweinerei.“

Die Eltern des Amokläufers hatten sich vor rund einer Woche in Briefen an die Familien der 15 Todesopfer und der 2 schwer verletzten Polizisten gewandt. Darin sprachen sie den Angehörigen ihr Mitgefühl aus und schilderten die eigene Verzweiflung und Ratlosigkeit.