Nach den Briefen der Eltern des Amokläufers von Winnenden an die Angehörigen der Opfer wird es nun tatsächlich zu einem Treffen der Familien kommen.

Stuttgart. Die Aussprache werde in "absehbarer Zeit" stattfinden, sagte Hardy Schober, Vorsitzender des Aktionbündnisses Amoklauf Winnenden gestern. Und das, obwohl viele Angehörige den Brief als "sehr allgemein und unpersönlich" kritisierten. Schober, der bei dem Blutbad seine 15 Jahre alte Tochter Jana verlor: "Das Schreiben ist mehr von Selbstmitleid als von Mitgefühl für die Betroffenen geprägt." Die Eltern des Todesschützen Tim K. (* 17) hatten sich fünf Monate nach dem Amoklauf erstmals an die Familien der 15 Toten sowie der zwei schwer verletzten Polizisten gewandt. Auszüge aus dem Schreiben: "Es fällt uns sehr schwer, Ihnen diesen Brief zu schreiben. Wir möchten Ihnen nicht noch mehr weh tun. Wir befürchten, das Falsche zu sagen... Andererseits könnten Sie aufgrund unseres bisherigen Schweigens denken, dass unsere eigene Trauer um unseren Sohn und unsere zerstörte Existenz uns die Sicht auf das versperrt, was er angerichtet hat ... Sie dürfen versichert sein, dass kein Tag vergeht, an dem wir nicht an Sie und all diejenigen denken, die durch unseren Sohn einen ihrer liebsten Menschen verloren haben ... Es zerreißt uns, dass Tim sich uns nicht mitgeteilt hat ... Wir wissen nicht, wie Tim zu dieser Tat fähig war. Nur eines wissen wir sicher: Die Pistole, die Tim benutzt hat, kam aus unserem Haus ... Wir wissen, dass es uns an dieser Stelle nicht zusteht, für Tim oder für uns um Vergebung zu bitten. Wir möchten Sie aber wissen lassen, dass das Geschehene uns aus tiefstem Herzen leid tut."