Im Fall des Augsburger Polizistenmordes soll einer der beiden Tatverdächtigen bereits vor mehr als 30 Jahren einen Beamten erschossen haben.

Augsburg. Ein Fall, der bundesweit für Entsetzen sorgte, könnte kurz vor der Aufklärung stehen: Zwei Monate nach dem Mord an eine Augsburger Poliziste n haben die Fahnder zwei Tatverdächtige festgenommen . Die Männer seien vom Zugriff in Augsburg und Friedberg am Donnerstag vollkommen überrascht gewesen, berichtete die Polizei. Sie hätten bei der Aktion, die gegen Mittag stattfand, keinen Widerstand geleistet. Bei den Festgenommenen soll es sich nach Informationen der "Augsburger Allgemeinen“ um ein Brüderpaar im Alter von 53 und 58 Jahren handeln.

Einer der beiden, Rudi R., habe vor 36 Jahren schon einmal einen Polizisten erschossen, schrieb das Blatt. Bei einem Tankstellenüberfall mit einem Komplizen an der damaligen Autobahnraststätte Augsburg-Nord soll er einen plötzlich auftauchenden 31 Jahre alten Beamten tödlich getroffen haben und dafür zu zweimal lebenslänglich plus acht Jahre Freiheitsentzug verurteilt worden sein. Über einen Jahrzehnte zurückliegenden Polizistenmord durch einen der Festgenommenen berichteten auch die "Nürnberger Nachrichten“. Nach Informationen des Bayerischen Rundfunks soll es sich bei beiden um bekannte Personen aus dem Augsburger Kriminellen-Milieu handeln. Ein Zusammenhang zur sogenannten Russenmafia oder der Neonazi-Szene sei derzeit nicht erkennbar.

In der Nacht zum 28. Oktober 2011 hatte ein 41 Jahre alter Polizist im Augsburger Siebentischwald versucht, zwei Männer auf einem Motorrad zu kontrollieren. Bei der anschließenden Verfolgungsjagd mit einer Schießerei wurde der Beamte tödlich getroffen. Seine Kollegin erlitt leichte Verletzungen durch einen Streifschuss. Zuletzt war eine Belohnung von 100.000 Euro für Hinweise zur Klärung des Polizistenmordes ausgesetzt.

Schon länger im Visier der Fahnder

Polizei und Staatsanwaltschaft äußerten sich zu den Berichten nicht und gaben am Donnerstag aus ermittlungstaktischen Gründen keine weiteren Informationen. Sie verwiesen stattdessen auf eine für Freitag, 14.00 Uhr angesetzte Pressekonferenz, an der nach Angaben des Innenministeriums auch Ressortchef Joachim Herrmann und Justizministerin Beate Merk (beide CSU) teilnehmen werden.

Wie die Münchner "Abendzeitung“ vorab berichtete, sollen die Männer bereits seit längerem im Visier der Ermittler gewesen sein. Sie wurden dem Bericht zufolge am Donnerstag vernommen und sollten am Freitag dem Haftrichter vorgeführt werden. Wie die "Augsburger Allgemeine" berichtete, wurden die Männer zeitgleich von Sondereinsatzkommandos (SEK) überwältigt. Einer der Männer sei in Augsburg in seinem Auto gestellt worden, der andere in der Nachbarstadt Friedberg.

Seehofer begrüßt Festnahme

Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) begrüßte die Festnahmen. "Die hohe Leistungsbereitschaft, die Geduld und die Hartnäckigkeit der Ermittler zahlen sich aus“, sagte er. "Ich war mir immer sicher, dass Polizei und Justiz alles tun, damit solche kaltblütigen Mörder gefasst werden.“

Der stellvertretende Landesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei, Peter Schall, sagte, die Beamten sähen die Festnahmen mit einem großen Gefühl der Freude und der Erleichterung. Zum einen müssten sie jetzt nicht mehr befürchten bei einer Verkehrskontrolle an die Verdächtigen zu geraten. Zum anderen nehme "jeder Polizist gerne Straftäter fest und besonders in eigener Sache.“