Ein dpa-Korrespondent wurde nach dem 15. Verhandlungstag im Kachelmann-Prozess in Mannheim vorläufig festgenommen.

Mannheim. In dem Vergewaltigungs-Prozess um Wettermoderator Jörg Kachelmann hat eine Frauenärztin den Zustand des mutmaßlichen Opfers nach der angeblichen Vergewaltigung als „ruhig und gefasst“ beschrieben. Die Frau habe berichtet, dass sie mit einem Messer bedroht worden sei, sagte die Ärztin vom Uniklinikum Heidelberg, die das vermutliche Opfer am Tag nach der vermeintlichen Tat untersucht hatte, am Mittwoch vor dem Landgericht in Mannheim. Sie habe ihr Verletzungen am Hals gezeigt, nicht geweint und auf alles geantwortet.

An dem letzten Verhandlungstag vor einer mehrwöchigen Pause bis Anfang Dezember kam es zugleich zu einer heftigen Auseinandersetzung um die Rolle der Medien. Anlass war ein Exklusivvertrag, den eine Zeugin vor ihrer Vernehmung mit der Illustrierten „Bunte“ abgeschlossen hatte. Dies sei eine „Unverschämtheit und Missachtung des Gerichts“, sagte Kachelmanns Verteidiger Klaus Schroth. Die Zeugin, eine ehemalige Geliebte des Moderators, hatte am Montag ausgesagt. Sie hatte in ihrer Vernehmung zugeben müssen, dass sie über ihren Anwalt einen Exklusivvertrag abgeschlossen hatte. Staatsanwalt Lars-Torben Oltrogge kritisierte daraufhin die Pressearbeit der Verteidigung. Ein „medialer Berater“ Kachelmanns habe ihm schon vor Anklageerhebung mitgeteilt, dass die Verteidigung im Falle einer Anklage an die Presse gehen werde. „Er hat auch gesagt, dass das zum Teil auf dem Rücken der Nebenklägerin erfolgen werde.“

Nach Ende des 15. Verhandlungstags wurde auch ein dpa-Korrespondent vor dem Gerichtsgebäude in Mannheim vorläufig festgenommen worden. Dem Redakteur der Deutschen Presse-Agentur wurde die Festnahme mit dem Verdacht begründet, die Richter der 5. Großen Strafkammer des Mannheimer Landgerichts illegal abgehört zu haben. Die dpa-Chefredaktion wies diesen Vorwurf entschieden zurück und protestierte gegen die „massive Behinderung der Berichterstattung“. Kachelmann soll laut Anklage eine 37-jährige Ex-Geliebte mit einem Messer bedroht und vergewaltigt haben. Das mutmaßliche Opfer, eine Radiomoderatorin, wurde bereits ausführlich vernommen. Kachelmann weist die Vorwürfe zurück. Indirekt war am Mittwoch einiges über die Vernehmung der Ex-Geliebten vom Montag zu erfahren. Die Försterin hatte darin unter Ausschluss der Öffentlichkeit unter anderem über ein Telefonat berichtet, das Kachelmann am Tag nach der angeblichen Tat mit ihr geführt habe. Nun sagte die Freundin der Försterin aus, diese habe am Telefon gesagt: „Du, ich habe mit Jörg telefoniert, und das war ganz komisch.“

Kachelmann habe „total bedrückt und fahrig“ gewirkt – so gab es die Freundin aus zweiter Hand in der öffentlichen Sitzung wieder. Die Beziehung zwischen Kachelmann und der Försterin sei zwischenzeitlich recht angespannt gewesen. „Bei so viel Anspannung ist es nur logisch, dass es irgendwann zum Knall kommt“, sagte die Freundin der Försterin. Doch welche Spannungen sie genau meinte, blieb unklar. Im Januar dieses Jahres hatte sich die Försterin von Kachelmann getrennt, war aber weiter mit ihm in Kontakt geblieben. Das Telefonat am Tag nach der möglichen Tat könnte als belastendes Indiz gewertet werden. Einen weiteren Tag später schrieb Kachelmann eine Mail an den Mitteldeutschen Rundfunk. Darin sagte er „auf ärztlichen Rat“ eine geplante Fortsetzung der MDR-Talksendung „Kachelmann Spätausgabe“ ab. Er wolle nicht als „Deisler reloaded“ enden oder als Heulsuse oder Schlimmeres, schrieb er in der Mail, die in der Sitzung vorgelesen wurde. Der Fußballspieler Sebastian Deisler hatte seine vielversprechende Karriere wegen psychischer Probleme beenden müssen. Die Verteidigung verlas jedoch eine weitere Mail, in der Kachelmann schon im Januar angekündigt hatte, er wolle keine weiteren Talksendungen moderieren.