Kachelmann sieht sich gezwungen, seine Karriere als Moderator zu beenden. Der Prozess wegen Vergewaltigung mache ihm eine Rückkehr unmöglich. Außerdem will er in Zukunft treu sein.

Berlin. Der Prozess gegen Wettermoderator Jörg Kachelmann (52) wird voraussichtlich bis zum 21. Dezember andauern. Aber unabhängig vom Ausgang dieses Prozesses wegen des Vorwurfs der Vergewaltigung will Kachelmann einem Zeitungsbericht zufolge seine TV-Karriere beenden. Staatsanwaltschaft und Medien hätten sein „angebliches Privatleben“ in die Öffentlichkeit gezerrt und ihm eine weitere TV-Fernsehlaufbahn damit kaputt gemacht, wie er der „Bild“-Zeitung (Mittwoch) sagte. Kachelmann: „Das Kapitel Fernsehen ist dadurch für mich beendet worden.“ Die ARD traf diese Aussage überraschend. „Jörg Kachelmann hat uns im Vorfeld nicht informiert“, sagte eine Sprecherin der ARD-Programmdirektion am Mittwoch. „Es ist sein gutes Recht, als Privatmann über seine Zukunftspläne zu sprechen. Wir haben Kachelmanns Aussagen zur Kenntnis genommen, werden uns zum Fall aber erst nach Prozessende äußern.“

Kachelmann hatte im Wechsel mit anderen Moderatoren bis zu seiner Inhaftierung vorwiegend die Wetter-Prognose vor der „Tagesschau“ um 20 Uhr und nach den „Tagesthemen“ spätabends präsentiert. Den Mitteldeutschen Rundfunk (MDR) hatte Kachelmann bereits Anfang 2009 darüber in Kenntnis gesetzt, dass er die Moderation der Freitags-Talkshow „Riverboat“ abgeben werde. Das war lange vor den Ereignissen zu Beginn dieses Jahres. Der Wetter-Experte war im März unter dem Verdacht festgenommen worden, seine Ex-Geliebte vergewaltigt zu haben. Dies bestreitet er vor Gericht.

In Zukunft wolle er hinter die Kamera wechseln und nur noch als Redakteur bei seiner Firma Meteomedia AG arbeiten, sagte er weiter. Das Unternehmen, das unter anderem für TV-Sender Vorhersagen macht, hatte er 1990 gegründet.

Auch für sein künftiges Privatleben hat sich Kachelmann einiges vorgenommen: „Ich war nicht immer treu, offen und ehrlich mit meinen Partnerinnen... Wenn ich in Zukunft eine Beziehung führe, werde ich monogam leben.“ Wo er später wohnen werde, wisse er noch nicht. „Vielleicht werde ich erst mal mit meiner Mutter zusammenwohnen“, sagte er der Zeitung.

Keine Änderungen bei ARD-Wetter nach Kachelmanns TV-Aus

Nach dem angekündigten TV-Aus von Jörg Kachelmann wird das Wetter im Ersten und den Dritten Programmen vorläufig weiter von einem Trio präsentiert. „Die Verträge für die Wettersendungen laufen mit der Meteomedia AG, nicht mit Herrn Kachelmann“, sagte Claudia Scheibel, Sprecherin der zuständigen WDR Mediagroup. Bis Kachelmanns Unternehmen Gespräche mit der ARD aufnehme, gelte die seit März gültige Regelung mit Claudia Kleinert, Sven Plöger und Alexander Lehmann. Scheibel sagte, vor dem Ende des Prozesses gegen Kachelmann seien keine Gespräche zu erwarten.

Auch Urs Knapp, Mitgesellschafter der für Meteomedias Pressearbeit zuständigen Beratungsfirma Farner Consulting, bestätigte der Agentur die Regelung. Diese sei „erfolgreich und wird weitergeführt“.

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Vernehmung abgeschlossen - Kachelmanns Anwalt optimistisch

Insgesamt mehr als 20 Stunden lang wurde Jörg Kachelmanns ehemalige Geliebte an vier Verhandlungstagen vernommen - doch weiter steht im Vergewaltigungsprozess gegen den Fernsehmoderator Aussage gegen Aussage. Bei der Vernehmung war die Öffentlichkeit ausgeschlossen, und so versuchten beide Seiten am Mittwoch, das Ergebnis für sich zu reklamieren. Die 37-Jährige beschuldigt Kachelmann, er habe sie mit einem Messer bedroht und vergewaltigt. Da er die Vorwürfe bestreitet, ist ihre Glaubwürdigkeit entscheidend für den Ausgang des Prozesses.

Kachelmanns Verteidiger Reinhard Birkenstock zeigte sich zufrieden mit dem Verlauf der Befragung . „Meines Erachtens hat die Vernehmung der Anzeigeerstatterin uns unserem Ziel, der Rehabilitierung des Herrn Kachelmann, sehr viel näher gebracht“, sagte Birkenstock. Staatsanwalt Lars-Torben Oltrogge formulierte später: „Ich halte das für Wunschdenken“. Er wollte sich ansonsten nicht zum Verlauf der Vernehmung äußern.

Die Nebenklägerin und Ex-Geliebte hielt nach Angaben von Prozessbeteiligten an ihren Vorwürfen fest. „Sie wirkte sehr angespannt“, sagte ein Beteiligter. Zwischendurch sei sie in Tränen ausgebrochen. Auch einer von Kachelmanns Anwälten äußerte Mitgefühl. „Das ist schon eine Tortur“, sagte Verteidiger Klaus Schroth. Die Frau, die als Nebenklägerin in dem Prozess auftritt, war während der Aussage von einer Videokamera gefilmt worden. Ihr Bild wurde auf eine große Leinwand projiziert, damit die neun Gutachter ihre Mimik beobachten konnten.

Die Richter hätten sehr gründlich gefragt, sagte Schroth. Wohl auch aus diesem Grund konnte die Befragung durch die Verteidigung am Mittwochvormittag abgeschlossen werden. Die Verteidigung behielt sich allerdings vor, ihr später im Prozess noch ergänzende Fragen zu den Chat-Protokollen zu stellen. Die rund 1400 Seiten elektronischer Korrespondenz könnten in dem Verfahren noch eine Rolle spielen. Angeblich verraten sie viel über die langjährige Beziehung zwischen Kachelmann und seiner Geliebten.

Am Nachmittag wurde schließlich der Therapeut der Nebenklägerin, der Heidelberger Psychiater und Traumatologe Günter Seidler, als Zeuge befragt. Er sollte unter anderem über eine mögliche posttraumatische Belastungsstörung des mutmaßlichen Opfers berichten. Auch hierfür wurde die Öffentlichkeit ausgeschlossen.