Eine Journalistin hat in Frankreich Chancen, Carla Bruni als erste Dame des Landes abzulösen. Valérie Trierweiler steht an der Seite von François Hollande.

Paris. Die eine stand jahrzehntelang im Scheinwerferlicht, die andere als Beobachterin beruflich daneben. Carla Bruni und Valérie Trierweiler stehen an der Seite der beiden wichtigsten Kontrahenten im Kampf um das Präsidentenamt in Frankreich. Beide sind Karrierefrauen, Mütter, und auch wichtige Beraterinnen ihrer Männer.

Die Politik-Journalistin Valérie Trierweiler (47) rückt an der Seite ihres Lebensgefährten François Hollande zunehmend ins Rampenlicht - auch gegen ihren Willen. Denn der sozialistische Herausforderer des um seine Wiederwahl kämpfenden konservativen Präsidenten Nicolas Sarkozy hat gute Chancen, in wenigen Wochen in den Elysée-Palast in Paris einzuziehen.

Frankreichs mögliche neue „Première Dame“ hat fast zwei Jahrzehnte für das Magazin „Paris Match“ als politische Redakteurin gearbeitet. Sie ist sozusagen das Gegenmodell zur bisherigen Präsidentengattin Carla Bruni-Sarkozy (44). Stammt das Ex-Model mit der lasziven Gesangstimme aus einer begüterten Industriellenfamilie, so wuchs die Mutter dreier halbwüchsiger Söhne als Valérie Massonneau mit fünf Geschwistern in ärmlichen Verhältnissen in Angers auf. Die Mutter besserte die bescheidenen Einkünfte ihres kriegsversehrten Ehemannes als Kassierin in einer Eissporthalle auf. Als energisch und durchsetzungsfähig gilt die Journalistin, deren Äußeres gerne mit dem unterkühlt-nüchternen Charme einer Katharine Hepburn verglichen wird.

Anders als Carla Bruni fehlt Valérie Trierweiler die Erfahrung im Scheinwerferlicht. Sie bat daher ihre Kollegen per Twitter um Geduld, als ihr François Präsidentschafts-Kandidat der Sozialisten wurde: „An meine Journalisten- und Fotografen-Freunde: Lasst mir Zeit! Die Zeit zu verstehen und zu lernen. Aber ich werde schnell lernen!“ Das war im vergangenen Oktober - nun scheint die eingeforderte Schonzeit vorbei zu sein. „Valérie, die Charme-Trumpfkarte des François Hollande“ lautet die Überschrift auf dem Titelblatt der jüngsten Ausgabe, mit der ihr Arbeitgeber „Paris Match“ um Käufer wirbt.

Die als temperamentvoll beschriebene Trierweiler reagierte aufgebracht. „Was für ein Schock, sich selbst auf der Titelseite des eigenen Blattes zu entdecken!“, schrieb sie den gut 16.600 Anhängern ihres Twitter-Accounts und hielt ihrem Arbeitgeber „Sexismus“ am internationalen Frauentag vor. Der reagierte gelassen übers gleiche Medium, bestätigte zwar mangelnde Absprache, berief sich aber auf die redaktionelle Unabhängigkeit. „Du solltest das am besten verstehen!“, mahnte die Redaktion die langjährige Mitarbeiterin.

Begonnen hatte ihre Beziehung mit Hollande bei einem der Interviews, die die schlanke Brünette mit dem charmanten Lächeln und dem halblangen Haar für „Paris Match“ mit dem Spitzenpolitiker führte. Seit 2005 - so die Buchautorin und Journalistin Constance Vergara - blühte die Liebe zwischen den beiden im Verborgenen. Die renommierte Politik-Journalistin war damals mit dem Kollegen Denis Trierweiler verheiratet, er noch mit Ségolène Royal zusammen, die 2007 gerade als Kandidatin für das höchste Amt im Staat in den Ring ging. Erst nach Royals Niederlage gegen Nicolas Sarkozy erfuhr die Öffentlichkeit von der Trennung des damaligen Traumpaares.

Seine mittlerweile zum Fernsehen gewechselte und geschiedene neue Lebensgefährtin gilt als die Frau, die den stets etwas gemütlich wirkenden langjährigen Sozialistenchef auf Vordermann brachte. Ganz Frankreich staunte über Hollandes Metamorphose: Sichtbar abgespeckt punktete er mit moderner, neuer Brille und elegantem Äußeren bei der Vorwahl der Sozialisten. „Sie ist die Frau meines Lebens“, hatte Hollande der Zeitschrift „Gala“ gesteckt, als er seine Beziehung zu der Journalistin öffentlich machte.

Zwar hat sie im Hauptquartier des sozialistischen Kandidaten ein Büro, versucht aber ebenso wie Sarkozy-Gattin Carla Bruni große Inszenierungen zu vermeiden. Beide Frauen bleiben im Wahlkampf lieber diskret im Hintergrund. Um keine politischen Verwicklungen zu provozieren, hat Trierweiler sogar ihre eigene Karriere erst einmal dem Wahlkampf untergeordnet: Als Journalistin hat sie sich beruflich vorübergehend aus der Politik zurückgezogen und moderiert stattdessen Kultursendungen. Trotz der Wut über die nicht abgesprochene Titelstory will sie bei „Paris Match“ nicht kündigen. Sie müsse immerhin ihren Lebensunterhalt verdienen und auch für ihre drei Kinder finanziell aufkommen, meint sie pragmatisch.