Die gefährdete Baugrube in Köln soll bis Ende der Woche mit Stahlverstärkungen abgesichert werden, um sie im Notfall fluten zu können.

Köln. Die zusätzlichen Hochwasser-Sicherungen an einer gefährdeten U-Bahn-Baugrube in der Kölner Innenstadt sollen bis Ende der Woche fertig sein. Das gaben die Kölner Verkehrsbetriebe (KVB) nach einer Krisensitzung am Dienstag bekannt. Bis dahin sollen Stahlverstärkungen angebracht und Vorbereitungen getroffen werden, damit die Grube im Notfall geflutet werden kann. Dies könnte nötig werden, um bei steigendem Grundwasserspiegel die Stabilität der Baukonstruktion am Heumarkt zu gewährleisten.

Nach immer neuen Berichten über Pfusch beim U-Bahnbau prüfen die Stadt Köln und die KVB als Bauherrin auch, den Vertrag mit den beteiligten Bauunternehmen zu kündigen. „Das muss aber genau abgewogen werden“, sagte KVB-Vorstandssprecher Jürgen Fenske. Denn als Folge einer Kündigung könne es zu weiteren erheblichen Verzögerungen beim U-Bahnbau kommen. Das Baufirmen-Konsortium unter Federführung des Mannheimer Konzerns Bilfinger Berger sei in der Pflicht zu erklären, wie es zu den Unregelmäßigkeiten gekommen ist.

Bisher ist die Antwort der Unternehmen aus Sicht von Stadt und KVB „unzureichend“. Es sei auch noch nicht dargelegt worden, wie ähnliche Missstände künftig verhindert werden sollten. In den vergangenen Tagen gab es immer wieder neue Berichte über Baumängel. Auch über systematischen Betrug bei dem U-Bahnbau wird spekuliert. Für 28 unterirdische Schlitzwände - sie dienen der Stabilität - sollen falsche Vermessungsprotokolle angefertigt worden sein.

Stabilisierende Eisenbügel fehlen an einigen Stellen in drastischen Ausmaßen: Am Heumarkt waren nur 17 Prozent der vorgeschriebenen Bügel eingebaut worden, der Großteil soll abgezweigt und an einen Schrotthändler verkauft worden sein.

Bilfinger Berger hatte auf Fragen von KVB und Stadt bisher nur mit der Auskunft reagiert, bei den Bauprotokollen seien „vielleicht aus Software-Unverständnis“ Fehler gemacht worden. Drei Mitarbeiter, die in leitender Funktion beim U-Bahnbau tätig waren, seien freigestellt worden. Das gesamte Bauprojekt hat nach Angaben von Bilfinger Berger ein Volumen von 400 Millionen Euro, der größte Teil sei schon abgewickelt.

Die Baustelle am Heumarkt könnte nach Experten-Einschätzung instabil werden, wenn der Rheinpegel auf vier Meter steigt. Derzeit liegt er klar unter der Drei-Meter-Marke, ab dem Wochenende werden aber steigende Werte erwartet. „Beim Kölner Baugrund handelt es sich um durchlässigen Kiesbaugrund, das heißt, wenn der Rhein hochkommt, steigt das Grundwasser in gleichem Maße“, erläuterte der Präsident der Ingenieurkammer-Bau NRW, Heinrich Bökamp, in einem dpa-Gespräch.

„Wenn die Grube nicht rechtzeitig stabilisiert werden kann, bleibt eine Flutung die einzige Möglichkeit“, sagte Bökamp. So werde erreicht, dass der Druck von innen und außen gleich ist. „Das Fluten geht recht schnell und birgt vergleichsweise geringe Risiken für umliegende Häuser.“

Wer Schuld hat an den Missständen ist noch völlig unklar. Die Staatsanwaltschaft ermittelt inzwischen in drei parallelen Fällen: Zum einen gegen Unbekannt nach dem Einsturz des Historischen Archivs am 3. März 2009 . Das Unglück steht im Zusammenhang mit dem U-Bahnbau und forderte zwei Menschenleben. Ein zweites Verfahren richtet sich gegen zwei Mitarbeiter von Baufirmen. Der Verdacht laute hier auf Betrug und Fälschung technischer Aufzeichnungen, sagte Oberstaatsanwalt Günther Feld. Zudem ermittelt die Behörde „in Sachen Eisenklau“ gegen rund zehn Verdächtige.