Der Vierfachmord von Eislingen ist nach einer Woche aufgeklärt. Der 19-jährige Freund des Sohnes legte ein Geständnis ab, teilte die Polizei in Ulm mit. Demnach beging er die Tat zusammen mit dem 18-jährigen Sohn. Dieser schweigt allerdings weiter.

Noch im vergangenen Jahr soll der 18- Jährige friedlich auf dem Jakobsweg von den Pyrenäen bis nach Santiago de Compostela gepilgert sein. In der Nacht zu Karfreitag soll er nun gemeinsam mit einem 19 Jahre alten Schulfreund seine gesamte Familie in Eislingen (Baden-Württemberg) kaltblütig ausgelöscht haben. "Wir waren das zusammen", habe der 19-jährige Frederik am Donnerstag bei seiner Vernehmung gestanden und damit den 18-jährigen Andreas schwer belastet. Dieser schweige noch immer, teilte Oberstaatsanwalt Christof Lehr am Freitag in Ulm mit.

Mit diesem Geständnis ist traurige Gewissheit geworden, was viele schon vermutet hatten. Der Vierfachmord war ein Familiendrama. Eine "Tat im Stillen", nannte sie der Leiter der Soko "Familie", Armin Reutter. Kein Nachbar bemerkte etwas von der Bluttat. Denn vermutlich mit Schalldämpfern streckten die Täter ihre wehrlosen Opfer nieder. Die Schalldämpfer fand die Polizei gemeinsam mit den möglichen Tatwaffen in Waffenverstecken, die der 19-Jährige zuvor preisgegeben hatte.

Bei der Suche nach einem Motiv tappt die Polizei noch im Dunkeln. Erst müsse geklärt werden, was passiert sei. Danach würden sich die Ermittler um das Warum kümmern, sagte Lehr. Auch ist noch nicht klar, ob die Tat von langer Hand geplant gewesen sei. Denn schließlich wurden die beiden Tatwaffen vermutlich bei einem Einbruch in die Schützengilde Eislingen im vergangenen Oktober gestohlen. Dort war Andreas bis zuletzt Mitglied, Frederik war bereits ausgetreten.

Einzig in den Tatverlauf konnten die Ermittler etwas Licht ins Dunkel bringen: Nach Polizeiangaben verlassen die Eltern des 18- Jährigen am Donnerstag um 21 Uhr ihre Wohnung, um sich mit Freunden in einer nahe gelegenen Gaststätte zu treffen. Zeitgleich brechen auch die Männer aus der Wohnung der Eltern des 19-Jährigen auf.

Die Ermittler gehen davon aus, dass sie sich auf den Weg zur elterlichen Wohnung des 18-Jährigen machen. Dort schauen die beiden Schwestern Annemarie und Christine gerade vom Bett aus Fernsehen, als die Täter das Feuer eröffnen. Neun Kugeln treffen die 24-jährige Schwester, mit zehn Kugeln wird die 22-jährige getötet. Der Fernseher läuft weiter - bis am nächsten Tag die Polizei eintrifft.

Gegen 23 Uhr gehen die zwei jungen Männer nach Polizeiangaben in die Gaststätte, setzten sich dort an den Tisch der Eltern, plaudern friedlich. Die Eltern ahnen nicht, dass ihre beiden Töchter tot sind - umgebracht vom eigenen Sohn. Nach einer halben Stunde verlassen Frederik und Andreas das Lokal wieder und kehren an den Tatort zurück. Dort warten sie nach Polizeiangaben auf die Eltern des 18- Jährigen. Kurze Zeit nachdem Vater und Mutter in die Wohnung kommen, schießen die Täter. Acht Kugeln töten den Vater, drei die Mutter. Die Opfer tragen noch ihre Straßenkleidung, als sie sterben.

Erst an Karfreitag um 10.42 Uhr alarmierte der 18-Jährige nach Angaben der Staatsanwaltschaft völlig aufgelöst die Polizei. Gemeinsam mit einem Freund habe er die Leichen seines 57 Jahre alten Vaters, seiner 55-jährigen Mutter sowie der beiden Schwestern entdeckt. Die Ermittler nehmen die beiden "dicken Freunde" aber schon früh ins Visier - und behalten Recht.