Der Designer sammelte Kunst - von Picasso bis Warhol. Jetzt will sein Erbe dafür mehr als 300 Millionen Euro.

Paris. Die bei einem Autounfall in Paris tödlich verunglückte britische Prinzessin Diana (* 36) sagte einmal: "Ich spreche nur drei Worte Französisch: Yves Saint Laurent." Das sagt alles über die Wertschätzung des genialen Modeschöpfers, dessen Kundinnen aus der ganzen Welt kamen.

Ein Dreivierteljahr nach seinem Tod wird in Paris seine Kunstsammlung verkauft - Experten sprechen von der "Auktion des Jahrhunderts".

Yves Saint Laurents langjähriger Lebensgefährte Pierre Berge (78) trennt sich von 733 Werken aus der gemeinsamen Sammlung. Zusammen mit dem Auktionshaus Christie's versteigert er sie von heute an bis Mittwoch im Grand Palais neben den Champs-Élysees. Die seit den 60er-Jahren zusammengetragene Sammlung mit Werken Alter Meister, von Picasso und Matisse, mit Möbelstücken, Skulpturen und Silber gilt als echter Schatz und wird auf mehr als 300 Millionen Euro geschätzt. "Ich tue das ohne Bedauern und ohne Nostalgie", sagt Berge. Nun, da Saint Laurent tot sei, habe sie ihre Bedeutung für ihn verloren. Der Geschäftsmann und der Modemacher hatten sich 1958 kennengelernt, als Saint Laurent erste Erfolge bei Dior feierte. Was jetzt versteigert wird, stammt aus Wohnungen und Häusern, die das Paar in Paris, im nordfranzösischen Deauville, in Marrakesch und Tanger unterhielt. Unter den Schätzen ist ein Bild aus der kubistischen Schaffensphase von Pablo Picasso, das allein auf bis zu 30 Millionen Euro geschätzt wird, und ein Stilleben von Henri Matisse, das 18 Millionen Euro bringen soll. Streit gab es bis zuletzt um zwei Bronzeskulpturen, die China für sich beansprucht - einen Hasen- und einen Rattenkopf. Beide sind je zehn Millionen Euro wert. Britisch-französische Truppen sollen sie im zweiten Opiumkrieg 1860 in Peking gestohlen haben. Die Figuren gehörten zu einem Brunnen, auf dem die zwölf chinesischen Tierkreiszeichen abgebildet waren. Ein Richter will heute entscheiden, ob sie verkauft werden dürfen.

Unter den Hammer kommen Dutzende Gemälde von Edgar Degas, Paul Gauguin, Edouard Manet, Henri de Toulouse-Lautrec, Gustav Klimt, Andy Warhol, Edvard Munch und zwei Werke des Holländers Piet Mondrian, dessen Markenzeichen Saint Laurent in seinen Entwürfen verarbeitete: Das "Mondrian"-Kleid mit dem schwarzen Gittermuster und den Farbvierecken sorgte in den 60er-Jahren für Aufsehen. Er habe schon immer eine Leidenschaft für Kunst gehabt, sagte der im Juni mit 71 Jahren gestorbene "YSL" einmal, da sei es doch ganz normal, dass die Kunst seine Mode beeinflusst habe.

Für die Ausstellung der Sammlung bauten 150 Arbeiter im Grand Palais die Räume nach, die der Modemacher und Berge in Paris bewohnten. Allein der Katalog kostet 200 Euro. Ein Teil des Erlöses fließt in die Berge-Saint-Laurent-Stiftung, der Rest in die Aids-Forschung.