Der Streit in der Formel 1 blieb nicht folgenlos. FIA-Präsident Max Mosley hat nach wochenlangem Machtkampf zum Rückzug geblasen.

Neuss. Es war zu schön, um wahr zu sein: Der Frieden in der Formel 1 ist nach nicht mal 48 Stunden in ernsthafter Gefahr. Max Mosley ging schon wieder zum Angriff über und nahm vor allem Ferrari-Chef und FOTA-Boss Luca di Montezemolo ins Visier. Der Präsident des Internationalen Automobilverbandes FIA kritisierte aufs Schärfste das seiner Meinung nach unkorrekte Verhalten der Teamvereinigung FOTA nach der am Mittwoch verkündeten Einigung im Dauer-PS-Zoff. Mosley drohte, seine Rückzugsentscheidung nun doch wieder zu überdenken, die FOTA habe die Medien in die Irre geführt.

„Wenn Sie wünschen, dass unsere Vereinbarung eine Überlebenschance hat, dann müssen Sie und die FOTA ihre Handlungen sofort richtigstellen“, forderte Mosley in dem Brief an di Montezemolo, aus dem Medien übereinstimmend zitierten. Ein Sprecher von Ferrari bestätigte der Deutschen Presse-Agentur dpa am Freitag, dass Montezemolo Mosley bereits geantwortet habe. Darin habe man erklärt, die Einigung, die Mosley am Mittwoch in Paris verkündet habe, zu akzeptieren. Weitere Details wurden nicht bekanntgegeben.

Mosley, der die FOTA-Teams auch schon als „Verrückte“ tituliert hatte, erzürnte, dass die acht Rebellen-Rennställe der Presse erklärt hätten, dass er selbst aus der Formel 1 heraus sei und an seiner Stelle FIA-Senatschef Michel Boeri Hauptansprechpartner sei. Dies sei, wie die FOTA auch wisse, „komplett unwahr“. Dass er zugestimmt haben soll, keine Rolle mehr nach seiner Amtszeit bei der FIA zu übernehmen, sei „völliger Unsinn“. Zudem beklagte er, dass die FOTA gegenüber der Presse angedeutet habe, er sei ein „Diktator“ gewesen. Dies beleidige die Mitglieder des 26-köpfigen Weltrats der FIA, die seit 1980über Regeln und das Prozedere der Formel 1 abstimmen würden. „Sie müssen die falschen Aussagen, die gemacht wurden, richtigstellen und keine weiteren solche Statements machen“, so Mosley.

„Max Mosley geht im Formel-1-Krach wieder in die Offensive“, titelte die Londoner „Times“ am Freitag. Die „Daily Mail“ berichtete von einem „wütenden Brief“. Der „Telegraph“ schrieb: „Max Mosley macht eine dramatische Kehrtwende über seine Zukunft als FIA- Präsident.“

Denn: Mosley überdenkt seine Optionen, wie er mitteilte. Im Klartext: Der 69-Jährige sinniert nun, ob er seine Ankündigung, im Oktober nach Ende der Amtsperiode abzutreten, nicht wieder verwirft. „Bis mindestens Oktober bin ich Präsident der FIA mit der vollen Autorität“, schrieb er. In der offiziellen FIA-Pressemitteilung vom Mittwoch hatte indes gestanden: „Mit Blick auf diese neue Einigung und der Aussicht auf eine stabile Zukunft für die Formel 1 hat FIA- Präsident Max Mosley seinen Beschluss bestätigt, nicht für eine Wiederwahl im Oktober zu kandidieren.“

Der Brief mit den deutlichen Worten des nach seiner Kapitulation plötzlich wieder kampfeslustigen Mosley war di Montezemolo noch vor der Pressekonferenz in Bologna am Donnerstag zugegangenen. Di Montezemolo und seine FOTA-Mitstreiter der weiteren sieben Rennställe McLaren-Mercedes, BMW-Sauber, Renault, Toyota, BrawnGP, Red Bull und Toro Rosso lobten darin Mosley für seinen Beitrag insbesondere in Sachen Sicherheit in der Formel 1.

Schon vor der vermeintlichen Lösung des monatelangen Streits um die Regeln für 2010 und dabei insbesondere die eigentlich geplante Budgetobergrenze von 45 Millionen Euro hatte Mosley klargestellt, dass er nur bei einem loyalen Verhalten seiner Gegner zu einem Kompromiss bereit sei. Nun aber fühlt sich der alles andere als konfliktscheue FIA-Herrscher offenbar übergangen, mögliche eigene Fehler stellte er nicht zur Diskussion. Dabei hatten es die Teams ihm auch überlassen, die Rettung der Formel 1 am Mittwoch zu verkünden. Eine Rettung, die offenbar zu schön war, um wahr zu sein.