In dem seit Monaten tobenden Streit um das künftige Formel-1-Regelwerk haben die Teams nun einen weiteren Kompromissvorschlag gemacht.

Neuss. Im seit Monaten tobenden Streit um das künftige Formel-1-Regelwerk hat die Teamvereinigung FOTA (Formula One Teams Association) vor dem britischen Grand Prix in Silverstone dem Automobil-Weltverband FIA einen möglicherweise letzten Kompromissvorschlag gemacht. Am Geburtsort der Formel 1, wo am 13. Mai 1950 das erste Rennen dieser Serie stattfand, könnte das drohende Ende damit vielleicht noch abgewendet werden. FIA-Präsident Max Mosley reagierte prompt, machte allerdings nur kleinere Schritte auf die Teams zu.

„Es ist der Moment gekommen, in dem wir alle im Interesse des Sports einen Kompromiss suchen und zu einem schnellen Abschluss der langwierigen Debatte um die WM 2010 kommen sollten“, schrieb die FOTA in einem vierseitigen Brief, der dem Sport-Informations-Dienst (SID) vorliegt, an Mosley und Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone.

Man hoffe, dass in Betracht gezogen werde, „dass dieser Brief eine signifikante Bewegung der Teams zeigt, von denen alle klar ihre Absicht geäußert haben, sich bis 2012 in diesem Sport zu engagieren. Wir regen daher nachhaltig, aber respektvoll an, dass Sie über diese Vorschläge nachdenken und versuchen, den möglichen Formel-1-Ausstieg einiger wichtiger Teams zu verhindern. Es ist Zeit, eine befriedigende und schnelle Lösung für die ausstehenden Probleme zu finden“, schreiben die FOTA-Teams, die mit diesem Vorschlag einen letzten Versuch unternehmen, die Situation noch zu retten.

Zumindest bekamen sie im Vorfeld des Großen Preises von England (Sonntag, 14.00 Uhr MESZ/live bei Premiere und RTL) eine schnelle Antwort, in der Mosley zwar auf seiner Frist zur bedingungslosen Einschreibung für die Saison 2010 bis zum Freitag (Geschäftsschluss) beharrt, der FOTA aber zumindest Nachverhandlungen über die offenen Streitpunkte nach diesem Zeitpunkt anbietet. Mosley wünscht, dass die Teams zunächst das Concorde Agreement von 1998 unterschreiben. Über Änderungen der Regeln könne man danach noch diskutieren.

Zum Ende seines Briefes, den die FIA ebenso wie das FOTA-Schreiben am Nachmittag auf ihre Internetseite setzte, kündigte Mosley an, allen Teams einzeln Briefe schicken zu wollen. Mit einer unterschriebenen Antwort sollen die Rennställe seine Vorschläge als bindend akzeptieren und ihre eigenen Bedingungen zurückziehen. Dass die Teams darauf ohne weitere schriftliche Garantien eingehen würden, ist allerdings momentan sehr unwahrscheinlich.

Unterschiedliche Auffassungen gibt es weiter zum Thema Budget-Obergrenze. Am Dienstag hatte der Weltverband erklärt, dass Gespräche mit der Finanzgruppe der FOTA tags zuvor zu keinem Ergebnis geführt hätten - was die FOTA anders sieht - und man daher an den vorgeschlagenen Regeln für 2010 mit der umstrittenen Grenze von 45 Millionen Euro nichts mehr ändern wolle. Mehrere Teams, allen voran Ferrari, haben offen mit dem Ausstieg aus der Formel 1 gedroht, falls diese Regeln so verabschiedet werden.

Nachdem sich FOTA und FIA weitgehend darüber einig sind, kein Zwei-Klassen-Reglement mit technischen Vorteilen für einen Teil der Teams einführen zu wollen, ist die von der FIA geplante Budgetgrenze der Hauptstreitpunkt. Hier schlägt die FOTA vor, ihre Beschränkungen für die Verwendung von Materialien noch teilweise zu verändern. Mosley stört daran allerdings „das Fehlen einer klaren Zahl“.

Mit der von der FOTA angeregten Kontrolle durch externe Buchprüfer wäre der Brite dagegen einverstanden. Nach FOTA-Wunsch soll eine Überwachung nicht die FIA, sondern eine externe Wirtschaftsprüfungsgesellschaft übernehmen, die ihre Ergebnisse dann einmal jährlich an den Weltverband meldet. Damit sollen auch sensible Firmendaten großer Automobilhersteller besser geschützt werden.

Einigkeit besteht darin, nur ein sportliches Reglement für alle haben zu wollen. Die FOTA-Forderung, den künftigen Cosworth-Motoren keine höheren Drehzahlen zu gestatten, wies Mosley allerdings mit dem Verweis auf fehlende Zeit zurück. Die Teams mit Cosworth-Motoren, die Neueinsteiger Campos, Manor und USF1, sollten dadurch aber keinen Vorteil haben, erklärte Mosley.