FC St. Pauli verabschiedete sich mit einem 0:3 beim VfB Stuttgart nach einer enttäuschenden Leistung widerstandslos aus dem Wettbewerb.

Stuttgart. Für die größte Überraschung dieser Zweitrundenpartie im DFB-Pokal sorgten einige Spieler des FC St. Pauli, als sie nach dem Abpfiff der 0:3-Pleite beim VfB Stuttgart betont enttäuscht und desillusioniert zu Boden gingen. Gerade so, als wäre bis zum Schluss mehr möglich gewesen, als hätten sie gekämpft, als hätte der kleine David gegen den Goliath aus der Bundesliga mutig und bravourös alles in die Waagschale geworfen. Ein Trugschluss! Tatsächlich hatten sie bereits 70 Minuten Zeit gehabt, um das deutliche Aus zu verarbeiten. Schon nach dem ersten Spielviertel war die einseitige Partie entschieden gewesen.

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Innerhalb von nur 100 Sekunden hatten die Stuttgarter durch Treffer von Ibrahima Traoré (21.) und Vedad Ibisevic (22.) eine komfortable 2:0-Führung herausgeschossen. Und zu allem Überfluss musste auch noch Markus Thorandt nach dem zweiten Gegentor mit Nackenschmerzen verletzt vom Feld. St. Paulis Abwehrchef hatte bereits Minuten zuvor seine Auswechslung angezeigt, verlängerte in seiner letzten Aktion aber noch eine Flanke von Cristian Molinaro unglücklich auf den sechs Meter vor dem Tor den frei stehenden Ibisevic. Beim Führungstreffer der Stuttgarter hatte bereits Torwart Philipp Tschauner keine gute Figur abgegeben, als er den haltbar scheinenden 30-Meter-Schuss Traorés nicht mehr entscheidend hatte abwehren können. "Wir haben das nur 20 Minuten ordentlich hinbekommen. Ich kann versprechen, dass wir das Spiel heute nicht mehr behandeln werden. Jetzt sind alle Augen auf 1860 gerichtet", sagte Michael Frontzeck enttäuscht.

St. Paulis Trainer hatte seine Mannschaft im Vergleich zum 3:2-Ligasieg gegen Dynamo Dresden auf vier Positionen umgestellt. Wie bereits in der zweiten Hälfte am Sonntag rückten Florian Bruns und Joseph-Claude Gyau für den formschwachen Akaki Gogia und den verletzten Kevin Schindler in die Mannschaft. Daniel Ginczeks Adduktorenprobleme ermöglichten Marius Ebbers einen Einsatz, und Dennis Daube spielte für den müden Florian Kringe, ordnete sich aber wie gegen Dresden in der offensiven Mittelfeldzentrale ein, während Bruns neben Kapitän Fabian Boll vor der Abwehr agierte.

Die Hoffnung, den Bundesligaachten mit frischen Kräften und ausgeprägter Physis in einen Pokalkampf verwickeln zu können, starb jedoch früh. Nach 20-minütigem Abtasten und den folgenden, vorentscheidenden Wirkungstreffern kontrollierten die ohne den Hamburger Martin Harnik angetretenen Schwaben die einseitige Partie endgültig. St. Pauli agierte viel zu passiv, fand nie einen Zugang zum Spiel. Die wie bereits beim 3:0-Erstrundensieg beim Offenburger FV in den Trikots der ruhm-reichen Pokalsaison 2005/2006 angetretenen Hamburger enttäuschten, trabten 90 Minuten lang uninspiriert über das Feld, während auch auf den Rängen des mit 26 100 Zuschauern nur spärlich besetzten Ovals keine typische Pokalatmosphäre aufkommen konnte. Es entwickelte sich ein Spiel, das - wie zuletzt von Sportdirektor Rachid Azzouzi öffentlich angeregt - bei Heimrecht der unterklassigen Mannschaft zumindest einen anderen Unterhaltungsfaktor gehabt hätte. Dass das Warten der Braun-Weißen auf ein Pokalheimspiel am Millerntor auch noch in ein siebtes Jahr gehen würde, unterstrich Stuttgarts Tamas Hajnal noch vor dem Seitenwechsel, als er nach Flanke von Christian Gentner unbedrängt zum 3:0 verwandelte. Fin Bartels hatte den VfB-Spielmacher gewähren lassen.

Frontzecks Miene verfinsterte sich, zumal erst Boll, später auch noch Jan-Philipp Kalla ausgewechselt werden mussten und die angespannte Personallage mit zahlreichen verletzten und angeschlagenen Spielern weiter verschärfen. St. Pauli verabschiedete sich letztlich im Schongang aus dem Pokalwettbewerb und versuchte, die letzten Körner Kraft für das schwere Auswärtsspiel am Sonnabend beim TSV 1860 München aufzusparen.

Die etwa 3000 St.-Pauli-Fans flüchteten in Sarkasmus, feierten einen "Auswärtssieg", kündigten an, nach "Berlin, Berlin", zu fahren, übten Torjubel auf Kommando und sorgten dafür, dass sich die Zusatzeinnahmen aus dem Pokal in Stuttgart sogar noch verminderten. Durch das Erreichen der zweiten Runde hatten sich die Hamburger etwa 230 000 Euro verdient. Doch statt eines möglichen Nachschlags von weiteren 300 000 Euro im Achtelfinale, erwartet den Klub nun eine Geldstrafe, da 20 Minuten vor dem Ende im Auswärtsblock Pyrotechnik gezündet wurde.

Somit waren alle Beteiligten froh, als der gute Schiedsrichter Peter Sippel die Partie pünktlich nach 90 Minuten und ohne weitere Verletzte abpfiff.

VfB Stuttgart: Ulreich - Rüdiger, Tasci (46. Maza), Niedermeier, Molinaro - Kvist - Okazaki, Gentner (46. Kuzmanovic), Hajnal, Traore - Ibisevic (67. Stöger).

FC St. Pauli: Tschauner - Kalla (64. Buchtmann), Avevor, Thorandt (24. Mohr), Schachten - F. Bruns, Boll (46. Funk) - Gyau, Daube, Bartels - Ebbers.

Tore: 1:0 Traore (20.), 2:0 Ibisevic (22.), 3:0 Hajnal (41.). Schiedsrichter: Sippel (München). Zuschauer: 26 100. Gelbe Karten: Ibisevic - Kalla.