Der Konkurrenzkampf beim HSV belastet Mladen Petric und Ersatztorwart Wolfgang Hesl. Transfer von Ex-Herthaner Gojko Kacar ist perfekt.

Längenfeld. Als der dritte Kommentar aus dem Kreis der Spieler in Richtung Trainer-Team herüberschallte, wurde es Armin Veh dann doch zu bunt. Die Sprüche konterte Veh mit einer einfachen Anordnung: Er verlängerte das ohnehin schweißtreibende Zirkeltraining im österreichischen Längenfeld. Der Befehl zur Zusatzschicht passt zum derzeitigen Reizklima im Ötztal.

Der immense Konkurrenzkampf fordert seinen Tribut. Dies gilt besonders für die Abwehr, schließlich gönnt sich der HSV mit dem neuen Torwart Jaroslav Drobny sowie den Verteidigern Dennis Diekmeier und Heiko Westermann hier gleich drei Neuzugänge.

Gestern machte der wohl größte Leidtragende seinem Ärger Luft: Wolfgang Hesl , der seinen Vertrag vor Saisonende um zwei Jahre verlängert hatte. Bei den Vertragsgesprächen wurde ihm sogar die Nachfolge des 37-jährigen Frank Rost als neue Nummer eins in Aussicht gestellt. Nach der überraschenden Verpflichtung von Drobny ist Hesl von diesem Ziel jetzt weiter denn je entfernt.

"Der Trainer hat mir gesagt, dass es ein Dreikampf mit den besseren Chancen für die anderen zwei ist", sagt Hesl und wirkt schwer genervt. Der Zorn des 24-Jährigen gilt dem Vorstand, dem der Torwart ein falsches Spiel vorwirft: "Es ist schon eine gewisse Enttäuschung da, weil sich nicht an Zusagen gehalten wird." Dabei wäre seine Situation leicht zu lösen gewesen, sagt Hesl: "Mein Vertrag wäre ausgelaufen, und ich hatte andere Möglichkeiten. Die habe ich jetzt nicht mehr." Ob er sich hintergangen fühlt? "Ich weiß jetzt zumindest: Wenn man etwas nicht schriftlich hat, zählt das nichts."

Dabei spricht die Personalie Drobny auch gegen Frank Rost. Als klare Nummer eins verlängerte Rost vergangene Serie seinen Vertrag bis 2011. Jetzt wurde ihm mit dem Ex-Berliner ein Konkurrent auf Augenhöhe vorgesetzt. Bislang kaut Rost den Satz: "Ich bin die Nummer eins" gebetsmühlenartig wieder, aber der Ärger ist programmiert. Das wissen beim HSV alle.

Auch Hesl: "Mir wurde gesagt, dass Jaros' (Jaroslav Drobny, d. Red.) Verpflichtung nichts mit meiner Leistung zu tun hatte", so der Torwart eindeutig zweideutig. Ob es an Rost lag, dessen zuweilen kritische Art dem Vorstand nicht sonderlich gefällt? Hesl: "Weiter will ich jetzt lieber nicht darauf eingehen."

Vorsichtig bleiben will auch Mladen Petric. Noch. Der selbstbewusste Kroate, der, wie er sagt, sein "ganzes Leben lang Spitze" gespielt hat, muss sich nun mit einer neuen Rolle anfreunden: auf der rechten Seite neben Paolo Guerrero, der als zentraler Mann hinter der einzigen Spitze Ruud van Nistelrooy (Veh: "Ruud kann nur ganz vorn spielen") als gesetzt gilt. "Ich war etwas überrascht", sagt Petric: "Das ist für mich schon eine Umstellung. Aber ich sehe noch nicht, dass das heißt, ich muss die ganze Saison Rechtsaußen spielen." Zumal er dort mit Jonathan Pitroipa, Romeo Castelen und Piotr Trochowski große Konkurrenz hat. Und der Kampf um die Stammplätze wird sich weiter verschärfen. Seit gestern Abend ist perfekt, dass Gojko Kacar, 23, von Hertha BSC für mindestens drei Jahre beim HSV unterschrieben hat. Er kostet rund viereinhalb Millionen Euro. Nächste Woche soll Kacar im Tiroler Trainingslager zur Hamburger Mannschaft stoßen. Ein Spieler mehr für das eh schon üppig besetzte Mittelfeld ...